von Rantanplan » 23. Februar 2011, 00:29
So, ich habe nun meine erste Tales Of Medusa LP gehört. Erst am Ende will ich auf Veröffentlichungspolitik und eine bisher nicht dagewesene Überraschung hinweisen.
Zu allererst muss man einfach festhalten, dass ToM keine Überflieger sind. Sie spielen klassischen 80s Heavy Metal mit einigen Einflüssen von Judas Priest, Amulance und Medieval Steel - das sind zumindest die, welche mir auf Anhieb beim Hören in den Sinn kamen - mit einer eher durchschnittlichen Produktion, um nicht zu sagen herausragendes Kellerstudioniveau mit Abzügen in der B Note für die miesen Drums.
Der Sänger singt unter seinem Niveau, es hört sich so an, als traue er sich nicht aus sich herauszugehen und hält sich wohlmöglich zurück. Ein Song für Song Review ist nicht unbedingt meine Stärke, also fasse ich alles in einem ganzen Text zusammen.
Das doomige an den Stücken, das hier von einigen erwähnt wurde, habe ich sehnlichst vermisst. Wo soll es den gewesen sein? Beim Titeltrack? Vielleicht, aber bei dem Rest auf keinen Fall. Ihr interpretiert da einfach zu viel rein. Das ist langsamer Heavy Metal, aber ohne schwülstige Texte über Einsamkeit, Drogen, Tod, Gott, Teufel und Riffs die dir die Birne zersägen oder melodiöser Melancholie. Kurzum alles, was Doom für mich ausmacht. Nein, da sind ja sogar Doomsword mehr Doom und die spielen nichtmal welchen!
Einen Totalausfall gibt es keinen, dafür aber eine Menge Riffs die ich auch in 20 Jahren noch sofort raushören kann. Das ist eine wirklich schöne Sache. Die A Seite bietet rundum gutes Material, wobei ich den Opener, "Beyond Fire, the Mirrors of Eternity" und "The Armor of the Sun" als wirklich große Würfe erachte. Die B Seite hat mit dem Titeltrack das langsamste und auch langweiligste Lied an Board. Das ist zwar langsam, aber ohne jede Emotion gesungen und musikalisch allerhöchstens Durchschnittskost. "An Ancient Tragedy" ist da schon eher meine Kragenweite, das hat ein sehr schönes Riff! Das angepriesene Bonuslied kenne ich schon vom 2009er Demo und finde ich gut. Warum das jetzt ausgerechnet ein Bonus ist, wo es doch schon bei der Erstauflage und einzigen Edition vorhanden ist, werde ich wahrscheinlich nie beantwortet bekommen. Immerhin kein Titeltrack Part II.
Rundum gelungen? Nö. Dafür ist die Produktion zu schwach und der Sänger zu sehr verklemmt. 15 Euro - also der Durchschnittspreis für eine neue Veröffentlichung - hätte der geneigte Old School Metaller bestimmt berappt, um sich diese moderne Kost nachgeahmtem achtzigerjahre Songwritings zu gönnen. Mehr hätte ich dafür nicht ausgegeben. Alle die mit dem Gedanken spielen, ein Monatsgehalt oder mehr dafür auszugeben sei gesagt, dass sie sich jetzt schämen sollten! Mit Cauldron, Enforcer und Konsorten gibt es genügend gute Equivalente zu den selbst stilisierten Rittern der Rarität "Tales Of Medusa".
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Jetzt zu der Veröffentlichungspolitik:
Find ich beschissen. Die hauen eine recht gute Platte raus und lassen nur einen ganz kleinen Teil von Heavy Metal Liebhabern daran teilhaben. Es ist zwar ihre Entscheidung, allerdings übergehen sie damit den Sinn der Musik: sie sollte gefallen, undzwar so vielen Hörern wie möglich und nicht wie gewollt. Wenn man schon im vorhinein die Menge der Hörer auf ein Minimum begrenzt, nimmt man dem Rest die Möglichkeit, sich auch mit der geschaffenen Musik auseinander zu setzen. Was würden ToM denn sagen, wenn sie ihre heutigen Idole - nehme ich einfach mal an - Judas Priest nie hätten hören dürfen, weil diese einfach ganz wenige LPs haben pressen lassen um schon im voraus nur ganz wenige Leute an guter Musik teilhaben zu lassen. Das ist Irrsin und lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Musikers aufkommen. Ein Musiker will gehört werden, sollte er das nicht wollen, wird er entweder schon woanders gehört oder es ist ihm egal. In beiden Fällen hätten wir es also entweder mit der Nebenband ToM zu tun oder mit einem Sideproject von Al Wrankovich, der sich total kaputtlacht, das er so viele flehende eMails von nerdigen Heavy Metal Fans bekommt, die ihn vollsabbeln mit ihrem Vinyl- und Oldschoolsülzgeschreibsel.
Zu der "Ãœberraschung": Das Paket wurde in "Weatherford", Texas an mich gesendet. Wichita ist nur einige hundert Kilometer entfernt. Also nur als geografische Einordnungshilfe.
In gediegener Erhabenheit, euer Rantanplan.