Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Flossensauger » 31. Dezember 2017, 23:32

Powerprillipator hat geschrieben: Klar waren Festivals wie das Dynamo dann musikalisch durchmischt, aber auch das lief doch völlig problemlos. Venom-Kutte neben Kappen-TrÀger, war doch völlig egal.


Da habe ich aber sowas von einer anderen Meinung zu, und stehe damit nicht alleine da. Das Dynamo wurde ja nicht eingestellt, weil zuwenig Leute da waren, sondern zuviel. Zuviele von den Falschen. Das Chaos und die exorbitanten Zahlungen wegen zerstörter Dixies, ZÀune, Polizei, FeuerwehreinsÀtze haben wohl eher nicht die KuttentrÀger ausgelöst. Sondern das Partyvolk (was man mit Bands wie Marilyn Manson und Korn ja extra angezogen hat), welches heute seine eigene Festivals wie Wacken und Summer Breeze hat.

Aber die Diskussion mĂŒssen wir nicht hier im Thread fĂŒhren, dir ging es um die Musik vermute ich einfach mal.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Kubi » 31. Dezember 2017, 23:45

Flossensauger hat geschrieben:
Powerprillipator hat geschrieben: Klar waren Festivals wie das Dynamo dann musikalisch durchmischt, aber auch das lief doch völlig problemlos. Venom-Kutte neben Kappen-TrÀger, war doch völlig egal.


Da habe ich aber sowas von einer anderen Meinung zu, und stehe damit nicht alleine da. Das Dynamo wurde ja nicht eingestellt, weil zuwenig Leute da waren, sondern zuviel. Zuviele von den Falschen. Das Chaos und die exorbitanten Zahlungen wegen zerstörter Dixies, ZÀune, Polizei, FeuerwehreinsÀtze haben wohl eher nicht die KuttentrÀger ausgelöst. Sondern das Partyvolk (was man mit Bands wie Marilyn Manson und Korn ja extra angezogen hat), welches heute seine eigene Festivals wie Wacken und Summer Breeze hat.

Aber die Diskussion mĂŒssen wir nicht hier im Thread fĂŒhren, dir ging es um die Musik vermute ich einfach mal.


Wurden die, die beim letzten KIT so einen Mist gemacht haben, auch von Marilyn Manson und Korn angezogen? Es gibt in jeder großen Gruppe Idioten, auch unter den "KuttentrĂ€gern".
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Flossensauger » 31. Dezember 2017, 23:53

Als Soziologe sage ich: "Ja". NatĂŒrlich sind die UmstĂ€nde und VerhĂ€ltnisse anders (die Fachtermini lasse ich mal weg, versteht hier eh' keiner), das Prinzip ist das gleiche. Sowohl Dynamo 1994 wie auch KIT 2017 haben solch einem Publikum signalisiert: "Kommt hier her, hier seit ihr richtig und könnt machen was ihr wollt."

Allerdings sehe ich das Ausmass der Zerstörung zwischen KIT und Dynamo doch einige 1.000.000 Gulden unterschiedlich. Wobei mein persönlicher monetÀrer Schaden am KIT höher war als an dem letzten Dynamo, nicht aber der insgesamte.

Willst du das KIT jetzt auch in diesem Thread diskutieren?
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Kubi » 1. Januar 2018, 00:32

Der Punkt war eher, dass es einfach in jeder Gruppe Idioten gibt und man das sicher nicht auf "Korn & Marilyn Manson"-Hörer generalisieren kann. Dass die Ausmaße beim Dynamo natĂŒrlich grĂ¶ĂŸer waren, ist eh klar. Mehr Menschen, mehr Idioten. Das ist ja keine Überraschung. HĂ€ttest du gesagt, dass "angesagte Festival mehr Krawallbesucher anziehen", hĂ€tte es uneingeschrĂ€nkte Zustimmung gegeben. Ich mag nur Pauschalisierung nicht.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Powerprillipator » 1. Januar 2018, 00:33

Flossensauger hat geschrieben:
Powerprillipator hat geschrieben: Klar waren Festivals wie das Dynamo dann musikalisch durchmischt, aber auch das lief doch völlig problemlos. Venom-Kutte neben Kappen-TrÀger, war doch völlig egal.


