Guten Morgen!
Dann will ich auch mal von meinen Erlebnissen berichten:
Um 8:00 stieg ich also in den Zug, der mich von meinem Kuhdorf in die große Stadt München bringen sollte. Der kam dann auch an und so konnte ich mich dann um kurz vor neun am Bahnhof München-Pasing mit den Kollegen Siebi und Southern Man treffen. Erstmal rein in eine Bäckerei um Reiseverpflegung zu besorgen, für die besagten Herren durfte es auch noch ein Kaffee sein. Dann kam auch schon der Zug nach Würzburg, was sein Glück war, denn es war ganz schön schattig und es begann auch grad zu schneien. Also mit Vehemenz in den Zug 'eini g'rumpelt und die Sitzplätze in Beschlag genommen, gefachsimpelt und die Mitreisenden wurden auch schon mit CDs versorgt. Fein.
Gegen 11:30 kamen wir dann in Würzburg an und am Bahnhof liefen einem bereits die ersten bekannten Gesichter über den Weg. Außerdem stand ich wohl für kurze Zeit bei einer Gruppe, die sich dann im Nachhinein als SMB-Mitglieder-Gruppe herausstellte
Ich stelle somit den Antrag, dass in Zukunft alle SMB-Mitglieder zu derartigen Festivitäten große Pappschilder um den Hals zu tragen haben!
Egal. Es ging dann mit den Kollegen Sedlmaster und Schubert erstmal rein in die Halle, kurz wurden die Verkaufsstände einer ersten Vorab-Inspektion unterzogen, und dann ging es auch schon los:
- SKELATOR spielten also als Opener auf und wussten sogleich mit ihrem kraftvollen US-Metal für große Begeisterung zu sorgen, welche auch noch weit über den Gig hinaus erhalten blieb. Da kam erstmal lange Zeit nix ran, eine Vollbedienung nach Maß war das! Die Band wirkte agil, engagiert, topfit am Instrumentarium und immer mit den passenden Melodien und (teils doppelläufigen) Soli am Start! US-Metal mit Eiern, so stell ich mir das vor! Apropos Eier: an dem Auftritt hätte der Pavlos seine helle Freude gehabt, denn der Sänger wäre eindeutig ein Fall für den Camel Toe Thread.
Zwischendrin wurde auch mal der Basser vorgestellt, der erst seit 4 Monaten in der Band ist - was man auch gesehen hat, da er der einzige war, der kurze Haare hatte.
Finde es auch gut, solche Bands als Opener zu platzieren anstatt irgendeinem Wischiwaschi-Mist - da weiß man gleich woran man ist! Keulenschlag. Konsequenterweise wurde im Anschluss auch gleich der Re-Release des Debütalbums beim Label eingesackt.
- Anschließend war erstmal exzessives Tonträger-Einkaufen bei Herrn Preisig und MDD angesagt, während STORMZONE ihren Set runterdudelten. Das was von der Bühne zu vernehmen war, klang ganz nett, aber irgendwie auch nach nix besonderem. Muss man nicht unbedingt haben.
- Ähnliches gilt für TRIAL, aus denen ich auch nach wie vor nicht schlau werde. Die erste Hälfte des Sets fand ich erstmal sterbenslangweilig. Doch irgendwann kam ein Song dahergeprügelt (!) der irgendwie anders klang als das bereits gehörte. Danach konnte man sich's echt anhören. Seltsame Band irgendwie...
- Nun wird es lustig! Ich bin während des ersten Songs von POSSESSOR aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen: los ging es erstmal mit Rauch und pseudobösem aus-Drumstick-ein-umgedrehtes-Kreuz-formen-und-dabei-möglichst-böse-gucken des Drummers, und dann kam der Rest der Band in einem absolut selten dämlich-geilen Outfit auf der Bühne - Leder, Nieten, Ketten und derlei Trallala, sowie der epische Iro vom Gitarristen. KULT!!!!! In Verbindung mit dem völlig asozialen Bolzriff des Openersongs kam das ganz schön gewaltig rüber.
