Zensur

Schreibt euch die Finger wund ĂĽber das groĂźe Thema "Metal" - ĂĽber neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Re: Zensur

Beitragvon Holy Mighty Stormwitch » 29. Februar 2012, 19:10

Ghoul hat geschrieben:
rapanzel hat geschrieben:V.A. - The Heavy Metal Collection Vol. 1
Was ist da denn drauf, dass die Compi beschlagnahmt wird????

Hab dazu keine näheren Infos gefunden, so ist ja nicht mal erkennbar, welcher Sampler das genau sein soll. Falls es dieser hier sein sollte, könnte ich mir höchstens vorstellen, dass Blitzkrieg mit der gleichnamigen Naziband verwechselt wurden... :ehm:


Das ist mir auch schon mal passiert... :lol: :lol: .

Vor einigen Jahren traf ich mal im Zug einen Bekannten, der mir erzählte er wäre auf dem Weg zum Blitzkrieg-Konzert nach Frankreich. Ich war ziemlich überrascht, weil der Typ ausschließlich Black Metal hört. Im Laufe des Gesprächs hab´ ich kapiert, dass er nicht die Truppe um Brian Ross meinte...
Na vrh brda vrba mrda
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Re: Zensur

Beitragvon Ghoul » 29. Februar 2012, 20:47

Hier gehts aber wohl tatsächlich um was ganz anderes. Habs aus der Liste entfernt, da nicht Metal-relevant...
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Re: Zensur

Beitragvon Goatstorm » 29. Februar 2012, 21:32

Zensur ist ein schwieriges und wichtiges Thema, auf das es keine einfache Antwort gibt. Deswegen denke ich, dass eine Indizierung auf Liste A (oder teils auch B) und die BPjM selbst nicht direkt mit Zensur gleichzusetzen ist.

Grundsätzlich lehne ich jede Form von Zensur ab. Egal ob Presse, Kunst, Metal, HipHop oder Sonstiges. Es braucht in einer Demokratie extreme Positionen, die stets auf's Neue die Grundwerte der Gemeinschaft vergegenwärtigen und hinterfragen. Eine Demokratie muss so etwas aushalten. Tut sie das nicht und greift zur Zensur, ist das meist ein Signal für Unsicherheit und im schlimmsten Fall autoritäre Tendenzen. Deshalb ist der gesellschaftliche Umgang mit Extrempositionen immer auch ein Indikator, wie es um den öffentlichen Diskurs und damit um unsere Demokratie bestellt ist.

Gleichwohl halte ich es auch für richtig, wenn 13-Jährige (und um Jugendliche geht's ja bei der BPjM) keinen freien Zugang zu Landser-, Vaginal Jesus-, Battle Beast- oder sonstigen bedenklichen CDs bekommen. Nur stellt sich die Frage, ob dies Aufgabe des Staates sein muss, oder es nicht besser von den Erziehungsberechtigten geleistet werden sollte. Zum anderen gestaltet sich die Situation in der Praxis ohnehin völlig anders. Die Eltern halten Landser womöglich für Schlager (rechte Bands setzen in den letzten Jahren gerade deswegen immer mehr auf "harmlose" Musik, die nicht ohne weiteres Rückschlüsse auf die Texte zulässt...), und wenn ein Jugendlicher an indizierte/beschlagnahmte Medien kommen will, dann kommt er da heutzutage jederzeit auch ran.
Am wichtigsten ist deshalb, denke ich, eine solide "Medienausbildung". Am besten bereits in der Grundschule, die Kindern/Jugendlichen hilft, Medieninhalte richtig einzuschätzen und zu verarbeiten. Daneben ein stabiles soziales/familiäres Umfeld und eine gute Schulbildung. Wäre dies in Deutschland flächendeckend gegeben, würde es keiner staatlichen Instanz bedürfen, die in die Kunst/Presse/den öffentlichen Diskurs regulierend eingreift.