Da habe ich aber sowas von einer anderen Meinung zu, und stehe damit nicht alleine da. Das Dynamo wurde ja nicht eingestellt, weil zuwenig Leute da waren, sondern zuviel. Zuviele von den Falschen. Das Chaos und die exorbitanten Zahlungen wegen zerstörter Dixies, ZÀune, Polizei, FeuerwehreinsÀtze haben wohl eher nicht die KuttentrÀger ausgelöst. Sondern das Partyvolk (was man mit Bands wie Marilyn Manson und Korn ja extra angezogen hat), welches heute seine eigene Festivals wie Wacken und Summer Breeze hat.

Aber die Diskussion mĂŒssen wir nicht hier im Thread fĂŒhren, dir ging es um die Musik vermute ich einfach mal.


Marilyn Manson wurde damals mit Dreck- und Schlammklumpen regelrecht bombardiert, zeitweise war die Luft schwarz vor Schlamm. Waren wohl eher nicht so viele Manson-Fans anwesend. Wieso sollen nicht die KuttentrÀger randaliert haben? Monsters of Rock Schweinfurt usw., seit wann sind denn jetzt die KuttentrÀger die braven? :ehm:
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Flossensauger » 1. Januar 2018, 00:38

Kubi hat geschrieben:Der Punkt war eher, dass es einfach in jeder Gruppe Idioten gibt und man das sicher nicht auf "Korn & Marilyn Manson"-Hörer generalisieren kann. Dass die Ausmaße beim Dynamo natĂŒrlich grĂ¶ĂŸer waren, ist eh klar. Mehr Menschen, mehr Idioten. Das ist ja keine Überraschung. HĂ€ttest du gesagt, dass "angesagte Festival mehr Krawallbesucher anziehen", hĂ€tte es uneingeschrĂ€nkte Zustimmung gegeben. Ich mag nur Pauschalisierung nicht.


Nö, auch hier wiederspreche ich, da ich das Dynamo miterlebt habe, wie sie immer mehr, grösser, Spannung, Eintrittspreise wollten. Ich pauschalisiere nicht.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Flossensauger » 1. Januar 2018, 00:40

Powerprillipator hat geschrieben:Marilyn Manson wurde damals mit Dreck- und Schlammklumpen regelrecht bombardiert, zeitweise war die Luft schwarz vor Schlamm. Waren wohl eher nicht so viele Manson-Fans anwesend. Wieso sollen nicht die KuttentrÀger randaliert haben? Monsters of Rock Schweinfurt usw., seit wann sind denn jetzt die KuttentrÀger die braven? :ehm:


Die Band hat doch extra dazu aufgerufen, es waren ihre "Fans" (wie soll man Fan sein von etwas, das man gar nicht kennt?, aber ok.) und hat es genossen. Die wollten das doch. Und hinterher schön Dixies anzĂŒnden und Zelte abfackeln. War so.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Powerprillipator » 1. Januar 2018, 15:18

Flossensauger hat geschrieben:
Powerprillipator hat geschrieben:Marilyn Manson wurde damals mit Dreck- und Schlammklumpen regelrecht bombardiert, zeitweise war die Luft schwarz vor Schlamm. Waren wohl eher nicht so viele Manson-Fans anwesend. Wieso sollen nicht die KuttentrÀger randaliert haben? Monsters of Rock Schweinfurt usw., seit wann sind denn jetzt die KuttentrÀger die braven? :ehm:


Die Band hat doch extra dazu aufgerufen, es waren ihre "Fans" (wie soll man Fan sein von etwas, das man gar nicht kennt?, aber ok.) und hat es genossen. Die wollten das doch. Und hinterher schön Dixies anzĂŒnden und Zelte abfackeln. War so.