Danach klang das jedoch irgendwie alles ziemlich gleich. Der Kultfaktor ist zwar ob des ungehobelten Geprügels durchaus vorhanden, aber irgendwie kam das recht ungeordnet rüber. Oder, um den Kollegen Sedlmaster sinngemäß zu zitieren: Jetzt müssten sie nur noch vernünftige Songs schreiben. Ausnahme waren für mich der erste Song (Wie heißt der? Der ist richtig genial!) und ein neuerer Song namens "Stonger Than Steel" (oder so), der richtig tight und mit Energie dargeboten wurde. Trotzdem konnte man während des Sets teilweise prima abschädeln, nur ein wenig mehr Wiedererkennungswert wäre für die Zukunft von Vorteil.
- Gleich im Anschluss zeigten dann die Schweden ANTICHRIST der vorherigen Poltertruppe wie das richtig geht: zwar steht bei ANTICHRIST die Abwechslung auch nicht im Vordergrund, sie ist aber auch nicht nötig, da die Songs trotz unglaublicher Geschwindigkeit alle einen Wiedererkennungswert besitzen. Die Band machte keine Gefangenen und zerlegte mal eben die komplette Hütte zu Kleinholz. Absolut überragend!! Es war schon irgendwie ein total erhabener Moment, einen Großteil der Halle den Refrain von "Torment In Hell" mitsingen zu hören! Schade nur, dass sie das Instrumental "Minotaur" nicht gespielt haben, das ist nämlich einer meiner Favoriten des Debütalbums.
Und auch die völlig gelangweilten Ansagen des Sängers fand ich irgendwie total geil, ist mal was anderes als das ständige "Seid ihr gut drauf?"-Gute-Laune-Geblödel vieler Kollegen... Und der Satz "Hello, we are Antichrist from Sweden and we will assault you in many different ways" bleibt nachhaltig im Gedächtnis.
TORMENTOR! TORMENTOR! TORMENT ME!!!
- JUTTA WEINHOLD haben wir uns für eine Essenspause im Haus der 150 Biere geschenkt, offenbar ein Fehler wie man liest, aber mei, was willst machen, irgendwann musst halt auch was essen.
- Frisch gestärkt fanden wir uns pünktlich zu ATTACKER wieder in der Halle ein, die ihren Set einwandfrei runterspielten. Bobby Lucas ist auch eine super sympathische Sau. Aber irgendwie hat mich da so gar nichts gepackt, und ich kann noch nicht mal richtig erklären warum eigentlich. War es die Vorfreude auf BROCAS HELM, dass ich mich nicht richtig konzentrieren konnte? Oder vielleicht liegt es auch daran dass ich die beiden ATTACKER-Alben die ich habe (die ersten 2) noch nicht so oft gehört hab weil mir das Material so sperrig vorkommt? Keine Ahnung.
- Dann allerdings näherte sich der Abend langsam seinem Höhepunkt. BROCAS HELM!!!!! waren nun endlich an der Reihe. Die Band ist mir einfach nur supersupersympathisch und das hat sie mit diesem Auftritt einmal mehr unter Beweis gestellt. Ich hab zwar 2, 3 Songs gebraucht um mich an den rohen, Demo-mässigen Sound zu gewöhnen, aber danach war nur noch völliges Abfeiern angesagt!! Und es wurde mir einmal mehr klar, dass die Band eigentlich fast NUR!!! Hits im Repertoire hat. Das war so unglaublich mächtig dass ich es irgendwie gar nicht richtig in Worte fassen kann. Absolutes Massaker. Einziger Kritikpunkt: die Soli (die zwar unterhaltsam waren) hätte man weglassen und noch 2-3 Songs mehr spielen sollen. Und es wurde zu wenig "Black Death"-Material gespielt. Gerne hätte ich "Prepare For Battle", "Hell's Whip" und das kranke "The Chemist" gehört. Aber das ist Meckern auf höchstem Niveau.
- RAVEN waren dann für mich die Überraschung des Tages: ich find die Band auf Platte immer etwas anstrengend, aber das hier hat ja mal NUR gerockt, und zwar ohne Ende!!! Viel altes Zeug wurde gespielt, die Gallagher-Brüder sind ja schon 2 verrückte Hunde und Joe Hasselvander ist ebenfalls Kult. Die Definition des Begriffs "Power-Trio". Ohne Wenn und Aber. Damit hatte ich nicht gerechnet, das hat gesessen!
So.
Und dann war es endlich soweit.
Der Grund, warum ich heute eigentlich hier bin.