Anyway, da die Realität anders aussieht und es die BPjM eben nun mal gibt (und aller Voraussicht nach auch weiter geben wird), bleibt letztlich nur die Hoffnung, dass die richtigen Leute mit entsprechendem Szenewissen und entsprechender Sensibilität auf den entscheidenden Positionen sitzen. Zum anderen muss auf die BPjM auch entsprechend Druck von Szeneseite, aber auch von wissenschaftlicher Seite ausgeübt werden, sollte sich zeigen, dass es zu Willkürindizierungen à la "Witchfinder General – Friends of Hell" kommt. Save us from those who would save us.
Erwachsenen Menschen hingegen (wie teils mittels Liste B) den Konsum von oder die Auseinandersetzung mit extremer Kunst vorzuenthalten, halte ich persönlich hingegen für ein Unding. Allerdings hängt natürlich auch hier ein ganzer Rattenschwanz dran, den auszuführen hier den Rahmen sprengen würde (vor allem was die Produktion von extremer Kunst betrifft ...). Das richtige Maß und die richtigen Grenzen zu finden, ist höllisch schwierig. Aber darauf läuft es letztlich hinaus: Wo ist die Grenze zwischen Straftat und Kunstwerk, wo zwischen Denkanstoß und Verfassungsbruch? Das ist schon von Land zu Land, von Kultur zu Kultur unterschiedlich. Was in Niedersachsen als Androhung von Gewalt empfunden wird, ist in der Oberpfalz womöglich eine alltägliche Begrüßung. Allein positivistisch auf das StGB zu verweisen, halte ich für zu kurz gegriffen. Die jeweilige Zeit und Kultur muss immer auch mitgedacht werden. Wir leben heute nicht mehr in den 1950ern. Unsere Kultur ist dynamischer als Paragraphen.

Eine einfache Lösung gibt es nicht, aber man muss die Entwicklung im Auge behalten und notfalls Druck auf die Entscheidungsträger ausüben.
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Re: Zensur

Beitragvon Acrylator » 29. Februar 2012, 21:57

Ich kann Goatstorm nur in allen Punkten zustimmen und hätte dem auch gar nichts Wichtiges mehr hinzuzufügen.


Das mit der Indizierung des Kreator-Covers finde ich ja irgendwie fast lustig. Wahrscheinlich ist das nur in die Liste gekommen, weil das von einer besonders bekannten Band ist - man sieht gerade im extremen Metal ja ständig mindestens ebenso brutale Cover, bzw. Schlimmeres...
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Re: Zensur

Beitragvon Raf Blutaxt » 29. Februar 2012, 22:58

Acrylator hat geschrieben:Ich kann Goatstorm nur in allen Punkten zustimmen und hätte dem auch gar nichts Wichtiges mehr hinzuzufügen.


Das mit der Indizierung des Kreator-Covers finde ich ja irgendwie fast lustig. Wahrscheinlich ist das nur in die Liste gekommen, weil das von einer besonders bekannten Band ist - man sieht gerade im extremen Metal ja ständig mindestens ebenso brutale Cover, bzw. Schlimmeres...

Ja, Goatstorm hat eigentlich alles gesagt, was zu dem Thema in diesem Rahmen zu sagen war. Bei Kreator geh ich mal davon aus, dass sich da irgend ein besorgter Bürger beschwert hat. Die Wahrscheinlichkeit, als ERziehungsberechtigter über die Platte zu stolpern ist ja verhältnismäßig hoch und wer dann nicht mehr aus dem Bereich kennt, kann da schon mal geschockt sein.

Generell bleibt auf jeden Fall festzuhalten, dass Medienkompetenz wohl das unterschätzteste und inzwischen mit das wichtigste Bildungsziel ist.
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Re: Zensur

Beitragvon Hugin » 1. März 2012, 02:24

Im Wesentlichen kann ich einfach das unterschreiben, was Goatstorm geschrieben hat. Für mich ist Zensur und jede sonstige Art der Beschränkung der Meinungs-, Kunst- und allgemeinen Handlungsfreiheit abzulehnen, solange diese nicht zwingend nötig ist, um die fundamentalen Rechte Dritter zu schützen. In welch eklatantem Ausmaß unser System die freie Entfaltung der Persönlichkeit über das notwendige Maß hinaus gängelt, das fällt oft gar nicht direkt auf. Doch es gibt so mannigfaltige Akte des Totalitarismus, die man fast schon als selbstverständlich hinnimmt, dass die BPjM nur die absolute Spitze des Eisbergs darstellt. Man braucht sich nur im StGB die Paragrafen 86, 86a, 130 etc... und die einschlägigen Kommentierungen dazu durchzulesen, und bekommt das kalte Grausen. Aber hier nimmt es ja kein Ende, dass dringt in alle überregulierten Lebensbereiche vor... ich erspare euch die Beispiele.

