Prof hat geschrieben:Von Steven Wilson besitze ich lediglich zwei Blackfield-Alben auf denen er mitgewirkt hat. Mit Porcupine Tree und den Solo-Sachen konnte ich nie etwas anfangen, ist mir wohl alles zu neumodischproggig. Daher ist mir der Vergleich zwischen SW und Opeth etwas schleierhaft.
Geht mir sonst ja auch so, aber hör dir unbedingt mal sein Album "The Raven That Refused To Sing" an! Das klingt streckenweise sehr nach 70ern, hat einen wundervoll-warmen Sound und tolle, sehr unterschiedliche Kompositionen (über die überragenden Fähigkeiten der Musiker brauch ich hier gar nicht zu sprechen).
Das Album hat mich wirklich vom ersten Durchgang an total gepackt und ich liebe es immer noch! Finde ich im direkten Vergleich sogar tatsächlich noch ein wenig besser als die letzten beiden OPETH - ist bisher aber auch wirklich das einzige, was ich von Steven Wilson großartig finde.
Prof hat geschrieben:Von Anfang an gehört Pale communion zu meinen all-time Faves. Auch ist es für mich wohl das ultimative Kopfhörer-Album - eine Art Parallelwelt. Da tauche ich fast ausschliesslich am späten Abend ein, denn nach dem umwühlenden Abschlusstrack 'Faith in others' kann ich mir andere Musik schlichtweg nicht mehr geben.
Ja, das ist der Song mit den 'ah-ahs' und 'oh-ohs'.
Was eine Doomscheibe wie die erste Warning (mehr 'gefühlsduselig' geht ja wohl nicht...) oder ein Epic-Brocken wie die zweite Atlantean Kodex für manche hier bedeutet, bedeut mir halt Pale communion. Das ist Musik die 'extra für mich geschaffen' wurde. Das hängt auch mit den Texten zusammen. Wenn dieses Opeth-Album irgendeine Science Fiction-Konzeptgeschichte oder sowas erzählt hätte, würde ich es zwar noch immer schätzen, aber der letzte Kick hätte sicherlich gefehlt.
Vor einer Woche habe ich mich anderthalb Stunden am Telefon mit Mikael Akerfeldt unterhalten. Ich hasse Interviews und wenn es sich vermeiden lässt, gerne. Dies war eine Ausnahme. Es war das erste Mal überhaupt, dass ich beruflich jemanden gesprochen habe mit dem ich mich auf Anhieb verstand. Ja, es kam mir vor alsob ich in einer Kneipe mit einem sympathischen Kerl ins Gespräch komme und sich flugs herausstellt dass wir mehr gemeinsam haben als nur diese Liebe für nichtmainstreamige Rockmusik.
Ausserdem habe ich auch noch nie einen Promi gesprochen der so munter und offen drauflos plauderte und es überhaupt nicht eilig hatte (ich war derjenige der dann das Gespräch beendet hat, der Mann hat ja eine Familie, man hörte die Kinder im Hintergrund).
Bevor wir aufgelegt haben, habe ich mich bei ihm für Pale communion und insbesonders für 'Faith in others' bedankt. Ich hätte nie gedacht, dass das eines Tages möglich sein würde, aber voilà. Da die Texte auf dem Sorceress-Album thematisch mit 'Faith in others' oder auch mit 'Eternal rains will come' verbunden sind, ging unser Gespräch teilweise auch in diese Richtung.
Das klingt wirklich toll. Er gehört auch zu den Musikern, mit denen ich mich sehr gerne mal unterhalten würde!
Für welches Magazin hast du ihn denn interviewt?
Prof hat geschrieben:Mit Sorceress, nun, dürften hier einige warm werden. Es ist ein weitaus rockigeres Album als sein Vorgänger geworden, auch wenn mit 'The seventh sojourn' ein Song drauf ist der klingt, als hätte er auf Pale communion hervorragend gepasst. Es ist Musik die Zeit braucht, die sich nicht den schnellebigen Zeiten fügt.
Schreiberlinge werden sich mehr Mühe machen müssen als 90 Wörter und eine Note. Wenn man als Musikjournalist 'zig Alben pro Monat bewerten soll, bleibt pro Veröffentlichung kaum Zeit, sich wirklich damit zu beschäftigen. Was ist dann noch der Sinn des Ganzen, was ist in dieser Maschinerie überhaupt der Werte einer Rezension?
Zum Schluss: dass Sorceress nicht diese intensive Pale communion-Melancholie in sich birgt, ist schlichtweg darauf zurückzuführen dass Akerfeldt nach einer düsteren Zeit wieder ein glücklicher Mann ist. Das neue Opus ist nichts anderes als die logische Evolution eines hochkreativen Geistes.
Sorceress-Stichtag ist der 30. September. Freut euch auf etwas besonderes.
Das tue ich! Ist bestimmt wieder toll geworden!