Namd allerseits. Bevor das Jesuskindlein in die Krippe kackt melde auch ich mich mal wieder aus den Untiefen und serviere meine top 10. Wieder wenig wirklich Metal im engsten Sinne dabei. Mich hat in Sachen Neuerscheinungen der Hard Rock fest im Griff. Außerdem verfestigt sich eine Entwicklung immer mehr: Mich erreichen zum Großteil die Neuveröffentlichungen, bei denen zu den Musikern und ihrer Entwicklung eine persönliche Beziehung besteht, weil ich entweder unmittelbar mit ihnen befreundet bin oder um zwei drei Ecken Kontakt besteht. Darüber Hinausgehendes höre ich mir nur noch sporadisch an und lasse mich selten begeistern. Vll. gehen da viele Perlen an mir vorbei. Outlaw z.B. Der "Tyrants of Ice" Song ist geil. Außerdem befeuert mich Vieles, was so gelobt wird, nicht so sehr wie ich es gern wollte. Sorry, Solstice zum Beispiel. Nicht übel, aber wer "New Dark Age" veröffentlicht hat, macht sich selber fast uneinholbare Konkurrenz...
So, nun aber:
THE GOLDEN GRASS - Absolutely
Immernoch die eine Seite meiner persönlichen Hard Rock Goldmedaille (die andere ist - natürlich - Hot Lunch). Drittes Killeralbum in Folge voller geiler Melodien, swingender Riffs, sonniger Grooves und flowerpoweriger Sounds. Perfekte Band.
PUSHY - Hard wish
Die Kronprinzen des schwitzigen Blues Rocks. Adam Burke malt nicht nur schön, er spielt auch so richtig sexy Gitarre und gnödelt mit unanständigem Stimmorgan. Viel ZZ Top, B.T.O. vielleicht, Cream und Hendrix und hier und da gar eine Spur Prog/ Psych in den Strukturen, das ganze aber immer furztrocken, schnapsgetränkt und dreckig. Dem Charme dieser Band kann man sich nicht enziehen.
DEATHLY SCYTHE - Celestial darkness
Jaaaa! Heil Satan! Übergewalttätig. Keine extreme Metalveröffentlichung hab ich so sehnlich erwartet wie diese EP, haben mir noch die Chilenen und Berliner live oft die Kartoffel vom Hals gehauen. Das ruppig übertrieben Aggressive des alten Südamerika Death/ Black Metal kombiniert und mit der schwarzmagischen Königlichkeit alter Griechenbands. Und naja, etwas Morbid Angel. Null moderne Sounds, null Gepose. Nur ein Sturm aus Gewalt und Wut.
CHEROKEE - Wakan Tanka Nici Un
Das deutsche Hard Rock/ Heavy Metal Highlight des Jahres und ein wunderbarer Newcomer. Trotz Sängerinnenwechsel die Kurve gekriegt und vier super eingängige, schön fließende und beseelt eingepspielte Songs draufgenagelt. Stilistisch viel bei Thin Lizzy und frühen Judas Priest geklaut aber gut geklaut ist mir viel lieber als ideenlose Avantgarde (die meistens nicht mal das ist). Ehrlich gesagt gefällt mir gerade das an vielen jungen Heavy Rock Bands. Sie servieren mir taufrisch und inspiriert den Stil, zu dessen goldener Zeit ich noch nicht mal geboren war. Cherokee sind da ganz vorn dabei, obendrein sehr angenehme Zeitgenossen.
NECROS CHRISTOS - Domedon Doxomedon
Ich tue mich damit zwar schwerer als mit den anderen beiden Alben, aber diese Band hat mich so geprägt und befeuert seit dem Debüt, hier gibt es kein Vorbeikommen. Ein überlanger Brocken und konzeptionell über meinem Aufnahme- und Verständnisvermögen. Was den Monignore Mors Dalos Ra da theologisch beschäftigt erahne ich nur, aber die Gewalt des Albums erschlägt mich. Sound und Songs sind härter als je zuvor. Diesen massiven 80er Death/ Thrash Einschlag hatte die Band vorher nicht. Ich vermisse diese reduzierte Magie des ersten Albums aber hier habe ich noch lange dran zu knuspern.
BLOOD RITES - Demo 1
Eine Zweitspielwiese des Deathly Scythe Fronters. Mehr Black Metal als Death, aber auch mit Griecheneinflüssen, nur dass alter Griechen Black Metal seltsen so brutal und schnell war. Packt direkt zu, hat böse Melodien und verperrt sicher allen aktuellen Entwicklungen. Bin gespannt, was sich da noch tut.