Für mich ist jede Maßnahme totalitär, die eine Meinungsäußerung, einen künstlerischen Ausdruck oder eine sonstige Handlung des Individuums untersagt, so lange diese Handlung nicht unmittelbar und direkt in die verfassungsmäßigen Rechte Dritter eingreift. Das staatliche Recht hat sich nach meiner Auffassung hier zurück zu halten, und dem Grundsatz "nemini nocere" zu folgen, denn es schadet wahrlich niemandem, wenn ein Mensch sich ein Cannibal Corpse Album kauft, das verschimmelte Buch eines deutsch-österreichischen ex-Kanzlers liest oder mit einer FDJ-Gürtelschnalle herum springt. Da begrüße ich das aktuelle französische Urteil zum "Völkermord-Gesetz" sehr. So albern es ist, dass die Türkei verbietet, den Völkermord an den Armeniern zu erwähnen, so albern ist es gleichermaßen, zu verbieten, eben jenen zu leugnen. Jeder Mensch hat das fundamentale Recht, sich selbst durch dumme Äußerungen zu disqualifizieren. Ein Verbot der Äußerungen ändert ja nichts an der Dummheit der in ihrer Freiheit Beschnittenen, sondern es macht es nur schwieriger, sie zu erkennen und sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Dass der Jugendschutz es gebietet, gewisse Dinge Kindern und Jugendlichen nicht oder nur eingeschränkt zugänglich zu machen, das sehe ich natürlich ein. Aber diese Maßnahmen dürfen es eben für den Erwachsenen nicht unnötig erschweren, seine freiheitlichen Rechte wahrzunehmen. Bei Alkohol und Zigaretten funktioniert es auch. Da ist nicht einzusehen, warum es schwieriger sein muss, sich "B.A.B." oder "M.K." zu kaufen, als eine Flasche Wodka oder ein Pfund Tabak.
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Re: Zensur

Beitragvon Metal Dundee » 1. März 2012, 08:49

rapanzel hat geschrieben:Glaub die Schweiz hat sogar ein Gesetz, was den Besitz von beschlagnahmten Filmen als Straftat darstellt, bin aber grad nicht sicher.


Da kann ich ein Liedchen davon singen. Die Schweiz ist ja im Grunde recht offen, was Zensur anbelangt. Bei uns bekommt man (wie auch in Österreich) viele Filme ungeschnitten, welche in Deutschland gekürzt sind. Es gibt jedoch irgend einen Gesetzesartikel, welcher den Besitz und Handel mit gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Filmen strafbar macht. Dieses Gesetz stützt sich dabei auf eine Liste aus Deutschland (nehme mal an, dass hier die Indexliste gemeint ist), welche jedoch nur als Empfehlung dient. Schlussendlich kann der Richter entscheiden, ob ein Film nun unter diese Gattung fällt oder nicht, wobei diese Leute ja meistens eh keine Ahnung haben, von den verschiedenen Schnittfassungen. Im Grunde genommen ist das hier also reine Willkür.

Ich hatte selber vor ein paar Jahren mal das Vergnügen, in diese Mühle zu geraten als ich bei Ricardo (eine Art Schweizer Ebay) die Filme „Dawn Of The Dead“ und „Evil Dead“ gekauft habe. Da diese Filme auch auf dem Index standen (oder immer noch stehen) wurde mir eine Strafe von CHF 1000.00 aufgebrummt. Das hab ich natürlich angefochten, auch mit der Begründung, dass man diese Filme ja in jedem Media Markt kaufen kann. Es folgte ein mehrmonatiger Briefwechsel mit Vater Staat und zum Schluss durfte ich noch persönlich beim Richter antraben. Dieser war zum Glück ein vernünftiger Mensch, die Strafe wurde mir erlassen, die Filme haben sie aber trotzdem einbehalten, da sie eben doch unter den Grundsatz „Gewaltverherrlichend“ fallen würden. Schlussendlich hat mich das ganze Verfahren zwar eine Menge Nerven, aber wenigstens kein Geld gekostet (abgesehen von den Filmen, welche ich natürlich ein paar Tage später in irgend einem Discountladen in der Stadt in der Rappelkiste wieder gekauft habe). Vermutlich hat der Richter selber dann mit ein paar Kumpels zuhause mal einen netten Bier- und Horrorfilm-Abend veranstaltet.
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Re: Zensur

