Ulle hat geschrieben:Dr. Best hat geschrieben:Ulle hat geschrieben:Nur falls es jmd. interessiert, das Album wurde von Gitarrist Marcos Rodriguez produziert. Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Label Einfluss auf die Produktion nimmt.
Motown?
Im Ernst und unabhängig davon, ob das hier der Fall war: mir fallen vor lauter Möbelrücken und Kisten auspacken grade die Beispiele nicht ein, aber das gab es doch zumindest früher permanent?! Ah doch, grade neulich gelesen: Def Leppard, Hysteria "Die Plattenfirma der Band, Mercury Records, drängte zur Fortführung der Arbeiten, und die Band stimmte der Zusammenarbeit mit einem anderen Produzenten zu." In diversen Intis auch zu aktuelleren Alben meist mittelgroßer oder größerer Bands wird immer wieder betont, dass das Label wahlweise den Produzenten oder eine kleine Auswahl derer gestellt hat, oder Bedingungen an Sound etc geknüpft hat. Oder dass Produktionen oder ganze Albenaufnahmen abgelehnt wurden. Also doch, kommt wohl vor.
Wie erwähnt, "ich" habe es noch nicht erlebt. Zu meiner Zeit bei Def Leppard war da dann auch nicht mehr die Rede davon.
Es gibt auch viel beknacktes Gequatsche in Interviews. Wie oft liest man bei Bands Aussagen wie "wir wollen kein Label, damit wir unabhängig bleiben und die volle Kontrolle bei der Produktion haben und uns niemand reinquatscht"?
Gäääääähn.
Was heißt das übersetzt? "Wir haben keinen Deal gekriegt und mussten es dann halt selbst machen".
Wir leben nicht mehr in den 80ern. Die Budgets sind verschwindend gering, viele Bands kriegen nicht einmal mehr eines. Da sind die meisten Labels froh, wenn sie halbwegs was vernünftiges geliefert bekommen und Bands müssen halt auch zusehen, dass sie für die wenige Asche was hinkriegen. Da werden die meisten Labels sich hüten Kritik zu üben, denn dann möchte die Band eben auch mehr Kohle sehen.
Natürlich, wenn wir jetzt von großen Bands reden, dann läuft das sicherlich nochmal ganz anders, aber das ist doch inzwischen ein verschwindend kleiner Teil.
Es ist natürlich geil, wenn man sich dann nachher haarklein über Gitarren- und Drumsounds echauffiert und sich wundert, dass Queensryche das ja schließlich vor 30 Jahren schon viel besser gemacht haben. Die Realität ist aber eben leider anders. In der Zeit, in der bei Queensryche 2 oder 3 Engineers zwecks Soundcheck die Mikros im Raum rumgetragen und 50 verschiedene Becken, Snares und Mikros ausprobiert haben, während Peter Collins lauschend Espresso geschlürft hat, muss der Drummer der mittelgroßen Band heutzutage bereits das komplette Album einholzen. Mittlerweile dürfte das sogar bei Queensryche so sein.
Auch immer gerne genommen. Der Sound von der und der Classic Rock-Kapelle ist so geil und luftig, wieso schafft das Thrash Band XY nicht mehr? Na vielleicht weil sie Tonnen mehr an Gain fahren, 100 mal technischer zocken und die Bassdrum in 30 Sekunden öfter zu hören ist als auf allen Alben der ganzen 70s Retortenbands! Und warum macht man dann den Gitarrensound nicht so, wie damals? Weil man es vielleicht nicht will?
Äpfel und Birnen gehen halt nie.
Naja, du musst halt bedenken, dass du erst 1991 zu Def Leppard kamst, da war ja eh die Luft raus und die Groupies schon zu Nirvana und den neu mit feschen Föhnfrisuren versehenen Metallica abgewandert. Ich lese da nur Neid bei dir raus!
Das Budget-Problem von kleineren Bands (oder eher das nicht vorhandene, je nach Blickrichtung) ist mir klar, die meisten hier haben ja im Board oder auf Konzerten schon mit Musikern solcher Bands gequatscht. Wie das aber bei einer zumindest nicht kleinen Band wie Rage abläuft, deren Absatzzahlen und Größe ich nicht einschätzen kann, die aber denke ich mal davon leben muss (?), wäre eben interessant.
Klar verstehe ich, dass da ganz andere Budgets und daraus resultierend Studiozeiten, Soundmenschen (falls überhaupt) usw resultieren. Aber, um jetzt mal in eine Musikrichtung zu gehen, wo ich mich besser auskenne, etwa die letzte Candlemass ist echt grausam und es waren sicher nicht nur 100€ vorhanden - so klingt sie ja auch nicht, ist eben einfach totkomprimiert und überfett. Dagegen klingen die meisten kleinen Epic Doomer derzeit alle ziemlich gut, ganz ohne Budget und im Proberaum aufgenommen. Das ist es, was ich nicht verstehen kann. Auch bei Rage gibt es sicher aktuelle Gegenbeispiele, aber wie du ja auch sagst bringt es wenig, wenn ich jetzt Obsidian Sea in den Ring werfe, obwohl das ein gutes Beispiel für 0 Geld und viel Klang wäre.
Ulle hat geschrieben:Sneap, Tägtgren, Nordström, Bergstrand und wie sie alle heißen machen eben einen Sound, der gut ankommt. Das klingt fett und in die Fresse. Es knallt eben. Die Jungs sind auch teuer, versteht sich. Das ist nun eben genau der Sound, der hier im Board nicht gerade abgöttisch geliebt wird, man muss aber auch sagen, dass die dort produzierte Mucke nun auch nicht gerade zur bevorzugten Beschallung der Boardmitglieder gehört. Wenn es richtig knallen soll, werden irgendwo Einbußen gemacht. Diese Einbußen tun manch einem hier (und ich schließe mich nicht aus) fast körperlich weh, während Fans der Bands das evtl. nicht wahrnehmen oder komplett anders sehen. Es ist bei vielen jungen Nerds und Fans auch ganz und gar nicht verpöhnt, Drum-Software zu benutzen. Im Gegenteil, die interessieren sich eher sogar dafür, wie man den jeweiligen Sound aufgemöbelt hat und diskutieren darüber stundenlang in Foren.
Mir geht es da auch eher ein Stück um den Willen der benannten Bands, etwas gutes auf den Markt zu bringen vs mein Hörerlebnis vs das schnöde Geld, das unter Umständen verdient sein will. Um mal vielleicht von der für einige eher abstrakten Sounddiskussion zu einfacheren Gebieten zu wechseln: bei Covern ist das doch nicht anders. Inzwischen kann man oft die Formel "je größer die Band, desto banaler/mieser das Cover" anwenden. Wenn Gretchen Müller ein Killerartwork hinbekommen, warum dann nicht viele der Big Player, ich kann darin eigentlich nur Desinteresse sehen oder die Überlegung, das es schlicht niemanden interessieren wird, ausser vielleicht 2-3.000 Undergroundfans in Deutschland. Was dann schon ein trauriges Statement zum Thema "Kunst Schaffen" wäre.
- The sound was so big I swear it created a new fjord behind us. -