Dr. Bests Review-Ecke

Schreibt euch die Finger wund ĂŒber das große Thema "Metal" - ĂŒber neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Dr. Best » 9. Januar 2012, 17:49

Ich muss mich hier mal fĂŒr ein paar Alben stark machen, die entweder noch gar keine oder nur sehr spĂ€rliche Beachtung gefunden haben. Typisch fĂŒr den Doc handelt es sich hier um atmosphĂ€rischen Doom, langsamen Doom und Ă€h, unnormalen Doom, mit diversen Zufallsfunden, vielen Eigenvertrieben und einem langerwarteten Meisterwerk. Here we go:



Bild Bild

Des Nachts, wenn die Welt ausserhalb meines Fensters langsam zum Erliegen kommt, die Lichter verblassen und auch bei mir das Zimmer nur noch goldgelb von meiner Nachttischlampe erhellt wird und die Stille der Ruhe sich ausbreitet kann man ihn schon hören, den eisigen Wind des nahenden Winters. Pfeifend drĂŒckt er sich durch die Ritzen in den schlecht isolierten Fenstern und ich bin froh eine wĂ€rmende Decke zwischen mir und der unwirtlichen KĂ€lte des Raumes ziehen zu können. WĂ€hrend sich langsam wohlig die WĂ€rme des Tees in HĂ€nden und Bauch unter der Decke ausbreitet schleicht sich langsam ein GefĂŒhl zwischen Wehmut und Geborgenheit, WĂ€rme und Sehnsucht, einsamer Stille und innerer Ruhe heran und fĂŒllt mich angenehm aus.
Ich denke, genau diese GefĂŒhle kennt jeder zu genĂŒge, und eben dieses beschleichen mich mehr als nur einmal beim Hören des 2010 erschienen Albums "De Zwaarte Van Het Doorstane" sowie der leider nur online erschienenen Single "Dwaalur" der HollĂ€nder AKELEI. Beides sind fĂŒr mich die absolute Entdeckung des ausgehenden Jahres 2011 und laufen schon seit Anfang November tĂ€glich, wird hier doch perfekter Herbst-/Winter-Doom mit drei Gitarren zelebriert. Als erstes fallen die tollen Gesangsarrangements auf, vor allem beim Anfang von Dwaalur mit seinem choralen Beginn eindrucksvoll nachzuhören. Und auch dass AKELEI niederlĂ€ndische Texte verwenden macht einen Teil ihrer Magie fĂŒr mich aus, klingt doch alles greifbar nahe, und doch nebulös (tolles Wort :tong2: ) da man nix versteht, was dank der tollen Musik aber auch kaum nötig ist. Aber auch die superben ineinander verwebten Gitarren dĂŒrfen nicht unerwĂ€hnt bleiben. In jedem Lied teilt sich mindestens eine Clean-Gitarre das Fundament mit warmen, transparent produzierten GitarrenwĂ€nden und schafft so eine einmalige AtmosphĂ€re, die mich am ehesten an Bands wie Funeral erinnert. Nicht umsonst beschreibt sich die Band als "Atmospheric Doom", was zwar wieder mal eine unnötige Schublade aufreist, aber eigentlich auch passt und zusammen mit den rotgelb gehaltenen Covern eine wunderbar heimelige Stimmung ergibt.
Auch wenn es vielleicht nicht nur einen Durchlauf benötigt, die ĂŒber 10 Minuten langen Kompositionen zu erfassen wird man am ende von einer Vielzahl mitreißender Melodien ĂŒberrascht werden. Einzig den Gesang könnte man als Schwachpunkt sehen, doch fĂŒr mich passt der (gewollt?) in den Hintergrund gemischte, eher ferne Gesang prima zum Rest, entsteht doch der Eindruck, vom Nebel umspĂŒlt eine Stimme zu vernehmen, deren Distanz man nicht einschĂ€tzen kann.
Wer etwas mit Warning, Funeral, 3rd & the Mortal und Àhnlichen Bands anfangen kann: auf der Seite der Band kann man sich das 2008er Demo, die Single sowie das erste Album komplett und kostenlos herunterladen. Es lohnt sich garantiert!
http://akelei.bandcamp.com/