Beitragvon Tillmann » 1. März 2012, 08:51

Hammerhart, wie laecherlich :oh2:
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Re: Zensur

Beitragvon Sgt. Kuntz » 1. März 2012, 10:02

Jaja, Zensur ist doof, sind sowieso alle dagegen, effektiv ist es auch nicht, usw alles völlig richtig. Effektive Zensur findet aber heute anders statt, als durch schnarchende Behörden. Thema Sarrazin, Mohamed-Karikaturen oder Verbrechens-Statistiken, die nicht veröffentlich werden, der Diskussion um sogenannte “Klima-Leugner“, usw. Oh oh, doofes Thema aber auch, schon ist es vorbei mit der Gemütlichkeit und man kann sich nicht mehr so leicht auf die Schultern klopfen im Sinne von “was sind wir doch für liberale, aufgeklärte Bürger!“. Man muss ja bloß völlig banale Sachen sagen wie dass Intelligenz erblich ist und schon ist es aus mit dem kuscheligen Konsens. In Diktaturen wird die Presse zensiert, das ist richtig, aber kann jemand mit ernster Mine behaupten, dass sich unsere Presse nicht genauso gut selbst zensiert?

Und wie erschreckend harmlos sind bitte schön unsere Death und Black Metaller im Gegensatz zu einer ehemaligen Tagesschausprecherin, die es gewagt hat in einer Talkshow Wörter wie “Mutter“ oder “Autobahn“ in den Mund zu nehmen? :smile2:

So, genug der Ketzerei am Morgen, *Kaffee holen geh*
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Re: Zensur

Beitragvon Cromwell » 1. März 2012, 10:28

Andererseits kann auch jeder, der bloß ein bisschen wirr ist oder einfach keine Ahnung hat, den moralischen Sieger spielen, indem er behauptet, der böse Mainstream würde ihn aus Angst vor den Implikationen seiner fröhlichen Wissenschaft oder unorthodoxen "Wahrheit" meiden. Über manche Dinge wird einfach nicht viel geredet, weil ihnen dadurch mehr Platz eingeräumt würde, als es die Faktenlage erlaubt. Weil sie kleingeistiger Schwachsinn oder schnauzbärtiges Gestammtische sind.

Und bei diesem ganzen Prophetengepinsel von Zensur zu sprechen, na ja, jeder Zeitung steht es frei, zu entscheiden, was gedruckt wird. Wenn eine Karikatur abgelehnt wird, weil sie dem Editor zu drastisch erscheint, hat der Zeichner halt Pech. Abwesenheit von Zensur bedeutet nicht, dass jede noch so radikale Meinung permanent überall repräsentiert sein muss. Warum sollte eine Publikation in der Privatwirtschaft nicht ein eigenes Profil haben?

Ah, und bzgl. Intelligenz: Das ist in der Wissenschaft ein kompliziertes und kontrovers diskutiertes Thema. Falls du implizieren willst, dass Intelligenz nachgewiesenermaĂźen ĂĽberwiegend erblich ist und die Mehrheit das bloĂź nicht akzeptieren will, solltest du dich genauer mit dem Thema befassen. :smile2:
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Re: Zensur

Beitragvon rapanzel » 1. März 2012, 10:39

Metal Dundee hat geschrieben:
rapanzel hat geschrieben:Glaub die Schweiz hat sogar ein Gesetz, was den Besitz von beschlagnahmten Filmen als Straftat darstellt, bin aber grad nicht sicher.


Da kann ich ein Liedchen davon singen. Die Schweiz ist ja im Grunde recht offen, was Zensur anbelangt. Bei uns bekommt man (wie auch in Österreich) viele Filme ungeschnitten, welche in Deutschland gekürzt sind. Es gibt jedoch irgend einen Gesetzesartikel, welcher den Besitz und Handel mit gewaltverherrlichenden und menschenverachtenden Filmen strafbar macht. Dieses Gesetz stützt sich dabei auf eine Liste aus Deutschland (nehme mal an, dass hier die Indexliste gemeint ist), welche jedoch nur als Empfehlung dient. Schlussendlich kann der Richter entscheiden, ob ein Film nun unter diese Gattung fällt oder nicht, wobei diese Leute ja meistens eh keine Ahnung haben, von den verschiedenen Schnittfassungen. Im Grunde genommen ist das hier also reine Willkür.

