Zensur

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Re: Zensur

Beitragvon Fire Down Under » 9. Februar 2013, 22:25

Ghoul hat geschrieben:Der Witz der Woche: http://taz.de/Grossrazzia-in-Baden-Wuer ... g/!110583/

Es „konnten Informationen über die Band gewonnen werden“, heißt es da. Und zwar „über die Homepage www.wikipedia.de“.

:lol: :lol: :lol:
:ahasoso:

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Re: Zensur

Beitragvon Acurus-Heiko » 10. Februar 2013, 01:26

Und was hat das mit Zensur zu tun? Ich stelle nur mal wieder fest, für wen das Herz der linken taz schlägt. Es schlägt für die Verniedlichung linker Gewaltfantasien.

Zitat taz: "In 'Bullenschweine', einem rührenden Artefakt der kämpferischen Achtzigerjahre, heißt es: 'Sie nennen sich Helfer der Nation / Bullen soll man ehren / Ich scheiß auf diese Tradition / Vor Bullen muss ich mich nur wehren / Haut die Bullen platt wie Stullen / Haut ihnen ins Gesicht (…) Bis dass der Schädel bricht'."

Ich weiss wirklich nicht, was daran "rührend" ist. Würde es die taz auch "rührend" nennen, wenn Rechtsextremisten singen würden, man solle Ausländern "ins Gesicht [hauen] / Bis dass der Schädel bericht"? Natürlich nicht. Denn lediglich linke Gewaltverherrlichung und damit verbundene Gewaltaufrufe sind "rührend". Kommt so was von rechts, dann ist es faschistisch und böse. Pfui Deibel. So eine Doppelmoral ist erbärmlich und gefährlich. Das ist widerwärtig. Und deswegen sollte man die Finger von Schundblättern wie der taz lassen.
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Re: Zensur

Beitragvon Ghoul » 10. Februar 2013, 09:20

Acurus-Heiko hat geschrieben:Ich weiss wirklich nicht, was daran "rührend" ist. Würde es die taz auch "rührend" nennen, wenn Rechtsextremisten singen würden, man solle Ausländern "ins Gesicht [hauen] / Bis dass der Schädel bericht"? Natürlich nicht. Denn lediglich linke Gewaltverherrlichung und damit verbundene Gewaltaufrufe sind "rührend". Kommt so was von rechts, dann ist es faschistisch und böse. Pfui Deibel. So eine Doppelmoral ist erbärmlich und gefährlich. Das ist widerwärtig. Und deswegen sollte man die Finger von Schundblättern wie der taz lassen.

Diese "Doppelmoral" besteht auch vor dem Gesetz. Entsprechende Texte über Ausländer fallen klar unter Volksverhetzung, gegen allgemein formulierte "Polizeifeindlichkeit" scheint es keine Handhabe zu geben (dürfte wohl vergleichbar mit "ACAB" und "Soldaten sind Mörder" sein). Sonst würden sie nicht jetzt (nach über 30 Jahren!) mit dieser Heulsusennummer von wegen "Gewaltverherrlichung" ankommen.
Und natürlich denke ich, dass die Aktion darauf hinauslaufen soll, den Song aus dem Verkehr zu ziehen, ergo Zensur. Wobei die Hausdurchsuchung bei der Band natürlich reine Schikane ist, das Stück ist frei im Handel erhältlich, ein einfacher Antrag auf Indizierung bzw. Beschlagnahme hätte es sicher auch getan.
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Re: Zensur

Beitragvon Hugin » 10. Februar 2013, 12:04

Ghoul hat geschrieben:Diese "Doppelmoral" besteht auch vor dem Gesetz. Entsprechende Texte über Ausländer fallen klar unter Volksverhetzung, gegen allgemein formulierte "Polizeifeindlichkeit" scheint es keine Handhabe zu geben (dürfte wohl vergleichbar mit "ACAB" und "Soldaten sind Mörder" sein). Sonst würden sie nicht jetzt (nach über 30 Jahren!) mit dieser Heulsusennummer von wegen "Gewaltverherrlichung" ankommen.