So genau hab ich das nicht mehr im Kopf......Das Ausmaß ds Chaotentums war meiner Meinung nach aber trotzdem eher der schieren Masse an Leuten (120.000?) geschuldet.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Pavlos » 1. Januar 2018, 15:44

Siebi hat geschrieben:
Storming the Gates hat geschrieben:
Pavlos hat geschrieben:"Waren die 90er wirklich so schlimm?" fragt das Deaf Forever, und nachdem ich mir nun die Titelstory-Texte von MĂŒhlmann und Hesse durchgelesen habe, muss ich (aus Metalsicht gesehen) ein ganz klares "Ja, verdammt nochmal!!!" als Antwort geben.

Klaro wurde weiterhin fantastische Musik erschaffen, man muss sich nur mal die Texte von Kohsiek und Brandt (herrliche Liste!!!) durchlesen, aber in den PlattenlÀden dieser Welt wurde fortan ganz, ganz, ganz, ganz viel furchtbares Zeug unter Metal(!!!!) einsortiert. Man muss sich ja nur mal die Top 200 der DF Crew anschauen um zu erkennen, wie kaputt dieses Jahrzehnt war. Backyard Babies, Biohazard, Foo Fighters, Ministry, Helmet, Nine Inch Nails, Pitchshifter, Rammstein, Therapy?, Turbonegro, Weissglut, etc. Das ist alles schon verdammt weit weg von dem, was in den 80ern erschaffen wurde.

:-X/2

Und solche Namen muss man im DF lesen, ey.


Genau so ist es!!! :yeah:

Ist es nicht! Foo Fighters, Helmet und Therapy? wurden bei uns in PlattenlĂ€den nicht unter Metal sondern Alternative subsumiert und geilen Metal gab es nach wie vor. Die "13" der Backyard Babies oder die ersten Turbonegro-Alben sind teils punkiger Rock 'n' Roll-Stoff, den man natĂŒrlich Kacke finden kann.

Aber, wer spricht da von Heavy Metal? Oder was regt hier auf? Ich versteh's scheinbar nicht, gerade bei einem Open-Minder wie dem lieben Griechen, der jedes Prog-, NWoBHM- oder sonstiges 70er Weichgeflöte in den Himmel lobt. Bitte um AufklÀrung.


Mir ging es im Grunde eigentlich nur darum: Die 90er werden in besagter Titelstory mit vielen Scheiben und Stilen schöngeredet, die mir persönlich ĂŒberhaupt nicht gefallen. Warum? Weil da ganz, ganz viel Zeig dabei ist, das komplett an der reinen Lehre vorbeigeht. Wenn ich mir nur die Texte von MĂŒhlmann und Hesse durchlese kommt mir das Kotzen - das hat doch mit "Metal und Hardrock fĂŒr ÜberzeugungstĂ€ter" aber mal sowas von gar nichts mehr zu tun. Dass denen die Scheiben gut reinlaufen geht natĂŒrlich klar, so wie mir eben 70er Flötenplatten gefallen. Dass sie sie nun zuhauf im Deaf Forever, einem Heft, welches sich primĂ€r, so empfinde ich es jedenfalls, der erwĂ€hnten reinen Lehre verschrieben hat, platzieren, geht mir zu weit. Das hat, zumindest in dem biblischen Ausmaß, nichts drin verloren.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Siebi » 1. Januar 2018, 16:10

Pavlos hat geschrieben:
Siebi hat geschrieben:
Storming the Gates hat geschrieben:
Pavlos hat geschrieben:"Waren die 90er wirklich so schlimm?" fragt das Deaf Forever, und nachdem ich mir nun die Titelstory-Texte von MĂŒhlmann und Hesse durchgelesen habe, muss ich (aus Metalsicht gesehen) ein ganz klares "Ja, verdammt nochmal!!!" als Antwort geben.

