Weil dieses Thema ja einige Kontroversen bereithält offenbar, führte ich unlängst ein Gespräch mit Reinhard Hyperich, Experte für musikalische Trends, Riffwissenschaft und Kapuzenmasken der Universität Lappland, Abteilung "Lärmende Ergüsse", genannt U.L.L.E.
Max: Herr Hyperich, was genau ist eigentlich ein "Hype"?
R.Hyperich: Nun, eine gute Frage. Unter einem "Hype" versteht man in der eher abgeschlossenen Bastion der Heavy Metal Fans die übermäßig vorhandene Präsenz oder die unangemessene Bewertung einer Band oder eines Albums, bedingt durch vorab verfasste Lobpreisungen oder das starke Präsentieren der Musik in den sozialen Netzwerken. Viele empfinden dann eine Art "Aufbauschen" eines bestimmten Albums, dass dessen Qualität dann im Endeffekt einfach nicht entspricht. Das führt bei vielen Hörern zu einer instinktiven Ablehnung und kann sogar ein Grund gegen eine Kaufentscheidung sein.
Max: Und wie bewerten Sie jetzt das Konkrete Beispiel der Gruppe "Savage Master"?
R. Hyperich: Schwierig. Sehen Sie, nachdem erst ein Vorabtrack verfĂĽgbar war, geisterte in allen Foren und Netzwerken der Begriff "Die weiblichen Cirith Ungol" herum. Das ist natĂĽrlich eine Aussage in bestimmten Kreisen, das fĂĽhrte zu einer enormen Erwartungshaltung an vielen Stellen. Cirith Ungol werden ja bekanntermaĂźen immer wieder gewĂĽnscht, viele Menschen wĂĽnschen sich eine Reunion, auch hier in Lappland, und das generierte dementsprechend sehr viel Aufmerksamkeit.
Max: Ist der Vergleich denn gerechtfertigt?
R. Hyperich: Bedingt, der Gesang polarisiert und ist hier wichtiges Merkmal. Ich persönlich höre lieber weiter die "Frost and Fire", sie hat eine Art ungestümer Epik an sich, die Savage Master völlig abgeht. Sehen Sie, in Lappland sind gerade die Rentiere bei der Brunft, die Männchen schreien dann laut und gepresst. Eines dieser Tiere, ich fuhr gerade zur Arbeit, rannte über eine glatte Schneefläche, rutschte auf dem Eis aus, biss sich dabei auf die Zunge und knallte mit dem Geweih gegen eine Eiche, das erinnerte mich schon an Stacey Savage. Letztendlich hat man aber mit einer solchen "Kontroverse", denn allzu weite Kreise zieht sie de facto ja gar nicht, bereits viel Aufmerksamkeit für diese junge Band aufgebaut.
Max: Und die Masken? Halbnackte Frontfrau? Gab es das nicht alles schonmal? Könnte das nicht auch der Grund für die Abneigung vieler Fans sein?
R. Hyperich: "Sicherlich. Viele Fans haben das Gefühl, dass ohne das ganze Drumherum das Album keinen Menschen interessieren würde. Ein weiteres Album mit mittelmäßigen Riffs und rar gesäten Blitzern guten Songwritings. Aber so ist das eben: eine hübsche Frau, das ist schonmal ein Blickfang, der Großteil der Metalszene ist eben männlichen Geschlechts. Generell beobachten wir, dass diese Konstellation gerade wieder sehr en vogue ist, betrachten Sie nur die Blues Pills, nur kann Elin tatsächlich singen, aber da spricht etwas der Nationalstolz aus mir, Verzeihung (lacht). Die Frage ist also: Hippiekleid oder Strapse und Ketten?
Max: Die Thematik der Songs passt dazu?
R. Hyperich: "NatĂĽrlich, natĂĽrlich, der Teufel, Besessenheit, alles Klassiker sozusagen, da brennt nichts an. Das sind eher keine Anhaltspunkte fĂĽr einen Hype, da gibt es diesbezĂĽglich Bands, die da viel aggressiver vorgehen!"
Max: Wen meinen Sie jetzt konkret?
R. Hyperich: "Nehmen Sie mal Scooter mit "Hyper! Hyper!", da wird meiner Meinung nach schon schonungslos und offen zu einem Hype aufgerufen.
Max: Dann danke ich Ihnen für das Gespräch, Herr Hyperich. Ihnen und der Universität alles Gute!
R. Hyperich: Vielen Dank!