So, heute ging das Hören durch meine 60er-Jahre-Scheiben weiter:
PINK FLOYD - Relics (die ersten beiden Alben der Band besitze ich nicht physisch, daher hab ich mal diese eigentlich erst in den frĂŒhen 70ern veröffentlichte Compilation mit ĂŒberwiegend Songs von 1967 und 68 aufgelegt - lediglich zwei StĂŒcke sind neuer, und zwar von 1969)
Den Anfang macht âArnold Laneâ, die erste Single der Band. Noch stark im Beat verwurzelt und musikalisch (zumindest aus heutiger Sicht) zahm und unspektakulĂ€r.
Mit dem ĂŒber neuneinhalbminĂŒtigen âInterstellar Overdriveâ kommt dann das lĂ€ngste, auch auf dem DebĂŒtalbum zu findende StĂŒck - strukturierte, rockige Momente wechseln sich hier mit psychedelischen Soundcollagen ab. Könnte man schon als eines der allerersten Progressive-Rock-StĂŒcke bezeichnen (MĂ€rz 1967 aufgenommen).
âSee Emily Playâ ist auch auf manchen Versionen des DebĂŒts enthalten, fĂŒr mich wieder eher uninteressant. âRemember A Dayâ kam 1968 aufs zweite Album, ist hier aber in einer Version von May 1967 enthalten. Ein wunderschön-sphĂ€risches, von Klavier dominiertes StĂŒck mit entrĂŒckter Stimmung.
âPaintboxâ ist wieder ein gewöhnlicherer Song, wĂ€hrend das ruhige âJulia Dreamâ gegen Ende mit elektronisch-psychedelischen Effekten arbeitet, wie sie ab den frĂŒhen 70ern auch viele Krautrockbands verwendeten. Mit âCareful With That Axe, Eugeneâ gibtâs noch mal ein sehr interessantes, ĂŒberlanges StĂŒck (7:45), ĂŒberwiegend instrumental gehalten, mit markerschĂŒtternden (aber in den Hintergrund gemischten) Schreien bei atmosphĂ€rischen Melodien, der Ausklang ist dann ruhiger. Highlight der Scheibe und vielleicht der frĂŒhen Pink-Floyd-Phase insgesamt!
Es folgen zwei StĂŒcke des âMoreâ-Soundtracks von 1969, auf die ich spĂ€ter noch eingehe (höre dann lieber die ganze Scheibe am StĂŒck) und noch eine RaritĂ€t namens âBiding My Timeâ, die anfangs etwas an die Beatles erinnert, gegen Ende immer dichter wird (viel BlĂ€sereinsatz, dazu Gitarrensoli und Klavierspiel) und sogar kurz mit etwas aufwartet, dass wie eine schnelle Doublebass-Attacke klingt (weiĂ gar nicht, ob der Schlagzeuger damals zwei Bassdrums hatte oder ob man hier Toms hört). Den Abschluss macht das kurze âBikeâ vom DebĂŒtalbum, das wieder eher wie ein Mix aus Beat und frĂŒhem Psychedelic Rock klingt, nicht mein Fall.
Insgesamt schon eine interessante Compilation deren Anschaffung sich allein schon wegen âCareful With That Axe, Eugeneâ lohnt!
1968
THE MOODY BLUES - In Search Of The Lost Chord
Wie schon beim VorgÀngeralbum gibt es hier eine Einleitung, die man als eine Mischung aus filmsoundtrack-artiger Musik und einem gesprochenem Text bezeichnen könnte.
âRide My See-Sawâ ist dann eine sehr flotte Nummer, die aber durch den biederen Refrain etwas zahmer wirkt, als sie eigentlich ist. GefĂ€llt mir ganz gut, wenn ich mich gerade auf diese Art von Musik einlassen kann.
âDr. Livingstone, I Presumeâ klingt dann sehr nach den BEATLES, bis auf das Gitarrensolo nicht so mein Fall. Das atmosphĂ€rische, von Mellotron domonierte âHouse Of Four Doors pt.1â trifft dann schon eher meinen Geschmack (spĂ€ter kommt sogar noch ein Cembalo zum Einsatz) und mit âLegend Of A Mindâ folgt das absolute Highlight des Albums (und fĂŒr mich neben âNights In White Satinâ wohl das beste StĂŒck der Band ĂŒberhaupt)! Mit sechseinhalb Minuten ist es recht lang fĂŒr die Zeit und mit teils ungewöhnlichen, hypnotisierenden Melodien ein atmosphĂ€risch-schöner Trip. Abgeschlossen wird die Seite durch âHouse Of Four Doors pt.2â (die beiden Teile wirken wie Intro und Outro zu âLegend Of A Mindâ).
Die B-Seite ist insgesamt etwas ruhiger, wobei mich vor allem die wunderschönen "Visions Of Paradise", "Voices in the Sky" und "The Actor" ergreifen.
Insgesamt vielleicht sogar etwas stĂ€rker als der VorgĂ€nger, aber das Finale ist hier nicht so groĂartig wie "Nights In White Satin".
Ach ja, und die Scheibe hat das Àlteste mir bekannte Totenkopf-Cover!
DEEP PURPLE - The Book Of Taliesyn
Lange Zeit konnte ich mit den ersten zwei bis drei Alben der Band ja noch gar nichts anfangen, aber ich finde sie im Laufe der Jahre immer besser!