Klaro wurde weiterhin fantastische Musik erschaffen, man muss sich nur mal die Texte von Kohsiek und Brandt (herrliche Liste!!!) durchlesen, aber in den PlattenlÀden dieser Welt wurde fortan ganz, ganz, ganz, ganz viel furchtbares Zeug unter Metal(!!!!) einsortiert. Man muss sich ja nur mal die Top 200 der DF Crew anschauen um zu erkennen, wie kaputt dieses Jahrzehnt war. Backyard Babies, Biohazard, Foo Fighters, Ministry, Helmet, Nine Inch Nails, Pitchshifter, Rammstein, Therapy?, Turbonegro, Weissglut, etc. Das ist alles schon verdammt weit weg von dem, was in den 80ern erschaffen wurde.

:-X/2

Und solche Namen muss man im DF lesen, ey.


Genau so ist es!!! :yeah:

Ist es nicht! Foo Fighters, Helmet und Therapy? wurden bei uns in PlattenlĂ€den nicht unter Metal sondern Alternative subsumiert und geilen Metal gab es nach wie vor. Die "13" der Backyard Babies oder die ersten Turbonegro-Alben sind teils punkiger Rock 'n' Roll-Stoff, den man natĂŒrlich Kacke finden kann.

Aber, wer spricht da von Heavy Metal? Oder was regt hier auf? Ich versteh's scheinbar nicht, gerade bei einem Open-Minder wie dem lieben Griechen, der jedes Prog-, NWoBHM- oder sonstiges 70er Weichgeflöte in den Himmel lobt. Bitte um AufklÀrung.


Mir ging es im Grunde eigentlich nur darum: Die 90er werden in besagter Titelstory mit vielen Scheiben und Stilen schöngeredet, die mir persönlich ĂŒberhaupt nicht gefallen. Warum? Weil da ganz, ganz viel Zeig dabei ist, das komplett an der reinen Lehre vorbeigeht. Wenn ich mir nur die Texte von MĂŒhlmann und Hesse durchlese kommt mir das Kotzen - das hat doch mit "Metal und Hardrock fĂŒr ÜberzeugungstĂ€ter" aber mal sowas von gar nichts mehr zu tun. Dass denen die Scheiben gut reinlaufen geht natĂŒrlich klar, so wie mir eben 70er Flötenplatten gefallen. Dass sie sie nun zuhauf im Deaf Forever, einem Heft, welches sich primĂ€r, so empfinde ich es jedenfalls, der erwĂ€hnten reinen Lehre verschrieben hat, platzieren, geht mir zu weit. Das hat, zumindest in dem biblischen Ausmaß, nichts drin verloren.

Der Ärger muss raus. Das verstehe ich. Ärger, den auch ich als Bashmeister habe. Wundere mich oft genug, was hier im SMB alles als "Geiler Metal oder Sound" angepriesen wird.

Aber warum dieser Ärger bei einer Ausgabe, die eben die 90er beleuchtet, wo nicht nur Metal der reinen Lehre in den metalaffinen Medien stattfand, siehe Headbanger's Ball und andere TV-Formate? Also alles raus, was nicht der reinen Lehre entspricht und ein Best Of-Reprint der "Heavy, oder was...?"-Ausgaben der 90er prĂ€sentieren? Was ist denn nun die reine Lehre? Da hĂ€tten wir alle eine etwas andere Defintion, oder?

Herr MĂŒhlmann hörte noch nie NUR die reine Lehre. Sure Shot, sein Baby, hat ein großes Stilportfolio, und auch im Heft ist doch nicht alles reine Lehre, bei keiner Ausgabe, siehe Waakrecht und Co., die sind biederer Rock, aber Metal der reinen Lehre? Ich verstehe die Aufregung nicht, aber ich verstehe vieles nicht mehr.

Das Heft beleuchtet die 90er aus Sicht der Redaktion und Kubi nennt beispielhaft Albrechts "Oceanborn"-RH-Zehner, der fehlt. Ja, vielleicht unterlaufen auch diesen Menschen Fehler oder es wurde demokratisch festgelegt, was wer beitrÀgt und was ins Heft kommt. Echt interessant, gerade von sonst hier so open-minded Leuten Genörgel im Hinsicht auf nicht angewandte Scheuklappen-MentalitÀt zu lesen. I am amused.