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Morito Ergo Sum - Moonchild

Noch nicht ganz so warm gewordern bin ich mit der Mutinationalen Gruppe Morito Ergo Sum, ĂŒber die ich schon nach Veröffentlichung des ersten Demos gestolpert bin und mit Spannung das erste Album erwartet habe. Mit Moonchild ist selbiges auch vor 3 Monaten erschienen und schlĂ€gt -leider- in die selbe Kerbe wie sein VorgĂ€nger. Warum leider? Nun, geboten wird hier elegischer Epic Doom mit cleanem Gesang, oder eher leicht gothifizierter Death Doom – ohne Death. So ganz grob die My Dying Bride und While Heaven Wept Ecke. All das ist eigentlich noch gar nicht schlimm. Schlimm ist an diesem Album eher, dass nicht schlimm ist, sprich es fehlt teilweise die Abwechslung, das große ĂŒberraschende Moment. SchmerzerfĂŒllt, dĂŒster-melancholisch und mit großen Melodien versehen windet sich das Album durch eine halbe Stunde eigentlich ganz guten Doom und erinnert dabei stimmlich wie musikalisch öfter auch an langsame Griftegard-Momente. Leider ist man von der Emotionalen Tiefe, GrĂ¶ĂŸe und Reife meilenweit weg, so dass es eher wie eine light-Version der genannten Bands wirkt. Lediglich „This selfish act“, das man auf der Bandhomepage anhören kann, sowie das titelgebende King Crimson-Cover wissen Akzente zu setzen und gefallen durchaus.
FĂŒr 10€ bekommt man eine professionell gepresste und bedruckte CD-R mit Booklet und 3-fach Digipak auf der Homepage der Jungs. Kann man haben
7,5/10




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Under the sun – Man of Sorrow

Mike Smail, Dave Roman, Dennis Cornelius. Drei Herren, die in den 90ern den Doom Metal nachhaltig geprĂ€gt und am Leben erhalten haben, die ersten beiden mit Penance, letzterer mit Revelation und spĂ€ter einigen kleineren Projekten. Nach der Auflösung von Penance hat sich das Songwriter-Duo Smail (dr)/Roman (git/b) nun Mister Cornelius als nölig-nĂ€selnden SĂ€nger ins Schiff geholt und eines der tollsten Doom-Alben der letzten beiden Jahre zusammenbebastelt, wobei man musikalisch wie textlich den Kollegen von Place of Skulls deutlich nahekommt, ohne irgendwie nachzuahmen. Wobei man textlich manchmal etwas gefestigter sein sollte, was fĂŒr Manowar heute Schwerter, Titten Bier und BrĂŒderlichkeit ist fĂŒr UTS eben Bibel, Gott, Weihwasser und, immerhin, BrĂŒderlichkeit. Wen das bei alten Trouble nicht gestört hat, kommt hier aber auch drĂŒber weg.

Denn hier wird mal so richtig drauflos geholzt. Wobei „drauflosgeholzt“ eher falsch ist, ist das gesamte Album doch von einem fiebrig mitreißenden Groove geprĂ€gt, lebt aber eigentlich viel mehr von seinen tollen Dynamikwechseln, dem warmen, dicken Gitarrenton (einmal mehr PoS-GrĂŒĂŸe) und Musik zwischen klassischem Sabbath-Doom und 70er-getrĂ€nktem dĂŒsteren Heavy Rock auf der einen und wunderschönen stilvoll bluesig-jazzig swingenden Akustikpassagen. Dem gesamten Album liegt damit ein phantastisch-lĂ€ssiges GefĂŒhl zugrunde, das zwar Doomtypisch dĂŒster, aber wie ein regnerisch-trĂŒber Tag auch mit reichlich Sonnenstrahlen zwischen den Wolken versehen ist. Anspieltipps wĂ€ren das lĂ€ssig-swingende „Joy“, das dynamisch höchst abwechslungsreiche „To sleep with anger“ sowie der das Album perfekt umschreibende Opener „Stride“.

