Acrylator hat geschrieben:Es ist aber auch interessant zu lesen, wie unterschiedlich die Kriterien dafür sind, wie man ein Album bewertet. Bei dir ist es offenbar wichtig, dass du es schnell auswendig kennst, für mich ist es wichtiger, dass es mich packt, überrascht, emotional etwas in mir auslöst (ich weiß natürlich, dass der letzte Punkt für dich auch wichtig ist), dann ist es auch egal, ob ich mich nach den ersten Durchläufen noch an vieles erinnern kann.
Das ist jetzt ein wenig zu pauschal gesagt. Ich erwarte nicht unbedingt, dass ich das Album schnell auswendig kann. Wie du schon sagst, ist das bei tausenden Alben in der Sammlung und vielen Neuzugängen und Promos echt schwierig. Aber ich erhoffe mir - zumindest bei einer so songorientierten und so lange verfolgten Band wie Iron Maiden - schon, dass ich mich wenigstens grob an die Songs erinnern kann, wenn ich das Album ein Dutzend mal oder öfters gehört habe. Dass ich mich an den einen oder anderen Refrain erinnere, oder eine Hookline im Kopf habe, wenn ich den Songtitel sehe. Als die Scheibe gestern lief, habe ich mich natürlich dran erinnert, dass ich das alles schon mal gehört habe; und es hat mir auch fast alles wieder gut bis sehr gut gefallen. Aber heute ist schon wieder nahezu alles weg, was ich gehört habe. Selbst die Songs, die ich gestern beim Hören als Highlight empfunden habe, sind nicht mehr präsent. Nicht einmal mehr die Hooklines der Refrains; und das finde ich halt krass. Wenn das bei Mayhems "Ordo Ad Chao" so ist, dann stört mich das nicht die Bohne; wenn das aber bei Iron Maiden so ist, komme ich schon ins Grübeln, was da falsch ist.
Ist bei mehreren Tausend Alben ja sowieso schwierig, die alle komplett im Kopf zu haben. So oft gehört, dass das passiert, habe ich häufig nur diejenigen, die ich in den 90ern bereits gekauft hatte, da ich den Alben damals im Schnitt noch mehr Zeit/viel mehr Durchläufe gegönnt habe, was heute aufgrund der schieren Menge an Alben so nicht mehr möglich ist. Gerade im komplexen Death Metal oder technischeren Progressive Metal gibt's auch viele Scheiben, die mir sehr gut gefallen, die sich aber noch nicht wirklich in meinem Gedächtnis festgesetzt haben (teilweise auch nach Jahren noch nicht). Aber das ist für mich dann gar kein Kritikpunkt, solange das Album mich gut unterhält oder gar begeistert, wenn ich es mal auflege. Bin aber auch wirklich kaum ein "nostalgischer" Musikhörer, habe häufig mehr Lust auf das Neue und Unbekannte.
Das ist bei mir - wie oben schon angedeutet - im Wesentlichen schon auch so. Nur kenne ich das halt von Iron Maiden nicht. Es gibt Bands, die ich vorwiegend deshalb mag, weil mir ihre Songs und Hooks normal direkt und ohne viel Umschweife in Herz und Hirn fahren (Manowar, Jag Panzer, Judas Priest, Omen, Motörhead, Manilla Road); und es gibt Bands, die ich vorwiegend deshalb mag, weil sie mich auf andere Weise beeindrucken, zum Beispiel mit Stimmungen, Arrangements, Sound, Heaviness, speziellen gesanglichen oder instrumentalen Finessen, Aura, künstlerischem Ausdruck usw... (Celtic Frost, Triptykon, (neuere) Mayhem, Reverend Bizarre, Anacrusis, Psychotic Waltz, Rush). Natürlich gibt es auch Bands, die ich mag, weil sie ein bisschen von beidem haben; im Endeffekt haben auch alle Vorgenannten sogar vieles von beidem, sprich, die Bands aus Gruppe 1 sind automatisch auch in Gruppe 2. Aber irgendwie macht es mich halt stutzig, wenn eine Band aus der ersten Gruppe, die ich für ihre unsterblichen Hymnen liebe, plötzlich Alben abliefert, die für mich keine solchen Hymnen mehr haben, sondern "nur noch" auf der zweiten Ebene funktionieren. Das fühlt sich für mich komisch an, weil ich dann das Gefühl habe, dass mir etwas fehlt, was die Band für mich immer ausgemacht hat.
Das ist letztlich das Problem, das ich mit AMOLAD habe: Von Iron Maiden erwarte ich nicht nur technisch tolle und spannende Kompositionen, sondern eben auch Hymnen, die mich nicht mehr loslassen und mich verfolgen. Und das klappt einfach bei AMOLAD und TFF (das zusätzlich noch andere Schwächen hat) nicht so recht.