von The-Aftermath » 3. MĂ€rz 2019, 11:38
Da es sich fĂŒr Doom Metal nicht gehört, Alben sofort nach ihrer Erscheinung zu erwerben, hier mit einiger VerspĂ€tung ein paar Gedanken zu PALE DIVINEs selbstbetitelten Album (2018).
Ich muss zunĂ€chst gestehen, dass die Platte meinen Erstkontakt mit der Band darstellt. Der Name war mir seit Jahren ein Begriff, die vorherigen Alben zumindest EintrĂ€ge auf meiner Einkaufsliste. Aber nun gut, eine Diskographie von hinten nach vorne aufzuarbeiten mag ich eigentlich ganz gerne. Im Vorfeld hatten mich die geteaserten StĂŒcke "Spinning Wheel", "Bleeding Soul" und "Shades of Blue" stark begeistert. Hierbei handelt es sich auch bereits um die Highlights, weitere Ăberraschungen blieben am Ende aus. Was jedoch nicht bedeuetet, dass die anderen StĂŒcke das vorgegebene Niveau nicht halten könnten! Gerade "Chemical Decline", das einzige StĂŒck, in dem sich die Band auf halber Strecke aus ihrer bluesigen Komfortzone in klassisch-metallische Bereich vorbewegt, weiĂ zu gefallen. Auch das abschlieĂende, sehr entspannte "Ship of Fools" sorgt fĂŒr Farbtupfer.
Gerade hier zeigt sich jedoch, dass PALE DIVINE mit ihrem Sound noch knietief in der Ursuppe des Genres, bzw. den frĂŒhen 70er-Jahren stecken. Die Scheibe ist erstaunlich unmetallisch und auch wenn die fĂŒr Doom Metal dringend benötigte Melancholie vorhanden ist, entfaltet sie sich eher in schweren Blues-Monstern wie dem mit einem fantastischen Bass-Solo eingeleitetem "Shades of Blue". Die Grundstimmung ist demnach eher bei "The Warning" vom SABBATH-DebĂŒt als beim dĂŒsteren Pathos von CANDLEMASS zu verorten. Die Herangehensweise erinnert stark an Bands wie FALCON, die Nadel bleibt stets im Bereich des frĂŒhen Hard Rock und Proto-Metal von BUDGIE stecken, statt sich in die 80er-Jahre vorzuwagen. Trotzdem hĂ€tte man es mit nur eine weiteren, guten Doom-Platte zu tun, wĂ€ren nicht die tollen Gesangsmelodien in "Spinning Wheel" und "Bleeding Soul". So startet das Album gleich mit zwei kleinen Hits, die sich in den GehörgĂ€ngen festsetzen.
Insgesamt ist Pale Divine eine tour de force durch fĂŒnzig Jahre Doom Metal und fĂŒhrt eindrucksvoll vor Augen, wie man die Wurzeln des Genres in einem modernem Gewand interpretieren kann, ohne schwachbrĂŒnstig und verkrampft "retro" zu klingen. Neben MAGIC CIRCLE stehen PALE DIVINE fĂŒr eine souverĂ€ne Verbeugung vor den eher bluesigen UrsprĂŒngen des Stils, die von Keyboards, Fantasy-Kitsch und den immer gleichen Zeitlupen-Riffs nichts wissen will.
Trust in fate and have no fear.