Ich hatte selber vor ein paar Jahren mal das Vergnügen, in diese Mühle zu geraten als ich bei Ricardo (eine Art Schweizer Ebay) die Filme „Dawn Of The Dead“ und „Evil Dead“ gekauft habe. Da diese Filme auch auf dem Index standen (oder immer noch stehen) wurde mir eine Strafe von CHF 1000.00 aufgebrummt. Das hab ich natürlich angefochten, auch mit der Begründung, dass man diese Filme ja in jedem Media Markt kaufen kann. Es folgte ein mehrmonatiger Briefwechsel mit Vater Staat und zum Schluss durfte ich noch persönlich beim Richter antraben. Dieser war zum Glück ein vernünftiger Mensch, die Strafe wurde mir erlassen, die Filme haben sie aber trotzdem einbehalten, da sie eben doch unter den Grundsatz „Gewaltverherrlichend“ fallen würden. Schlussendlich hat mich das ganze Verfahren zwar eine Menge Nerven, aber wenigstens kein Geld gekostet (abgesehen von den Filmen, welche ich natürlich ein paar Tage später in irgend einem Discountladen in der Stadt in der Rappelkiste wieder gekauft habe). Vermutlich hat der Richter selber dann mit ein paar Kumpels zuhause mal einen netten Bier- und Horrorfilm-Abend veranstaltet.

Unglaublich!
WĂĽrde man so mal Andere Sachen verfolgen...
Viele (oder fast Alle Filme) die hier bei uns auf dem Index sind, sind zB in Holland uncut ab 16 frei verkäuflich.
Wusstet ihr eigentlich, dass in Finnland die "Unsere kleine Farm" DVD Box ab 18 freigegeben ist :-D ?
Das hat aber einen anderen Grund. Dennoch lustig wie ich finde!
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Re: Zensur

Beitragvon Sgt. Kuntz » 1. März 2012, 10:55

Cromwell hat geschrieben: Warum sollte eine Publikation in der Privatwirtschaft nicht ein eigenes Profil haben?


Das ist tatsächlich das einzige Argument, das halbwegs überzeugend erscheint, also so allgemein, nicht jetzt von dir. Dagegen kann man schlecht was sagen. Ich mag weder linke noch rechte Krakeler und Extremisten, solche Banalitäten muss man ja immer wieder erwähnen, sonst wird man selber verdächtigt. Aber nur dem Rechten bringt das Vortragen seiner Ansichten keinerlei Sozialprestige, staatliche Fördermittel oder öffentliches Schulterklopfen, dadurch scheint er mir zumindest etwas weniger verlogen.

Ansonsten glaubst du, dass die Morde und Morddrohungen im Zusammenhang mit Rushdie, Theo van Gogh oder den Mohamed-Karikaturen nichts mit Zensur und dem Verhalten der Presse (egal ob privat oder öffentlich) zu tun hat? Ich hoffe nicht. Und außerdem gibt es einen Unterschied zwischen “nicht drucken“ und einer Rufmord-Kampagne wie bei Möllemann, Hohmann oder Hermann, oder bei Sarazinn, wo man gleich seine Frau in Sippenhaft genommen hat und ähnliche Fälle. Selbst einem völlig unpolitischen Menschen sollte unsere öffentlichen Empörungsrituale und Denunziantentum schon aus ästhetischen Gründen anekeln.

Oder um ein hĂĽsches Zitat von Klonovsky zu verwenden: Niemand wĂĽrde einem GrĂĽnen oder einem Sozialdemokraten vorwerfen, dass er grĂĽne oder sozialdemokratische Ansichten vertrete, und die Debatte damit fĂĽr erledigt halten. Bei einem Rechten aber soll es so funktionieren.
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Re: Zensur

Beitragvon TheSchubert666 » 1. März 2012, 10:57

"Unsere kleine Farm" verstösst sowieso gegen die Menschenrechte. Ganz grausame Serie. So was ist in meinen Augen schon ein visuelles Folterinstrument, ähnlich wie Rosanne Barr im Bikini........
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Re: Zensur

Beitragvon Cromwell » 1. März 2012, 11:49

@Sgt. Kuntz:

