Kubi hat geschrieben:Das alles hast du ja schon im "Ende des Musikjournalismus"-Thread angesprochen. Und ich kann dir da auch zu großen Teilen nicht wideresprechen. Aber der Soundcheck ist kein Übel des Musikjournalismus, sondern ein Übel der Musikhörer, die sich nicht die Mühe machen (wollen) oder die Zeit haben, sich durch Dutzende Reviews pro Woche zu lesen, um zu erforschen, was ihnen ggf. gefallen könnte. Denen können diese Noten durchaus zur Orientierung dienen, um überhaupt in der VÖ-Flut einen kleinen Überblick zu behalten. Dass dabei VÖs untergehen können, ist wahr, lässt sich aber leider nicht vermeiden. Dennoch kann man nach einer Weile den Geschmack gewisser Leute einschätzen und von da ableiten, ob man sich Alben anhören sollte. So wie es der Prof bspw. bei holg machen kann. Oder du bei Rüdiger.
Die Vorstellung bei jeder Rezension gleich einen musikhistorischen Kontext herzustellen und ewig lang über jede Platte zu schreiben, scheitert einfach an der Masse der VÖs. Selbst, wenn jeder in der Redaktion nur die besprechen würde, die gefallen, wären das schon zu viele. Das ist als romantisches Ideal toll, in der Realität aber offensichtlich nicht durchführbar
Zwei Sachen noch:
1. Ich denke, es ist grundfalsch, sich nach dem Geschmack und dem Anspruch der breiten Masse zu richten - egal, ob im Journalismus oder in der Musik selbst. Das ist unehrlich und unethisch. Indem Ihr die Verantwortung einfach auf die Musikhörer abschiebt, macht Ihr es Euch zu einfach. Eliten sind nichts schlechtes. Eliten setzen Maßstäbe, an denen sich breitere Bevölkerungsteile orientieren können. Wenn Ihr Eure eigenen Ansprüche immer weiter runterschraubt, nur um auch den letzten Wackengänger nach seiner Facon bedienen zu können, dann kommt das einer bedingungslosen Kapitulation gleich. Stattdessen solltet ihr versuchen, die Leser von Euren hohen Ansprüchen zu überzeugen. Eine der Kernaufgaben des Journalismus, war es ursprünglich, aufzuklären, zu bilden und korrigierend auf Mißstände zu wirken oder zumindest zu kommentieren. Das geht mit einer "wir machen das, womit wir die meisten Leute erreichen"-Politik völlig verloren. Ich persönlich halte das zudem für moralisch fragwürdig.
2. Dieses "romantische Ideal" sollte doch gerade im Internet durchführbar sein. Diesen Punkt habe ich schlicht immer noch nicht verstanden. Ihr müsst doch nicht von Powermetal.de leben, wieso steuert Ihr dann so stark auf Quantität statt Qualität hin. Was wollt Ihr denn letztlich mit dieser Übernahme von Praktiken aus dem Printsektor erreichen? Worin besteht konkret die "Weiterentwicklung als Magazin", von der Du gesprochen hast, wenn Ihr im Endeffekt nur die Fehlentwicklungen der Printmagazine kopiert? Was spricht denn in der Realität dagegen, so wie der Prof auch gemeint hat, die Masse der zu rezensierenden VÖs so einzuschränken, dass wirklich eine fundierte Berichterstattung möglich wird?