Mir gefÀllt die Ausgabe, auch ich sehe und höre einiges anders oder finde viel Schrott, aber mei, es ist deren Heft und nicht zum Befriedigen von Lesergesetzen gedacht. Wenn's nicht gefÀllt, dann schenkt es her. Wenn es in Zukunft pitchshifter-Speschls gibt, bin ich halt auch raus wie beim RH vor vielen Jahren, ja mei. Bei einer Ausgabe so ein kritisches Bohei, ich bin echt verwundert.

Apropos RH. Hoppala, ich habe mir neben der geilen CARONTE-CD die aktuellen letzten beiden Rock Hard-Ausgaben in Dortmund bestellt. Die sind gar nicht so schlecht, trotz des Arsches vom Enemy. Das '87er Speschl wird noch aufmerksam gelesen. Werde ich altersmilde? Werde ich mir den Screamer Re-Release doch noch holen? Fragen ĂŒber Fragen.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Nightrider » 1. Januar 2018, 16:53

Ich verstehe die Kritik von Pavlos auch eher so, dass der "GrĂŒndungsmythos" des Deaf Forever u.a. durch die Artikel von MĂŒhlmann und Hesse im 90er-Jahre-Special ein StĂŒck weit konterkariert und verfĂ€lscht wird. Dass dies auch schon das eine oder andere Mal in den vorherigen Ausgaben der Fall war, bestĂ€tigt einfach nur die Tatsache, dass der selbstgewĂ€hlte DF-Leitspruch "Metal und Hardrock fĂŒr ÜberzeugungstĂ€ter" in der RealitĂ€t nicht konsequent eingehalten wird.

Die Kritik an dieser Inkonsequenz ist somit der eigentliche Pudels Kern. Und dass diese redaktionelle Inkonsequenz sich gerade beim "90er Jahre"-Special zeigt, ist einfach dem Reizthema an sich geschuldet. Es geht also im Kern der Kritik am Deaf Forever-Special nicht darum, wie jeder persönlich die 90er empfunden hat, es geht auch nicht darum, ob einem das Grunge-/Crossover-/Garagen-/Indie-/Industrial-/NuMetal-/Postpunk-Geschrubbe seinerzeit gefallen hat oder nicht, sondern es geht - frĂŒher wie heute - darum, wie die Metal-Presse damit umgeht bzw. umgegangen ist.

Und da das Deaf Forever eben gerade bei seiner GrĂŒndung dem Openmind-Gedanken explizit eine Absage erteilt hat, verliert das Deaf Forever - hier konkret am Beispiel des veröffentlichten 90er-Specials - einfach an GlaubwĂŒrdigkeit, wenn man dem privaten Musikgeschmack von MĂŒhlmann und anderen (welcher von der selbst propagierten "reinen Lehre" (= traditionelle Metal-Spielarten) diametral abweicht) freie publizistische Bahn lĂ€ĂŸt. Fazit: die Kritik - so wie ich es verstanden habe - richtet sich - allein was das Deaf Forever angeht - gegen die Inkonsequenz und ein entstandenes GlaubwĂŒrdigkeitsdefizit.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Siebi » 1. Januar 2018, 17:36

Mir gefÀllt dieser Diskurs der unterschiedlichen Auffassungen, gerade weil er u.a. von sehr geschÀtzten Open-Mindern kommt.

Aber genau das, also Inkonsequenz und ein entstandenes GlaubwĂŒrdigkeitsdefizit, sehe ich so nicht. SĂ€he ich es so, kann jede Ausgabe des DF unter dem Gesichtspunkt dieser beiden Anklagepunkte kritisiert werden, weil dieses oder jenes stattfindet oder außen vor gelassen wird.

Anders gefragt. Was wurde in dem Special des "kaputten Jahrzehnts" (sinngemĂ€ĂŸer O-Ton Pavlos, ich sehe das komplett anders) vom DF erwartet? Schwelgen in Arkeyn Steel-Releases? Nightwish-Huldigung?
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Nightrider » 1. Januar 2018, 20:14

Siebi hat geschrieben:Mir gefÀllt dieser Diskurs der unterschiedlichen Auffassungen, gerade weil er u.a. von sehr geschÀtzten Open-Mindern kommt.

