
Als ich vor kurzem im High Roller-Newsletter völlig unerwartet die Ankündigung auf einen Re-Release des SANCTUS-Materials las, konnte ich kaum glauben, dass sich jemand tatsächlich dazu erbarmt hat, diese unglaubliche Musik auf VINYL zu pressen.
Im Jahr 1982, als Bands wie MANILLA ROAD ("Metal") oder auch MANOWAR ("Battle Hymns") noch dabei waren, ihren Stil zu finden, legten SANCTUS schon solch derart ausgearbeiteten (Proto) Epic Metal vor wie er zu dieser Zeit nicht häufig zu finden war. Das ganze mit einem massiven Synthesizer-Einsatz, den wohl zu der Zeit sonst nur WARLORD hatten, wobei SANCTUS gerade in dieser Hinsicht große Geschütze auffahren. Aber keine Angst, die Synthesizer verwässern die Musik zu keiner Sekunde, sondern tragen maßgeblich zu den epischen Stimmungen bei.
Das erste Demo ("Thy Disciples", 1982) beinhaltet 3 Songs, alle +/- 7 Minuten lang - zugleich auch die 3 den einen oder anderen schon bekannten Songs, da diese auf youtube zu finden sind. Umwerfender und mitreißender kann man Musik nur schwer komponieren, sagenhaft schöne Melodien und epische Stimmungen zum Träumen.
Das zweite Demo ("Gates of Sorrow", 1983) startet zunächst recht ungewöhnlich mit dem melodischen, fast schon soften "Run For Cover", das zwar ohne die Epik-Komponente auskommt, jedoch trotzdem überzeugt. Doch mit dem Titeltrack "Gates of Sorrow", welcher für die Band untypisch hart und gitarrenlastig ausfällt, bewegt man sich schnell und siegessicher wieder auf das epische Terrain zurück. Wie fast immer wird der Song von leidenschaftlichen Soloparts gekrönt. Und mit dem letzten Song, dem völlig phänomenalen "Temple In The Sky" verewigen SANCTUS ihren besten Song: ein melancholisch-mystisches Synth-Intro läutet das Jahrhundertwerk ein, bevor ein schleppendes Riff dem Song Schub verleiht bis man dann einmal mehr von einem vollkommen genialen Gitarren/Synth-Soloduell in höhere Sphären geschleudert wird.
Neben den beiden Demos enthält die Compilation noch 3 weitere, 1983 aufgenommene Songs, die allesamt etwas melodischer, jedoch immer noch kauzig genug ausfallen sind. Das einzige was man der Compilation ankreiden kann ist, dass die Trackliste nicht der Originalreihenfolge der Demos folgt, sondern die Songs (nach welchem Prinzip auch immer) durcheinandergewürfelt daherkommen. Schade, eine Aufmachung als Anthologie wäre dem ganzen gerechter geworden.
Auf der anderen Seite gibt es allerdings keinen besseren Abschluss als "Temple In The Sky" - was soll DANACH denn noch kommen?
Als musikalische Vergleichsparameter fallen mir einzig und allein WARLORD ein, allerdings eben mit noch massiverem Synthesizer-Einsatz und auf die kauzige, typisch britische Art gespielt.
So, Herr Kuntz, Herr rapanzel und Herr Pavlos, nun schildert doch auch mal Eure Höreindrücke, sonst denkt hier wieder jeder, dass das totales Gerumpel ist, nur weil ich die Vorstellung gemacht hab.

Herr Odium: kaufen!