Zu beziehen ist das gute StĂŒck. Kommt als factory made CD, wenn auch nur mit billigem Papp-Klappcover. Aber solange solche Musik drin ist, kann ich damit leben.
9/10 Punkte



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Memory Driven – Animus

Nochmal Dennis Cornelius, muss das denn? Ja, das muss, denn Progressiven Doom gibt es ja nun nicht gerade wie Sand am Meer, um so erstaunlicher, dass gerade jener Herr fĂŒr gefĂŒhlt jeden dritten TontrĂ€ger in diesem kleinen aber feinen Nieschlein verantwortlich ist, neben Revelation/Against Nature und Confessor bildet er quasi das dritte Standbein. Da sich im Hause Confessor wieder einmal nichts tu und das Against-Revelation Team im gefĂŒhlten Minutentakt ganz okaye* Alben um sich wirft ist es um so erfreulicher, wenn sich an der Cornelius-Front wieder etwas regt.
Zuerst: Memory Driven sind irgendwie Doom, aber auch nicht. Und modern, und progressiv. Aber so 90er, dass es nicht modern ist. Vor allem aber: anders. Anders als erwartet, anders als letztes Mal, anders als andere. WĂ€hrend das letzte Album noch Dennis' typische Gitarren-Handschrift und seinen markanten Gesang mit mĂ€chtigen Doombrocken, leichten Elektro-EinschĂŒbseln und allerlei merkwĂŒrdigkeiten verband kommt man diesmal fast geradlinig daher. Zumindest was das Konzept angeht, denn diesmal ergibt sich ein Amalgamut aus den krĂ€ftigen RiffschĂŒben mit etwas in's postrockige schielenden Songstrukturen. So finden sich immer wieder kleine Hall-Spielereien, mit dem Ebow ellenlang gezogene Soli und athmosphĂ€risch vertrĂ€umte Schwebestellen werden von vertrackt preschenden Holzhammerriffs umgebĂŒgelt. Der Gesang ist diesmal stellenweise melodischer und weitaus variabler als sonst, vor allem im Tonumfang dĂŒnkt mir hat sich da etwas getan.
Sicher, das hier ist kein Easy-listening Album, dafĂŒr einfach eins weiter nach oben. DafĂŒr wird man hier mit eigenstĂ€ndiger Musik abseits der ausgetrampelten Pfade belohnt, die anders ist, aber nie den reinen Pfad klassischen Dooms verlĂ€sst (Die to Breed, So it seems), ihn aber auf charmante Weise mit genrefremdem wie Postrock (zb der Opener Empty Gesture,Group Departure) oder Prog Metal (A tempt, These aren't the chords...) verfeinert. FĂŒr Corneliusisten ein Muss, fĂŒr Doom Afficionados ein sollte, fĂŒr alle Anderen ein kann, so meine Beurteilung.
9/10



*(Gnade, Cromwell. Aber die letzte Revelation? Ich mein: -.- )
Zuletzt geÀndert von Dr. Best am 10. Januar 2012, 18:07, insgesamt 2-mal geÀndert.
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Cromwell » 9. Januar 2012, 19:06

Dr. Best hat geschrieben:[Dr. Bests Nacht-Prosa-Poesie]


Nachts spiele ich gegenwÀrtig eher Triangel zum Takt von Bolt Thrower.
:(

Under the Sun kenne ich natĂŒrlich, aber deine Beschreibung bringt die fragilen, minutiös errichteten Konstrukte, die da EinkaufsplĂ€ne heißen, schon wieder ins Wanken.
Die zweite Band lasse ich lieber am Wegesrand liegen, sie scheint mir nicht in meine erzorthodoxe Doomdenkweise zu passen.
Akelei werden eingehend geprĂŒft, obwohl die elegischen oder sogenannten "atmosphĂ€rischen" Vertreter langsamer Spielkunst manchmal an mir vorbeinavigieren, denn manchmal ist das "Epic" etwas zu viel und das "Doom Metal" etwas zu wenig.
Das Memory Driven-Album wird in KĂŒrze geordert, dass es richtig gut ist, weiß ich schon zu dieser Stunde. Dennis Cornelius halt. Bild

Abgesehen von deinen angenehm wortreichen Umschreibungen sollten Cold Mourning mehr Beachtung erfahren. Heavier than thou, tolle Soli, Saint Vitus-Riffschule, rauer Gesang. Viel zu unbekannt, wobei sie bei der My Dying Shite- AnhÀngerschaft wohl nicht punkten könnten. Keine schwarzen FilzmÀntel und keine Weltschmerzpoesie.
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Dr. Best » 9. Januar 2012, 19:31

Cromwell hat geschrieben:
Dr. Best hat geschrieben:[Dr. Bests Nacht-Prosa-Poesie]


Nachts spiele ich gegenwÀrtig eher Triangel zum Takt von Bolt Thrower.
:(

Du siehst mich entsetzt. So nett die Bolzenwerfer sein mögen, nichts kann die Ehrfurcht, Demut, Energie und Elend einer guten Doom Platte wiederspiegeln.