Aber genau das, also Inkonsequenz und ein entstandenes GlaubwĂŒrdigkeitsdefizit, sehe ich so nicht. SĂ€he ich es so, kann jede Ausgabe des DF unter dem Gesichtspunkt dieser beiden Anklagepunkte kritisiert werden, weil dieses oder jenes stattfindet oder außen vor gelassen wird.

Anders gefragt. Was wurde in dem Special des "kaputten Jahrzehnts" (sinngemĂ€ĂŸer O-Ton Pavlos, ich sehe das komplett anders) vom DF erwartet? Schwelgen in Arkeyn Steel-Releases? Nightwish-Huldigung?


Kritik an Inhalten wird es natĂŒrlich immer geben, das liegt in der Natur der Sache. Die Frage ist aber doch, ob sich die Kritik darauf beschrĂ€nkt, ob Sabaton und Powerwolf ins Heft gehören, oder ob man die ja selbst gesetzte Leitlinie, sprich "Metal und Hardrock", verlĂ€sst.

Bei der Gelegenheit - abseits vom aktuellen Deaf Forever-Kurs - gerne auch noch einige Worte zur 90er-Jahre-Debatte an sich. Aus meiner Wahrnehmung der besagten "dunklen Jahre fĂŒr den klassischen Heavy Metal", spielen dabei die (einstigen?) Leitmedien der Metal-Szene sowie die Industrie (Labels) eine große Rolle.

Die Frage nach der KompatibilitĂ€t neuer Stile mit der eigentlichen, klassischen Metal/Hardrock-Definition (Stichwort: alles von AOR ĂŒber AC/DC bis Slayer) - die bis Ende der 80er die redaktionelle Linie der BlĂ€tter bestimmt hatte - wurde in den 90ern von den marktbestimmenden Magazinen (Metal Hammer / Rock Hard) so beantwortet, dass plötzlich mehr oder minder fast alles, was irgendwie als Stromgitarrenmusik daherkam, vorbehaltlos gefeatured wurde. Dieser Kurs war damals offensichtlich vom AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnis der Metal-Presse zu den Labels bestimmt (Stichwort: Werbeeinnahmen). Daher orientierten sich die einschlĂ€gigen Publikationen frĂŒher oder spĂ€ter immer stĂ€rker am neu initiierten, trendigen Fahrwasser der Labels, die abseits vom klassischen Metal/Hardrock mit ihrer Veröffentlichungspolitik neue Trends setzten, um mit neuen "Rock"-Stilrichtungen bei einer neuen, jungen Generation von Kids Geld zu verdienen.

Ein Teufelskreis begann sich daraufhin zu drehen: 1. die Labels fokussierten sich auf die neuen Rock-Spielarten, 2. die großen Metal-Magazine berichteten ĂŒber die neu gesignten Bands und supporteten diese, 3. die Labels "belohnten" dies mit Anzeigenschaltungen, 4. eine neue Zielgruppe von jungen Rockfans wurden Leser/Abonennten, 5. die Konzertveranstalter sprangen auf den Zug auf und buchten die neuen "Grunge/Crossover-Bands" in die Billings der ehemals klassischen Metal/Hardrock-Festivals (Stichwort: Dynamo usw.).

Die genannten Magazine haben davon kommerziell profitiert, haben damit aber auch einen großen Anteil an dem Umstand, dass der Begriff "Metal" nicht mehr eindeutig definiert war. Dass man Altleser, die "ihren" Metal nicht mehr in den Heften wiedererkannten, damit verprellte wurde achselzuckend in Kauf genommen, konnte das damals doch durch die jungen New-Rock-Neuleser noch gut kompensiert werden. Erst als vor einigen Jahren mit der einsetzenden Marktdominanz der "Generation Internet", die sowohl fĂŒr physische TontrĂ€ger als auch fĂŒr Printerzeugnisse kaum mehr affin ist, das einstige Big-Business immer weniger funktionierte, Ă€nderte sich das wieder etwas. Ob dieses vermeintliche Umdenken nicht etwa auch dem Gesetz des Marktes geschuldet war bzw. ist, darĂŒber sollte man sich vielleicht auch mal so seine Gedanken machen.