Das stimmt so nicht. Du kannst Volksverhetzung sehr wohl auch zu Lasten "der Polizisten", "der Beamten" oder "der Fußballfans" begehen. § 130 StGB spricht ausdrücklich nicht nur von "nationalen, rassischen, religiösen oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmten Gruppen", sondern bewusst davon abgehoben auch von sonstigen "Teilen der Bevölkerung", wozu nach allgemeiner Lehre und Rechtsprechung natürlich auch "die Polizisten" gehören. Die Frage ist insoweit eher, ob und in wie weit eine solche Äußerung im Rahmen künstlerischer Betätigung geeignet ist "den öffentlichen Frieden zu stören", da auch dies Tatbestandsmerkmal ist. Und da wird die Wertung letztlich keine andere sein können, als bei der Volksverhetzung zu Lasten von z.B. Ausländern bei rechtsradikalen Bands, da die Texte beider Bands in den Augen der meisten Richter und Staatsanwälte sicher geeignet sein dürften, die Zielgruppe der jeweiligen Bands zu Hass und Gewalt gegen die verletzte Gruppe aufzustacheln.

Eine Aufforderung zur Gewalt erfüllt dementsprechend auch den Tatbestand der Vorschrift laut § 130 I Nr. 1 StGB. Die von dir genannten Beispiele (Tucholsky, ACAB) sind demgegenüber nur unter die Beleidigung zu subsumieren (§ 185 StGB), da es sich nur um die Kundgabe eines Werturteils handelt, und nicht um ein Aufstacheln zu Hass und Gewalt. Dort wird demgegenüber verlangt, dass die Beleidigung gegen eine hinreichend individualisierbare Personengruppe gerichtet ist, um strafbar zu sein. Kurz gesagt: Das Schutzobjekt ist bei § 130 StGB absichtlich deutlich weiter gefasst als bei § 185 StGB, weil die Eingriffsintensität viel höher und damit auch die Schutzwürdigkeit von Gruppeninteressen höher ist. Dem trägt auch der viel höhere Strafrahmen des § 130 StGB Rechnung.

Vor dem Gesetz besteht diese Doppelmoral also nicht, sehr wohl aber öfters mal bei jenen, die das Gesetz anwenden.

Nachtrag:
SLIME wurde ja mit dem bekannten Song auch ausdrücklich wegen Volksverhetzung gem § 130 I StGB indiziert und beschlagnahmt. Insoweit ist das durchaus konsequent, wenn auch... meine Meinung zur Zensur habe ich ja schon das eine oder andere Mal gesagt.
:tong2:
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Re: Zensur

Beitragvon rapanzel » 10. Februar 2013, 12:25

Apropos Zensur, wisst Ihr, was mir momentan schwerstens auf den Sack geht?
Die Diskussion über die Wort-Änderungen in alten Kinderbüchern, weil die angeblich rassistische Ausdrücke beinhalten!
Ein guter Kumpel von mir ist gebürtiger Afro-Amerikaner und selbst er lacht sich über diese Diskussion kaputt und kann nicht glauben, was einige hier vorhaben. Sowas gibt's echt nur in Deutschland, sorry.
Selbst im HERRN DER RINGE soll ab der nächsten Druckauflage "Herr Fodo" in "Chef" umbenannt werden, weil's diskriminierend sein soll (kann mir aber nicht vorstellen, dass die das wirklich durchbekommen!).
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Re: Zensur

Beitragvon hellstar » 10. Februar 2013, 12:34

rapanzel hat geschrieben:Apropos Zensur, wisst Ihr, was mir momentan schwerstens auf den Sack geht?
Die Diskussion über die Wort-Änderungen in alten Kinderbüchern, weil die angeblich rassistische Ausdrücke beinhalten!
Ein guter Kumpel von mir ist gebürtiger Afro-Amerikaner und selbst er lacht sich über diese Diskussion kaputt und kann nicht glauben, was einige hier vorhaben. Sowas gibt's echt nur in Deutschland, sorry.
Selbst im HERRN DER RINGE soll ab der nächsten Druckauflage "Herr Fodo" in "Chef" umbenannt werden, weil's diskriminierend sein soll (kann mir aber nicht vorstellen, dass die das wirklich durchbekommen!).