Der Umgang mit vermeintlichen oder tatsächlichen Skandalen in den Medien ist oftmals unglücklich bis jenseits ethischer Toleranzgrenzen und verlässt viel zu schnell den Boden der Tatsachen. So etwas wird von meiner Seite weder unterstützt noch verteidigt.
Sozialprestige und Anerkennung für Meinungen unterliegen zusammen mit der Gesellschaft einem Wandel und dem Zeitgeist. Die ersten Schritte der Sozialdemokratie wurden auch nicht auf mit Gold gepflasterten Wegen gegangen, ich verweise nur auf Bismarck. Das gleiche lässt sich für alle "Fortschrittsbewegungen" sagen, manche haben überlebt, andere sind mit der Zeit an dem Widerstand oder intellektuellem Bankrott zugrunde gegangen. Aus einem seit 1945 relativ erfolgreichen (wenn auch natürlich bei weitem nicht fehlerfreien) Gesellschaftsmodell erwächst wie aus fast allen erfolgreichen Systemen eine Art inertia gegenüber den Herausforderern des Modells. Ein nicht gänzlich abzulehnender Mechanismus, da ein Zustand relativer Stabilität nicht durch jede zündende, aber ungeprüfte Idee oder kontroverse Behauptung umgeworfen werden sollte. Die richtige Balance zwischen wehrhafter Offenheit und starrem Traditionsgehansel ist schwer zu treffen und erklärt die oft reflexhafte, gemäßigtere Stimmen übertönende Hexenjagd.
Aber: Auch allgemein akzeptierte Meinungen können fundiert und aufrichtig sein. Die Redlichkeit nur in Frage zu stellen und niedere Motive per se zu unterstellen, weil unter gewissen Umständen etwas "herausspringen" könnte (was bei weitem nicht immer stimmen muss), greift zu kurz. Das beobachte ich des Öfteren, wenn die sogenannte „political correctness“ thematisiert wird, deren Grundprämissen man teilweise nämlich problemlos vertreten, auch ohne gehirngewaschen zu sein.

Einem "Rechten" (nach meiner Definition, nicht zwingend nach deinen Kriterien für einen "Rechten") das Wort abzuschneiden, wird oft dadurch erleichtert, dass viele öffentliche Vertreter dieser Geisteshaltung die Mentalität einer hängenden Schallplatte mit paranoiden Tendenzen haben. Ich weiß nicht, wo du die Grenze zwischen "Rechts" und dem Rest des politischen Spektrums ziehst, aber die Fruchtbarkeit des intellektuellen Milieus lässt mir ab einem gewissen Punkt zu wünschen übrig. Ich würde eine genauere Diskussion allerdings bevorzugt nicht an diesem Ort hier führen, da das mit der BPjM und Indizierung nichts mehr zu tun hat.
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Re: Zensur

Beitragvon Sgt. Kuntz » 1. März 2012, 12:20

Cromwell hat geschrieben:Einem "Rechten" (nach meiner Definition, nicht zwingend nach deinen Kriterien für einen "Rechten") das Wort abzuschneiden, wird oft dadurch erleichtert, dass viele öffentliche Vertreter dieser Geisteshaltung die Mentalität einer hängenden Schallplatte mit paranoiden Tendenzen haben. Ich weiß nicht, wo du die Grenze zwischen "Rechts" und dem Rest des politischen Spektrums ziehst, aber die Fruchtbarkeit des intellektuellen Milieus lässt mir ab einem gewissen Punkt zu wünschen übrig. Ich würde eine genauere Diskussion allerdings bevorzugt nicht an diesem Ort hier führen, da das mit der BPjM und Indizierung nichts mehr zu tun hat.


Da hast du Recht. “Rechts“ und “links“ genau zu definieren ist schwierig: Wenn ich vor 1968 leben würde, wäre ich vielleicht und vor 1914 sogar sicher (hoffe ich zumindest) ein Linker, dann wäre mir ein mutiger, linker, patriotischer Sozialdemokrat (das gab es damals noch) wie August Bebel lieber als alle damaligen Reaktionäre, genau wie ich heute vor Helmut Schmidt, Klaus von Dohnanyi, Steinbrück, Buschowsky oder eben Sarrazin mehr Respekt hab als vor den meisten CDUlern. Die SPD von 1914 und wahrscheinlich sogar die unter Helmut Schmidt wäre heute “rechter“ als die CDU unter Kohl und Merkel, aber wie gesagt, das führt jetzt zu weit. Welchen schlauen Köpfe man auch jenseits vom Mainstream (hehe) zuhören kann, das verrate ich dir dann ein andermal. :smile2:
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