von Fire Down Under » 30. September 2019, 00:58
Ich packe es mal hier rein, mein Bericht vom Ryorchestra-Konzert vom Freitag (fĂĽrs DFF geschrieben):
Menschenskinder, was war das eben für ein rauschender Konzertabend in der Glockenbachwerkstatt zu München? Es spielten auf: RYORCHESTRA aus Nippon, die einen eklektisch-entfesselten Zeuhl-Irrsinn auf der Bühne entfachten, dass einem nur so schwindling wurde. "Zeuhl, was ist das denn? Kann man das essen?" mag sich jetzt vielleicht der Ein oder Andere denken - kurz gefasst kann man es so skizzieren: Zeuhl ist - als eigenständige Musikrichtung von der französischen Musiziertruppe Magma ins Leben gerufener Musikstil - eine besondere Form des Jazz-Rock, die sich insbesondere durch repetitive Motive sowie kontinuierliche Steigerung bis hin zur völligen Ekstase in punkto Tempo und Verdichtung auszeichnet - bei der japanischen Variante des Zeuhl kommt dann zusätzlich nochmal der ganz normale Japan-Wahnsinn hinzu!
So stehen also sieben Musiker bzw. Musikerinnen auf einer Bühne, auf der üblicherweise schon Drei-Mann-Punkbands klaustrophobische Anfälle bekommen und hauen den ca. 15 (!) zahlenden Gästen mit einer trotz der eher überschaubaren Zuschauerzahl unermesslichen Spielfreude Zeuhl-Hymne um Zeuhl-Hymne um die Ohren, bis Selbige im geschmeidigen 9/13-Takt zu rauchen (oder wahlweise: zu bluten) beginnen. Besonders schön für Freunde der abseitigen Musik: den magmaesken Klanggebilden addieren diese Spinner desöfteren zuweilen noisig-atonale Einsprengsel (mit Tendenz zur Kakophonie), viel Kehlkopfgesang - und sogar ein grunzendes Gummischwein wird als Instrument eingesetzt! Fabelhaft! Besonders schöner Moment: als einer der beiden Gitarristen ein, äh, "Solo" anstimmt, bei dem er seiner Gitarre Töne entlockt, die ich bislang nur selten aus diesem Instrument hörte - und auch dann noch seinen noisigen Wahn zelebriert, als der Rest der Band schon wieder mit einem "normalen" Song weitermacht... Hut ab!