Desweiteren sei gesagt, dass dir Under The Sun sicherlich zusagen werden. Cornelius + PoS-Riffschule, da kann nichts schlechtes herauskommen. Im Gegensatz zu Moonchild, von der ich herzlich enttĂ€uscht wurde, und sie mehr der VollstĂ€digkeit halber nennen wollte. Da hĂ€tte was kommen können, stattdessen so ein LĂŒftchen.
Anders Akelei: da solltest du ein Ohr riskieren. Bislang die erste dieser luftig-puffigen "athmospheric" Bands, die mir zusagt, einfach weil kraftvolle Riffs in "Watching from a distance" Epic geboten werden, die auch neben puffig sein auch bĂŒgeln können. Deshalb sind die anderswo auch viel gepriesenen Omit auch nich tzu mir gekommen - zu viel fluffig-puffige EngelstrĂ€llerei mit hĂŒbschem gefolke, zu wenig Doom, DĂŒster, Brett.

Dein Einwurf seitens Cold Mourning wĂŒrde ich gern sekundieren, doch die mir bekannten Songs habe ich als gesanglich fern meiner Toleranz abgespeichert. Oder tĂ€uscht sich mein Ohr?
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Cromwell » 9. Januar 2012, 19:57

Die Under the Sun-Bemerkung zielte darauf ab, dass die CorneliusSmailRoman-CD in der PrioritĂ€tenliste unauffĂ€llig nach oben strebt und sogar schon ungeniert vor dem ChefbĂŒro herumlungert und sich wichtig macht...

Cold Mourning sind ihrem Namen alle Ehre machend nun mal frostig. Warum zur Hölle der Text zu "Losing my Shadow" in der "Colder Than Thou"-LP abgedruckt sind, obwohl das entsprechende Demo instrumental ist, weiß der Kuckuck. Das erste und einzige Album sollte wiederaufgelegt werden, seltener als ein Dodo und nicht mal bei musiksammler.de eingetragen. Sollte es jemand aus seiner Sammlung expurgieren wollen, ich zahle mit bunten MetallstĂŒcken!



Bolt Thrower, werter Chemiestudent in Nöten, sind außerdem in jeder Hinsicht ausgesprochen ausgezeichnet.
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Fire Down Under » 9. Januar 2012, 20:14

Das zweite HAMMERS OF MISFORTUNE-Album, das ich zur Zeit komplett in mich aufsauge und auch wunderbar zur Jahreszeit passt, enthĂ€lt als finalen Song einen ultra schweren, tieftraurigen Doom-Song, der gnadenlos plĂ€ttet, zu TrĂ€nen rĂŒhrt und einfach nur fertig macht. Vertonte Melancholie, Schmerz und Ausweglosigkeit.

:ahasoso:

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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Killmister » 9. Januar 2012, 20:39

Cromwell hat geschrieben:Das erste und einzige Album sollte wiederaufgelegt werden, seltener als ein Dodo und nicht mal bei musiksammler.de eingetragen. Sollte es jemand aus seiner Sammlung expurgieren wollen, ich zahle mit bunten MetallstĂŒcken!.


Sollte es nur um die Musik als solche gehen,Sicherungskopie wÀre möglich,Verkauf niemals!
Wenn man etwas nicht mag, ist einem weniger davon lieber.
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Cromwell » 9. Januar 2012, 20:50

Killmister hat geschrieben:
Cromwell hat geschrieben:Das erste und einzige Album sollte wiederaufgelegt werden, seltener als ein Dodo und nicht mal bei musiksammler.de eingetragen. Sollte es jemand aus seiner Sammlung expurgieren wollen, ich zahle mit bunten MetallstĂŒcken!.


Sollte es nur um die Musik als solche gehen,Sicherungskopie wÀre möglich,Verkauf niemals!


Nett von dir, aber ich versuche, die Anzahl an Alben, die mir nur als Dateien oder Kopien vorliegen, möglichst nahe bei Null zu halten. Warten macht mir nichts aus...sei es bis zum ErspÀhen eines Originals oder bis zur Wiederauflage.
Only real is real!