:lol: Was ein Schwachsinn. In ein paar Jahren, darf man nicht mehr Chef sagen, weil die Harz Vier empfänger sich diskreminiert fühlen. .mhmpf:
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Re: Zensur

Beitragvon Hugin » 10. Februar 2013, 12:37

rapanzel hat geschrieben:Apropos Zensur, wisst Ihr, was mir momentan schwerstens auf den Sack geht?
Die Diskussion über die Wort-Änderungen in alten Kinderbüchern, weil die angeblich rassistische Ausdrücke beinhalten!
Ein guter Kumpel von mir ist gebürtiger Afro-Amerikaner und selbst er lacht sich über diese Diskussion kaputt und kann nicht glauben, was einige hier vorhaben. Sowas gibt's echt nur in Deutschland, sorry.

Genau wie der eine Vorfall, bei dem irgendwo in Deutschland Linkspartei und Grüne beantragt hatten, dass eine staatliche Info-Broschüre für Kinder eingestampft wird, weil dort ein Foto einer Schulklasse abgebildet war, auf dem alle Kinder "deutsch" aussahen und keines nach "Migrationshintergrund" und weil das angeblich nicht die Lebensrealität der meisten Schüler widerspiegle. Außerdem störte die Beschwerdeführer, dass die Kinder zu allem Überfluss auch noch alle deutsche Vornamen hatten. Ergebnis: Die Broschüre würde zurückgezogen und modifiziert.

Muss mal online einen Bericht darüber suchen... sehr unterhaltsam...

Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.
:lol:


Selbst im HERRN DER RINGE soll ab der nächsten Druckauflage "Herr Fodo" in "Chef" umbenannt werden, weil's diskriminierend sein soll (kann mir aber nicht vorstellen, dass die das wirklich durchbekommen!).

Es GAB eine Auflage, in der "Herr Frodo" für Samweis "Mein Chef" war, aber nicht wegen Diskriminierung, sondern weil es angeblich zeitgemäßer sei. Der Proteststurm unter HdR-Fans war groß, so dass das meines Wissens inzwischen wieder korrigiert ist.
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Re: Zensur

Beitragvon Ghoul » 10. Februar 2013, 12:41

Hugin hat geschrieben:
Ghoul hat geschrieben:Diese "Doppelmoral" besteht auch vor dem Gesetz. Entsprechende Texte über Ausländer fallen klar unter Volksverhetzung, gegen allgemein formulierte "Polizeifeindlichkeit" scheint es keine Handhabe zu geben (dürfte wohl vergleichbar mit "ACAB" und "Soldaten sind Mörder" sein). Sonst würden sie nicht jetzt (nach über 30 Jahren!) mit dieser Heulsusennummer von wegen "Gewaltverherrlichung" ankommen.

Das stimmt so nicht. Du kannst Volksverhetzung sehr wohl auch zu Lasten "der Polizisten", "der Beamten" oder "der Fußballfans" begehen. § 130 StGB spricht ausdrücklich nicht nur von "nationalen, rassischen, religiösen oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmten Gruppen", sondern bewusst davon abgehoben auch von sonstigen "Teilen der Bevölkerung", wozu nach allgemeiner Lehre und Rechtsprechung natürlich auch "die Polizisten" gehören. Die Frage ist insoweit eher, ob und in wie weit eine solche Äußerung im Rahmen künstlerischer Betätigung geeignet ist "den öffentlichen Frieden zu stören", da auch dies Tatbestandsmerkmal ist. Und da wird die Wertung letztlich keine andere sein können, als bei der Volksverhetzung zu Lasten von z.B. Ausländern bei rechtsradikalen Bands, da die Texte beider Bands in den Augen der meisten Richter und Staatsanwälte sicher geeignet sein dürften, die Zielgruppe der jeweiligen Bands zu Hass und Gewalt gegen die verletzte Gruppe aufzustacheln.