Durch diesen Teufelskreis entstand in den 90er-Jahren schließlich ein gewaltiges Problem fĂŒr die Heavy-Metal-Musik, das bis heute in der Debatte nachwirkt und sie vielfach bestimmt: nĂ€mlich die völlige Begriffsverwirrung (Stichwort: Was ist Metal?). Denn wer damals nicht im Underground schĂŒrfte, wurde im Overground faktisch orientierungslos.

Und damit befinden wir uns im Hier und Heute der Diskussion, eben nicht zuletzt weil die unheilige Allianz aus den MeinungsfĂŒhrern der Metal-Presse und der Industrie den ursprĂŒnglichen Metal-Begriff damals zur beliebigen Verwendung freigegeben hat. Offiziell wurde zwar unter Alternative/Indie/Industrial/Newrock/NuMetal usw. vermarktet, es schlich sich aber trotzdem die Begriffsverwirrung, von den Redaktionen unwidersprochen, in die Köpfe. Viele glaubten felsenfest, sie hörten Metal, was sie defacto gar nicht taten, aber sie lasen darĂŒber doch in der Metal-Presse, oder? Na dann! Und da sich diese UnschĂ€rfe in der begrifflichen Orientierung fĂŒr die Magazine und Labels zunĂ€chst eben auch in Auflagen- und Umsatzsteigerungen auszahlte, sah man darin nicht ein Problem, sondern vielmehr einen Garanten des Erfolgs.

Aus meiner Sicht wĂ€re damals seitens der Magazine schon Abgrenzung statt Öffnung notwendig gewesen, hĂ€tte man sich dem ursprĂŒnglichen Metal-Spirit und den klassischen Metal-Fans tatsĂ€chlich noch verpflichtet gefĂŒhlt. Dies ist natĂŒrlich illusorisch, da dies auf Kosten des eigentlichen GeschĂ€ftsmodells gegangen wĂ€re. Der schnöde Mammon bestimmte das Handeln, denn ein am Kiosk platziertes Metal-Magazin war ein GeschĂ€ftsbetrieb. Es war ja schließlich Geld zu verdienen, und als einmal damit Geld verdient wurde, musste "der Laden" natĂŒrlich weiterhin am Leben gehalten werden. Das ist bei jedem Unternehmen so. Soweit so gut: Letztlich ist dies nicht verwerflich, wenn man es denn auch so eindeutig propagiert hĂ€tte (Stichwort: wir wollen Geld verdienen, mit wem ist uns egal). Aus dieser Sicht war sogar der Schritt, den Metal aus dem Titel des Metal Hammers zu streichen, folgerichtig. Der Spagat - einerseits kommerzielle Interessen, andererseits BasisnĂ€he und Treue zu den Roots - funktionierte halt nur nicht, und hat leider bis heute die Begriffsdefiniton, was denn eigentlich Metal ist, letztlich völlig verwĂ€ssert. Und ich habe den Eindruck, genau das ist es letztlich, was uns traditionelle Metaller so auf die Palme bringt, wenn uns mal wieder jemand erklĂ€ren will, das er/sie doch auch Metal hört, und das das neue "Feuerschwanz"-Album doch so geil wĂ€re. O.o
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon thorondor » 1. Januar 2018, 21:43

FĂŒr mich stellt sich die Frage:
Darf ich als Metal Fan auch andere Musik hören (oder mit Kurzhaarschnitt und ohne Kutte zum Konzert gehen) - und bin ich dann trotzdem noch ein Metal-Fan?
Darf ein Heft wie das DF auch nicht-Metal BeitrÀge liefern, und sich trotzdem noch als Metal und Hardrock-Magazin bezeichnen?
Klar haben sie am Anfang den Mund ziemlich voll genommen. Nichts anderes war zu erwarten, jedoch sollte dabei auch das Augenzwinkern wahrgenommen werden. Auch unser Bro Joe Mayo geht zum Lachen heimlich in den Keller, wetten?!.
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Re: Die brachen 90er: War der Grunge schuld?