@Dr. Love: Ja, zu Revelation könnte ich ein bis fĂŒnf Romane verfassen. Morgen. Bild
Ansonsten konnte ich mich gerade noch zurĂŒckhalten, in Großbuchstaben zu schreiben. Ignorant. HĂ€retiker. Heresiarch. The Gates of Slumber, Bolt Thrower, Against Nature, Revelation? Vus vet zayn? Welche Fassungslosigkeit provozierende Meinung wird sich als nĂ€chstes Bahn brechen? Brocas Helm und Pagan Altar magst du aber, oder?
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Dr. Best » 10. Januar 2012, 01:16

Cromwell hat geschrieben:@Dr. Love: Ja, zu Revelation könnte ich ein bis fĂŒnf Romane verfassen. Morgen. Bild
Ansonsten konnte ich mich gerade noch zurĂŒckhalten, in Großbuchstaben zu schreiben. Ignorant. HĂ€retiker. Heresiarch. The Gates of Slumber, Bolt Thrower, Against Nature, Revelation? Vus vet zayn? Welche Fassungslosigkeit provozierende Meinung wird sich als nĂ€chstes Bahn brechen? Brocas Helm und Pagan Altar magst du aber, oder?

Ohjeh, frag besser nicht zu viel :lol: TGOS werd ich vermutlich nie verstehen, da hast du recht, aber mit dem Rest nur teilweise. Bolt Thrower ist schon eine ziemlich gnadenlos gute Band, und das kann man aus meinem Mund als Adelung sehen, denn außer Death fĂ€llt mir keine weitere echte Death Metal Band ein, die ich noch mag - wenn auch nicht genug, um mir Alben davon in den Schrank zu wuchten, ist mir eben oft zu wuchtig, schnell chaotisch oder grunzig - und damit alles was DM ja ausmacht. Aber warum Against Nature und Revelation, die sind zwar ziemlich wechselhaft, aber immer mindestens gut.*
Über mein VerhĂ€ltnis zu Brocas Helm möchtest du nichts wissen :ehm:


*Bis auf die letzte. Die konnte mich nicht mitreißen.
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Re: Wintermedizin - langsam durch den Winter

Beitragvon Dr. Best » 10. Januar 2012, 17:53

Keiner eine Meinung? Oder keiner reingehört? Alles Banausen :tong2: Dabei bin ich sicher, dass dieversen Boardlern Akelei gefallen sollte...
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Re: Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Cromwell » 10. Januar 2012, 18:47

Zur Gattung Aquilegia: Ich habe vor Urzeiten ein wenig Kontakt mit der niederlĂ€ndischen Sprache gehabt und kann dir versichern, dass zumindest der Text des ersten Liedes auf dieser bandcamp-Seite nichts ist, was dir auf deinem weiteren Lebensweg ein Leitstern der Weisheit wĂ€re. Furchtbare, drittklassige Beziehungslyrik, fĂŒr die sich eine liebeskranke FĂŒnfzehnjĂ€hrige noch mehr schĂ€men wĂŒrde als fĂŒr ihre eigenen verkrĂŒppelten Verse. "Du bist weggegangen, jetzt bin ich traurig und es tut weh. Was soll ich nur tun?" Toll.
Es widerstrebt mir auch, die Musik als "Metal" zu bezeichnen. Es handelt sich eher um melancholischen Gesang mit GitarrenflÀchen (sagt man das heutzutage noch so?), die kaum auseinanderzuhalten sind. Schöne Musik, ja, aber keine, die meine Aufmerksamkeit fesselt und knebelt.
Insgesamt sind Akelei das musikalische Äquivalent zu einer Postkarte, die einen Sonnenuntergang ĂŒber dem Meer abbildet. Kennt man, schaut man fĂŒr zehn Sekunden drauf, aber die Substanz hat sich lĂ€ngst abgenutzt.

Deine Zirkumvention der Frage nach Pagan Altar ist nicht unbemerkt geblieben und lĂ€sst mich Schlimmstes befĂŒrchten. Bild
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Re: Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Dr. Best » 10. Januar 2012, 19:05

Erstaunlich, dass mich der Tenor deiner Worte in ihrem Inhalt und Wortwahl an exakt das erinnert, was man Warning spĂ€testens mit "Watching..." mancherorts vorwarf. Dabei verweise ich nicht nur auf die zeitweise in ihrem Geschmack sehr zweifelhaften Metal Archives, sondern spreche auch von Menschen die du sehr verehrst. Nichtsdestotrotz muss ich dir zumindest textlich recht geben: tiefgrĂŒndige Lebensweisheit sucht man hier vergeblich. Was ich aber nicht weiter schlimm finde, schonmal WHW gehört? Also nicht nur ab VOL, sondern auch davor? Hier eine Kostprobe:

Just als ich dich am meisten brauchte,
verliesest du mich
zu diesem Königreich der Geister.