Eine Aufforderung zur Gewalt erfüllt dementsprechend auch den Tatbestand der Vorschrift laut § 130 I Nr. 1 StGB. Die von dir genannten Beispiele (Tucholsky, ACAB) sind demgegenüber nur unter die Beleidigung zu subsumieren (§ 185 StGB), da es sich nur um die Kundgabe eines Werturteils handelt, und nicht um ein Aufstacheln zu Hass und Gewalt. Dort wird demgegenüber verlangt, dass die Beleidigung gegen eine hinreichend individualisierbare Personengruppe gerichtet ist, um strafbar zu sein. Kurz gesagt: Das Schutzobjekt ist bei § 130 StGB absichtlich deutlich weiter gefasst als bei § 185 StGB, weil die Eingriffsintensität viel höher und damit auch die Schutzwürdigkeit von Gruppeninteressen höher ist. Dem trägt auch der viel höhere Strafrahmen des § 130 StGB Rechnung.

Vor dem Gesetz besteht diese Doppelmoral also nicht, sehr wohl aber öfters mal bei jenen, die das Gesetz anwenden.

Nachtrag:
SLIME wurde ja mit dem bekannten Song auch ausdrücklich wegen Volksverhetzung gem § 130 I StGB indiziert und beschlagnahmt. Insoweit ist das durchaus konsequent, wenn auch... meine Meinung zur Zensur habe ich ja schon das eine oder andere Mal gesagt.
:tong2:

Okay, aber warum ist dann in dem Fall nur von der Gewaltverherrlichung die Rede? Und der Slime-Song ist ja scheinbar bisher nur indiziert, die Beschlagnahme wegen Volksverhetzung wird wohl noch geprüft.
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Re: Zensur

Beitragvon rapanzel » 10. Februar 2013, 12:43

Hugin hat geschrieben:Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.


So sieht's aus. Ich hab meinen Bekannten gefragt, was seine Meinung ist, dass zB in "Die kleine Hexe" oder anderen Kinderbüchern Wörter wie "Neger" oder "Negerlein" verwendet werden. Er meinte nur, dass es mehr als lächerlich ist, dass man sich überhaupt über sowas aufregt. Und wenn jemand in den USA auf die Idee käme aus "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" das Wort "Nigger" streichen lassen zu wollen, würde man den für nicht ganz Ernst nehmen!
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Re: Zensur

Beitragvon Hugin » 10. Februar 2013, 12:54

Ghoul hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:
Ghoul hat geschrieben:Diese "Doppelmoral" besteht auch vor dem Gesetz. Entsprechende Texte über Ausländer fallen klar unter Volksverhetzung, gegen allgemein formulierte "Polizeifeindlichkeit" scheint es keine Handhabe zu geben (dürfte wohl vergleichbar mit "ACAB" und "Soldaten sind Mörder" sein). Sonst würden sie nicht jetzt (nach über 30 Jahren!) mit dieser Heulsusennummer von wegen "Gewaltverherrlichung" ankommen.

Das stimmt so nicht. Du kannst Volksverhetzung sehr wohl auch zu Lasten "der Polizisten", "der Beamten" oder "der Fußballfans" begehen. § 130 StGB spricht ausdrücklich nicht nur von "nationalen, rassischen, religiösen oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmten Gruppen", sondern bewusst davon abgehoben auch von sonstigen "Teilen der Bevölkerung", wozu nach allgemeiner Lehre und Rechtsprechung natürlich auch "die Polizisten" gehören. Die Frage ist insoweit eher, ob und in wie weit eine solche Äußerung im Rahmen künstlerischer Betätigung geeignet ist "den öffentlichen Frieden zu stören", da auch dies Tatbestandsmerkmal ist. Und da wird die Wertung letztlich keine andere sein können, als bei der Volksverhetzung zu Lasten von z.B. Ausländern bei rechtsradikalen Bands, da die Texte beider Bands in den Augen der meisten Richter und Staatsanwälte sicher geeignet sein dürften, die Zielgruppe der jeweiligen Bands zu Hass und Gewalt gegen die verletzte Gruppe aufzustacheln.