- Nach einer gefühlt endlos langen Pause waren dann endlich die Götter MANILLA ROAD bereit, uns Unwürdigen zu zeigen, was es denn nun so mit diesem Epic Metal auf sich hat. Nachdem die Spannung eh schon unermesslich hoch war, wurde diese nochmal gesteigert, als dann der "Prologue" endlich das Konzert einläutete... Gänsehaut deluxe!!! Sogleich steigt die Band (natürlich!) mit "Necropolis" ein und man findet sich wieder in einer mit Begeisterung mitsingenden Posthalle. Was danach geschah kann ich wie schon bei Brocas Helm noch nicht so wirklich in Worte fassen - das war einfach nur perfekt!!! Wie sehr liebe ich doch dieses Album, das der hechelnden Masse ja nun in voller Länge kredenzt wurde... bis zum abschließenden "Dreams Of Eschaton" (das Intro!!! "I laid myself down into bed..."
) eine Gänsehaut nach der anderen. Sagenhaft...
Danach folge eine viertelstündige Pause, die recht unnötig war (15 Minuten für Schlagzeug umbauen und Umziehen können doch nicht ernst gemeint sein?!), allerdings war die seltsame Pausenmusik (was war das?) auch irgendwie klasse.
Dann ging es weiter mit einem Song, den ich nicht identifizieren konnte (war das ein neuer?), bevor dann das 1985er "Open The Gates"-Album in voller Länge gespielt wurde... Und hier geschah das UNFASSBARE, etwas, das ich vorher so nicht erwartet hatte, was ich niemals zu träumen gewagt hatte: Die Band schaffte es, die vorangegangene Darbietung von "Crystal Logic" NOCHMALS!!! zu überbieten! Das war einfach so unglaublich mächtig und bewegend. Vom ersten Ton von "Metalstrom" an schwebte ich in einem völlig eigenen Kosmos, nur umrahmt von der Musik, der Band und diesem Moment... Bei "The Ninth Wave" konnte ich mich nur noch schwer auf den Beinen halten, so ergreifend, so mächtig, so unfassbar perfekt war das... Was für ein Jahrhundertsong, wahrscheinlich mein ungeschlagener Höhepunkt des gesamten Tages. "Open The Gates", "Astronomica", der mörderische Brecher "Heavy Metal To The World", "The Fires Of Mars" (!!!), "Road Of Kings"... es geht nicht mehr besser!!!
Im Anschluss wurden noch viele weitere Klassiker gespielt, die genaue Reihenfolge kann ich gerade nicht wiedergeben, aber Göttergaben wie "Divine Victim", "Flaming Metal Systems" (mit Marta Gabriel als Gast) sowie viel von der "Mystification" (sehr erfreulich!) kamen zum Zug - und plötzlich, aus dem Nichts... "Cage Of Mirrors"! Mit dem Shark am Gesang!! Absolut intensive Performance voller Leidenschaft und Hingabe...
2 neue Songs wurden noch gespielt, was jetzt eher nicht gepasst hat (auch hier: Meckern auf allerhöchstem Niveau), der zweite Song gefiel mir dann auf Anhieb aber trotzdem schon mal ziemlich gut! Zum Abschluss gab es dann noch das Triple "Masque Of The Red Death" / "Death By The Hammer" / "Hammer Of The Witches".
Und dann war's das...
Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich dieses permanente Gemecker und Schwachsinnsgelaber über MANILLA ROAD, wie es in der letzten Zeit anscheinend wieder in Mode gekommen ist, langweilt. Sound scheisse, Schlagzeug scheisse, Hellroadie scheisse, die neuen Alben scheisse, alles scheisse. Dass einem die von der Band eingeschlagene Richtung nicht mehr gefällt ist die eine Sache - das ist etwas ganz Natürliches. Es gibt halt letzten Endes nur "Gefällt" oder "Gefällt nicht" - jeder soll das hören was er will - aber dieses permanente wichtigtuerische Gemotze (vor allem im Internet), das Hinweisen auf "Schwächen", die nun plötzlich schon immer dagewesen seien (wie lächerlich...) geht mir einfach nur dermassen auf den Keks. Das Traurige ist, dass das nun mittlerweile mehr von Seiten des selbsternannten "Undergrounds" ausgeht - den selben Leuten, die bisher immer Verfechter der Band waren... Und das ausgerechnet jetzt, wo die Band immer bekannter wird. Ein Schelm wer Böses denkt.