[..]
Zur Hölle mit mir,
Alleine bin ich dazu verdammt
um dich zu trauern.

Ehrlich, dagegen lesen sich meine mit liebestrunken zitternden Fingern geschriebenen SchwĂŒre in Richtung meiner Freundin wie Prosa aus der Feder eines Hermann Hesse. Über den Gehalt so anspruchsvoller Texte wie "Can I sit next to you girl" von AC/DC rede ich nicht erst.
Um es kurz zu machen: is mir wurscht, wenn ich (textlichen) Anspruch will, dann hör ich sicher was anderes (Animals? Guter Anfang). Musikalisch dagegen gibt es finde ich bei Akelei nichts auszusetzen, was es nicht auch bei anderen gÀbe. Wenn man mir ein neues Solitude Aeturnus Album gibt hört sich 4 DurchlÀufe lang auch alles gleich an. Gib dem Teil ne Chance, die haben es verdient!

Meine Meinung zu Pagan Altar? Mal mehr, mal weniger. Frag mich nach dem Metal Assault nochmal :tong2:
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Re: Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Cromwell » 10. Januar 2012, 19:31

Meine Meinung zu Tom Phillips Wept kennst du, oder? Sollte ich jemals ein Album dieser Band besitzen, so wird es das erste sein. Höchstens. Der Rest möge andere erfreuen.

Ob jemand, dessen Musik ich verehre (die Person deshalb noch lange nicht, denn wie sagte Rich Walker so treffend: "Hero worship to the extreme is for mental dullards."), "Watching From a Distance"-Texte fĂŒr Schmalz hĂ€lt, ist nebensĂ€chlich. Ich empfinde sie bis auf ein, zwei notorische Stellen nicht so wie die Akeleien. 40 Watt Sun, am Rande bemerkt, haben in dieser Hinsicht bis auf "Carry Me Home" leider einen RĂŒckschritt gemacht.
Vielleicht wichtiger: Die Interpretation durch Patrick Walker trĂ€gt in sich etwas, dass ich bei Akelei vermisse. Es ist sicherlich möglich, bei dutzenden Bands Lyrik hervorzuzaubern, die man nicht nachempfinden kann und die auf Außenstehende befremdlich wirkt, aber die meisten sind noch knapp bis nicht so knapp oberhalb von Akelei-Niveau. Ich unterstelle dem Texter der Band nicht, dass dem Text keine ehrliche Empfindung unterliegt, aber auch bei genauem Hinsehen kann ich keinen Unterschied zu SchĂŒlerpoesie entdecken. Andere konnten dem gleichen GefĂŒhl deutlich bewegendere und originellere Einsichten abgewinnen.

Dr. Best hat geschrieben:Meine Meinung zu Pagan Altar? Mal mehr, mal weniger. Frag mich nach dem Metal Assault nochmal :tong2:


Manchmal habe ich fast meine Zweifel, ob du wirklich mein Sohn bist. :angry2:
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Re: Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Dr. Best » 10. Januar 2012, 19:49

Ich betone es nochmal: es geht mir bei Akelei nicht um die Texte. Das wĂ€re, um es auch nochmal zu sagen, als ob man Place Of Skulls wegen der Texte hören wĂŒrde. Oder Deep Purple. Oder fast alle Texte von DIO. Ehrlich, es ist mir manchmal schon etwas wurscht, ĂŒber was da gesungen wird, ich halte 80% aller Texte im hart rockenden Bereich fĂŒr belanglosen Schund. Manchmal mit viel Inbrunst und OriginalitĂ€t vorgetragen (Bon Scott, Ian Gillan), und meistens nicht. Schwule Einhörner und Regenbögen finde ich Qualitativ nicht besser als wenn jemand auf 8. klĂ€ssler Niveau von der Entfremdung zu seiner Liebsten trĂ€llert. Hier geht es um die Musik, und die reißt mich vollkommen mit. Vielleicht kommt jetzt der Goatstorm und deklamiert den Verfall der Sitten, weil ich so stumpf ĂŒber Texte denke. Aber mal ehrlich: Long live Rock'n Roll ist eines der geilsten Lieder mit einem der dĂ€mlichsten Texte. Basta.