Beitragvon Hugin » 1. Januar 2018, 22:47

Was der Nachtreiter schreibt, sehe ich im Wesentlichen auch so.

Damals habe ich das wirklich als sehr, sehr schlimm empfunden, was da in den Mainstream-Medien geschah, mit meinen Metalformaten. Gleich ob Magazine wie das Rock Hard oder ob die damals von mir begeistert verfolgten und auf VHS mitgeschnittenen Clipshows (Headbangers' Ball, Metallah), mit jeder neuen Folge und jeder neuen Ausgabe wurde bei mir der Ärger darĂŒber grĂ¶ĂŸer, was mir als Metal untergejubelt werden sollte (Bush, Blur, Oasis, Aphex Twin, Smashing Pumpkins, Filter, The Prodigy, Korn...), und darĂŒber, was eben alles immer seltener oder gar nicht mehr stattfand, in den Formaten (King Diamond, Grim Reaper, Judas Priest, Venom...). Da flog dann schon hin und wieder mal eine RH-Ausgabe oder die Fernbedienung ins Eck, wenn vielleicht noch 10% der Folge/Ausgabe fĂŒr mich interessant waren.

FĂŒr mich waren die 90er aber deswegen noch lange kein braches Jahrzehnt und wie wir alle wissen, sind in den 90ern tonnenweise völlig geile Metalscheiben erschienen; und die 90er haben zudem die fĂŒr mich persönlich eh wichtigste Metalbewegung ĂŒberhaupt hervor gebracht, die letztlich ganz deutlich auch ein Gegentrend zur massenmedialen VerĂ€nderung des Metalbegriffs war. Ja, weder starb der Metal noch starb die Szene; sie darbten nicht einmal, wenn ich neben den geilen Platten auch an all die geilen Gigs in dieser Zeit denke. Was ein StĂŒck weit kaputt ging, war, wie Nightrider sagt, die TrennschĂ€rfe der Genres, was man nicht allzu schlimm finden muss, aber eben auch die mediale Rezeption des Themas. In den großen Formaten war kein Platz mehr fĂŒr das, was die Fans traditioneller Stile unter Metal verstanden haben, und im Mainstream-TV hĂ€lt der Zustand in Deutschland bis heute an.

Der DF-Artikel? Zu dem hab ich keine Meinung, da nicht gelesen und mir auch egal ist, welche Show die Protagonisten um ihre ÜberzeugungstĂ€terschaft machen oder nicht machen. Dass ein Artikel unter dem besagten Motto letztlich die Scheiben vorstellt, die aus Sicht der Schreibenden dafĂŒr sorgen, dass die Neunziger eben nicht scheiße waren, ist fĂŒr mich 100% logisch. Ich wĂŒrde da auch keine Genregrenzen ziehen, wenn ich eine solche Liste machen wĂŒrde; andererseits ist natĂŒrlich schon richtig, dass das DF immer fĂŒr eine klare stilistische Linie plĂ€diert hat, die eben auch viel ausschließt... daher hĂ€tte ich jetzt schon auch erwartet, dass da dann schwerpunktmĂ€ĂŸig die traditionellen Metal-UG- und -OG-Perlen kommen, die gerne ĂŒbersehen werden, wenn man ĂŒber die 90er schimpft. ATTIKA, HANKER oder DEPRESSIVE AGE. Auf der anderen Seite ist es aber vielleicht auch gerade spannend, mal zu hören, was an den vielgescholtenen Metaltötern von Biopanturahead ĂŒber Grunge bis hin zu NDH und Nu Metal aus der "traditionellen" Perspektive vielleicht doch nicht so schlimm war, wie alle sagen, und vielleicht auch irgendwie positiv auf den Metal zurĂŒckgewirkt haben könnte. Ist ein spannendes Thema.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

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