Jedenfalls haben MANILLA ROAD an diesem Abend klar gemacht, wo der Hammer hing und auch immer hängen wird. Punkt. Und es ist mir sowas von piepegal, egaler geht's gar nicht, was man nun "objektiv" (schlimmstes Wort ever
) an der Performance aussetzen kann. Es interessiert mich absolut nicht, ob der Sound nun verbesserungswürdig ist oder nicht, es interessiert mich nicht, ob die Band immer zu 100% tight zusammengespielt hat. Wer sich an solchen Dingen stört, der ist wahrscheinlich staatlich geprüfter Gurkenkrümmungskontrolleur von Beruf oder hat sonst nix zu tun. Wenn eine Band es aber schafft, ihren Songs Leben einzuhauchen, wenn eine Band es schafft, den Zuhörer zu berühren und auf eine eigene Individuelle Reise zu schicken, dann ist alles andere absolut nichtig.
Als die "Crystal Logic"-Performance beendet war, haben ich und der Sedlmaster uns gegenseitig erzählt, wie wir das Album kennen und lieben gelernt haben und was uns dieses Werk bedeutet, als die "Mystification"-Songs gespielt wurden, habe ich die Zeit, in der mich das Album intensiv gepackt hat, noch einmal in der Erinnerung neu erlebt. Wenn eine Band es schafft, solche Dinge auszulösen, dann ist das Gold wert, und genau das macht solche wahren Meister der Musik aus.
Es sind Tage wie der 02.02.2013, an denen einem einmal mehr bewusst wird, wie viel durchschnittlichen 08/15-Kram es doch gibt, wie viel in Höhen gehypt wird und dann kurze Zeit später sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwindet, in der er eigentlich schon immer hingehört hätte.
MANILLA ROAD machen ihre Sache jetzt seit über 35 Jahren und ich wünsche der Band jeden nur erdenklichen Erfolg. Sie hat es sich verdient. Solche Bands, die ohne Kompromisse ihr Ding durchziehen, die Profil, Charakter und eine eigene Identität besitzen gibt es leider viel zu wenig.
Up The Hammers & Down The Nails!
- Zum Schluss noch eine kleine Zusammenfassung:
Highlights:
- SKELATOR
- ANTICHRIST
- BROCAS HELM
- RAVEN
- MANILLA ROAD
Positives/Unterhaltsames:
- Zuallererst die (überwiegend) tollen & netten Menschen, die man leider viel zu kurz gesehen hat
- wieder mal gut eingekauft (wobei der damit einhergehende Verlust von Barem eher unter "Negatives" gehört
)
- all hail to the Sitzgelegenheiten!!!
- der Stagediver bei SKELATOR, den es gleich mal rücklings in den Securitygraben gepfeffert hat
- das kultige Outfit der POSSESSOR-Jungs
Negatives:
- Leider wie gesagt viel zu wenig Zeit für Unterhaltungen mit den Leuten. hellstar+Gruppe, rapanzel, Tillmann, Hugin & Co. nur kurz gesehen und dann leider nicht wieder gefunden. :-(
- Leute im Publikum, die nix besseres zu tun haben als Rumzublödeln und ständig ihre Handys in den Griffeln haben - wenn's Euch nicht interessiert, dann geht doch pissen oder rauchen oder sonstwas!
- ich war anscheinend der Deppenmagnet des Tages. Trauriger "Höhepunkt" war ein völlig dichter Typ, der bei MANILLA ROAD zu moshen angefangen hat.
Zum Schluss noch eine Anregung/Frage an den Herrn Weinsheimer:
Wäre es für zukünftige in Planung befindliche Veranstaltungen machbar, so um Mittag rum eine band-freie Mittagspause von sagen wir mal 60-90 Minuten einzurichten? Da wäre dann Zeit, um essen zu gehen oder sich mit den Leuten zu unterhalten oder all die Dinge die sonst immer zu kurz kommen, ohne evtl. eine für einen wichtige Band zu verpassen. Grad das kommende Kit wird ziemlich hart in der Hinsicht, da müssen die Pausen wohl überlegt sein.