Auf ihrem zweiten Album klang die Band noch nicht wirklich nach Hard Rock, was aber zum Teil auch am Sound liegt.
Der Opener ist nĂ€mlich immerhin schon verdammt schnell, hat im Grunde sogar, das, was in den 80ern ein typischen Thrash-Rhythmus wĂ€re (und das auch in selbst fĂŒr Thrash Metal schon nicht gerade geringer Geschwindigkeit).
Die Gitarre klingt recht zahm, dafĂŒr gibtâs hier groĂartige BasslĂ€ufe und tolle Orgelmelodien!
âWring That Neckâ ist dann langsamer, aber dennoch ein gutes StĂŒck Rockmusik und selbst das NEIL DIAMOND Cover âKentucky Womanâ gefĂ€llt mir in dieser Version (kenne das Original gar nicht).
Das instrumentale âExpositionâ lĂ€sst dann ĂŒberdeutlich die KlassikeinflĂŒsse Jon Lords durchscheinen (Beethoven und Tschaikowski werden zitiert) und begeistert mit virtuosen Orgeleinlagen!
Den Abschluss der A-Seite bildet das BEATLES-Cover âWe Can Work It Outâ und selbst das gefĂ€llt mir wirklich gut, wirkt auch etwas hĂ€rter als das Original.
Die B-Seite fĂ€llt dagegen etwas ab, wobei mir auch die beiden gemĂ€Ăigteren âShieldâ und âAnthemâ (mit schöner Streichorchestereinlage) gut gefallen und auch das Cover âRiver Deep, Mountain Hightâ recht gelungen ist (mich stört da nur der Refrain und vielleicht ist es einen Tick zu lang geraten).
Insgesamt also schon ein wirklich gutes Album und eigentlich ziemlich unterbewertet.
THE MOTHERS OF INVENTION- Weâre Only In It For The Money
Mit total durchgeknallten GerĂ€usch- und Sprachfetzen beginnt dieses Album, das als Parodie auf âSgt. Peppers Lonely Heart Clubâ verstanden werden kann (siehe rechts auch das alternative Cover des Albums).
Ăhnlich wie schon auf dem DebĂŒt von 1966 werden hier verschiedene musikalische Stile zusammengemischt und mit oft bissig-humorvollen Texten versehen, allerdings mit noch abrupteren Wechseln, so dass man manchmal schon fast das GefĂŒhl hat, sich durch verschiedene Radiosender zu schalten (viele StĂŒcke sind hier auch sehr kurz und oft von kurzen, hörspielartigen Passagen und GerĂ€uschen unterbrochen).
Ich hab immer noch ein wenig meine Probleme mit dem Album, auch wenn (oder weil?) es natĂŒrlich die ĂŒberbordende KreativitĂ€t ZAPPAs bereits ganz gut dokumentiert. Aber von den Melodien her gefiel mir âFreak Outâ insgesamt besser (die Scheiben dazwischen kenne ich noch nicht) und auch viele spĂ€tere Alben mag ich lieber. FĂŒr mich also eher âKopffutterâ und musikhistorisch allemal interessant. Emotional werde ich hier hingegen nicht so angesprochen.
THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Electric Ladyland
Dieses Doppel-Album gehört natĂŒrlich eigentlich zur Allgemeinbildung im Bereich der Rock-Geschichte, dennoch habe ich es erst sehr spĂ€t komplett kennengelernt (nĂ€mlich, als ich mir die Doppel-LP vor wenigen Jahren gekauft habe).
Lustigerweise ist das, was ich frĂŒher als âVoodoo Chileâ kennengelernt hatte, auf dem Album mit âVoodoo Chile (Slight Return) betitelt, wĂ€hrend das eigentliche âVoodoo Chileâ ja ein typischer Blues ist, mir mit fast 15 Minuten fĂŒr meinen Geschmack etwas zu lang geraten und nicht so hart wie der groĂartige âSlight Returnâ-Teil. Ich kannte frĂŒher das StĂŒck halt nur von irgendeiner Best-Of und auf manchen solcher Compilations fehlt der Titelzusatz halt. Die tolle Dylan-Coverversion âAll Along The Watchtowerâ dĂŒrfte ja ebenfalls fast jedem bekannt sein.
Aber auch abseits der bekannten Hits hat die Scheibe einiges zu bieten, wie das mit coolen Rhythmuswechseln ausgestattete âHouse Burning Downâ und das epische Doppel â1983...(A Merman I Should Turn To Be)â/âTurn The Tides...Gently, Gently Awayâ (bei dem ich nie so recht weiĂ, wo das eine aufhört und das andere AnfĂ€ngt) - und wie immer ist das wilde, kreative Gitarrenspiel sowieso extrem geil (und dieser Gitarrensound! Da könnte sich so manche neuere Metal-Band auch gerne etwas abschauen, zumindest bei StĂŒcken wie eben âVoodoo Chile Slight Returnâ etc.).
Mit âRainy Day, Dream Awayâ ist allerdings auch ein StĂŒck auf dem Album, das ich nicht so mag und insgesamt finde ich das DebĂŒt auch noch besser - was die Klasse und Bedeutung dieses Albums aber natĂŒrlich nicht schmĂ€lert.