Was den Kommentar zu Pagan Altar angeht: nun, es ist so, dass mich die Band am DSR 6 komplett aus den latschen gespielt hatte (Erstkontakt) und ich sie im Vergleich dazu am HOD 3 nicht halb so toll fand. Auf Konserve befindet sich zwar Mythical & Magical in meinem Besitz, ist aber mein persönliches Akelei :tong2:
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Re: Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Cimmerer » 10. Januar 2012, 19:56

Mensch Cromwell, jetzt hast du dir so schöne Thin Lizzy Alben zugelegt und statt zu erkennen, dass man eigentlich gar keine anderen Gruppen braucht, gibst du dich solch merkwĂŒrdigen Doom Schlurfern hin.... :cry:
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Re: Dr. Bests Review-Ecke

Beitragvon Dr. Best » 10. Januar 2012, 20:23

So, um dem neuen Titel etwas mehr Respekt zu zollen hier nun das nĂ€chste Review. Warum hab ich immer Review-Hummeln im Hinter, wenn ich lernen muss? Egal, zum glĂŒck kann ich zumindest bei manchen FĂ€chern beides gleichzeitig.

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Diesmal gibt es eine Abkehr vom Doom hin zu klassischem frĂŒh-80er Metal aus dem beschaulichen Mannheim, wie er gar nicht so selten war in Deutschland. Hunter gingen aus der VorgĂ€nger Band Red-Backs hervor, die es immerhin auf ein Demo brachte. Musikalisch kann man nicht verheimlichen die damals gerade angesagten Accept zu mögen, denn die stampfenden Riff und der gepresste Gesang schielen mehr als einmal in diese Richtung, aber auch AC/DC und Priest oder Saxon schauen gern mal um's Eck.
Dennoch kann man hier mit 10 knackigen und kraftvoll vorgetragenen Krachern punkten, wobei es keinen wirklichen DurchhĂ€nger gibt, dafĂŒr ein ordentliches Pfund klassischen, frischen Metal. Egal ob das mit einem crunchigen Eingangsriff und gequĂ€lt-nĂ€selndem Kreischgesang nach vorne preschende Titellied oder der getragene, etwas mit Saxon kokettierende "Crusaders from Hell" mit seinem tollen melodischen Anfang und Mitsingkompaltiblen Refrain, hier kann man kaum still sitzen. Mit Black Hole gibt es auch noch ein Instrumental, das mich stĂ€ndig an Sinister Realm erinnert (ja, RĂŒckwĂ€rts-Retro quasi) und Revenge stammt mit seinen Gangshouts und dem sĂ€genden Grundriff aus dem Abfalleimer von Wolf Hoffmann.
Absolute Kaufempfehlung meinerseits. Das Vinyl sollte recht einfach und vor allem billig zu bekommen sein, auf CD gibt es 2 Versionen mit unterschiedlichen Covern (Original und ein hÀssliches neues) und 4 Bonustracks der VorgÀngerband Red-Backs.

Vielleicht kann ja jemand was zur Aufmachung (Linernotes oder so..) sagen?


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Deutlich radiotauglicher, wenn auch nicht schlecht geht es auf dem Zweitling der Band zu. Die rauhen Ecken und Kanten des VorgĂ€ngers sind deutlich geglĂ€ttet, was sich vor allem im Gesang zeigt, der nun kaum noch seine frĂŒhere NĂ€he zu UDO offenbart, dafĂŒr mit seinen Yeah-Yeahs, kurzen Gruppenrefrains und poppigen Melodien deutlich in Richtung Glam schielt. Ein Manko, das sich durch das gesamte Album zieht, denn die glamige Ausrichtng ist zwar zu keiner Sekunde schlecht, dafĂŒr sind die eher kurz gehaltenen, rockenden Songs aber einfach zu routiniert. Das eignet sich gut zum Mitwippen und anerkennend mit dem sonnenbebrillten Kopf zu nicken, aber leider auch nicht so richtig mehr, dafĂŒr ist mir das Album zu sehr zwischen Teutonen-(Stampf)-Metal und furztrockenen Glamrockern zerfahren ohne Fisch und Fleisch zu sein. Ist okay, leider aber halt auch nicht mehr.
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