GALACTIC SUPERLORDS - s/t
Mein letzter Neuzugang. Die Band hab ich kürzlich hier in EF zusammen mit Heat veranstaltet und die Superlords waren eigentlich "nur Ersatz" für Travelin Jack. Kannte sie davor nur auszugsweise. Und tadaaa! Nicht nur eine perfekt eingespielte, die Bühne showtechnisch beherrschende Liveband mit wirklich mitreißender Performance (erst gestern nochmal in Artern gesehen. Ausgerechnet in scheiß Artern
), sondern auch mit total geilem Debüt Album am Start. Das Songwriting ist vielseitiger und überraschender, als man es von den meisten anderen neuen Hard Rock Bands kennt. Auch wieder viel Thin Lizzy, aber sowohl in die eine Richtung mehr Metal drin als auch Psych Blues beim musikhistorischen Rückwärtsgang. Top Sängerin auch (jene Dame, die auch bei Cherokee war) und mal wieder auch super Leute. Unbedingt mal antesten!
OLDER SUN - s/t
Nicht ganz so geil wie ich nach den älteren Songs erwartet hätte, trotzdem sehr schön, v.a. wegen des ultra souligen Gesangs. Ab und zu mehr Tempo hätte ich mir gewünscht, allerdings beherrscht diese kalifornische Band diesen Mix aus schweren Rock Grooves und erdigem Blues/ Soul wirklich 1A. "Pocket full of ones" geht ziemlich in die Knochen. Eine Band, die man nicht alle Tage findet (weil kleine Lokalcombo) und die ich ohne meine Kontakte in die Ecke wahrscheinlich nie kennen würde, schon gar nicht hätte ich die LP bekommen (danke an Christian von Who can you trust?). Inzwischen hat der Gesangsposten aber gewechselt. Eine Dame singt jetzt und ich kann mir nicht so vorstellen, wie das werden soll.
HALLUCINATION GENERATION - EP 2018
Leipzig again! Einer der definitiven Kreativtempel unseres Landes. Seit dem Demo eine von mir geliebte Band, live immer weiter gesteigert, im Songwriting entwickelt. Schön einfach, sowas mitzuerleben. Die vier neuen Songs sind etwas länger als gewohnt, etwas psychedelischer, aber immer noch mit deutlich bruzelnden Gitarren (heuer zwei an der Zahl). Der Sound ist nicht so ganz optimal, jedenfalls hätte der Mix das Verhältnis aus dem beeindruckenden Gesang (ein Orkanorgan hätte Lindenberg gesagt) und Gitarren besser darstellen können, aber dem Underground verzeiht man vieles. Und damit deutscher Frauenpower Hard Rock Nr. 3 in meiner Liste. Ich mag es.
KILLER BOOGIE - Acid Cream
Wirkich nicht ganz so packend und zwingend wie das unbekümmerte, plärrige Debüt, dafür vielseitiger und "Acid Cream" war mein erstes Highlight 2018, von mir sehnlichts erwartet und ich mag die schamlose Freude, mit der sich Gabriele und Co. durch ihre Lieblingsstilelemente der 60er und frühen 70er räubern. Da wird bei Cream, Hendrix, Blue Cheer, MC 5, Spooky Tooth, Hawkwind, frühesten U.F.O., Black Sabbath gewildert und Spritzer von Fu Manchu und Monster Magnet zum Abschmecken untergehoben. Die Stonerherkunft kann man nicht ganz verleugnen und es sei ihnen verziehen bei all der diebischen Freude. "Atomic Race", "Am I Daemon" und "Black Widow" sind einfach schön kiffige, verschärfte kleine Schrammel-Hits.
Erwähnt werden muss außerdem die "Haul of Meat" 7" der genialen HOT LUNCH (neues Album bitte!!!), Die "Kerker und Drachen" EP meiner Helden IRON KOBRA (neues Album bitte!!!), die neueste Ausgabe der SWEET TIMES 7" Split Reihe sowie die Vinylausgabe der für mich traumhaft guten TENSION EP. Auch hier freue ich mich auf neuen Stoff.
Noch nicht gekauft und nur ein paar mal überhaupt gehört: "Rumors of man" von GOAT EXPLOSION. Die würde bestimmt irgendwen aus der Liste oben verdrängen.