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Vor dem Gesetz besteht diese Doppelmoral also nicht, sehr wohl aber öfters mal bei jenen, die das Gesetz anwenden.

Nachtrag:
SLIME wurde ja mit dem bekannten Song auch ausdrücklich wegen Volksverhetzung gem § 130 I StGB indiziert und beschlagnahmt. Insoweit ist das durchaus konsequent, wenn auch... meine Meinung zur Zensur habe ich ja schon das eine oder andere Mal gesagt.
:tong2:

Okay, aber warum ist dann in dem Fall nur von der Gewaltverherrlichung die Rede? Und der Slime-Song ist ja scheinbar bisher nur indiziert, die Beschlagnahme wegen Volksverhetzung wird wohl noch geprüft.

Das dürfte diverse Gründe haben. Zum einen sind viele Berichterstatter nicht so firm in der trennscharfen Verwendung juristischer Begriffe, zum anderen ist das Schlagwort der "Gewaltverherrlichung" kein strafrechtlicher Begriff, wohl aber ein Begriff, der im Indizierungsverfahren eine Rolle spielt. Die StA ermittelt hier vermutlich gegen Band und Label auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Es werden in solchen Fällen normal immer alle denkbaren Straftatbestände abgeklopft. Die entscheidende Frage dürfte einfach sein, ob hier eine Gefährdung des öffentlichen Friedens gesehen wird.
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Re: Zensur

Beitragvon Hugin » 10. Februar 2013, 12:56

rapanzel hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.

So sieht's aus. Ich hab meinen Bekannten gefragt, was seine Meinung ist, dass zB in "Die kleine Hexe" oder anderen Kinderbüchern Wörter wie "Neger" oder "Negerlein" verwendet werden. Er meinte nur, dass es mehr als lächerlich ist, dass man sich überhaupt über sowas aufregt. Und wenn jemand in den USA auf die Idee käme aus "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" das Wort "Nigger" streichen lassen zu wollen, würde man den für nicht ganz Ernst nehmen!
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Ich esse zum Beispiel unheimlich gerne Mohrenköpfe, und das nimmt mir keiner!
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Re: Zensur

Beitragvon Raf Blutaxt » 10. Februar 2013, 13:01

rapanzel hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.


So sieht's aus. Ich hab meinen Bekannten gefragt, was seine Meinung ist, dass zB in "Die kleine Hexe" oder anderen Kinderbüchern Wörter wie "Neger" oder "Negerlein" verwendet werden. Er meinte nur, dass es mehr als lächerlich ist, dass man sich überhaupt über sowas aufregt. Und wenn jemand in den USA auf die Idee käme aus "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" das Wort "Nigger" streichen lassen zu wollen, würde man den für nicht ganz Ernst nehmen!
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Also soweit ich weiß, wurde genau diese Änderung in den amerikanischen Ausgaben von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bereits vor längerer Zeit durchegeführt.
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Re: Zensur

Beitragvon Ghoul » 10. Februar 2013, 13:09

Raf Blutaxt hat geschrieben:
rapanzel hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.


So sieht's aus. Ich hab meinen Bekannten gefragt, was seine Meinung ist, dass zB in "Die kleine Hexe" oder anderen Kinderbüchern Wörter wie "Neger" oder "Negerlein" verwendet werden. Er meinte nur, dass es mehr als lächerlich ist, dass man sich überhaupt über sowas aufregt. Und wenn jemand in den USA auf die Idee käme aus "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" das Wort "Nigger" streichen lassen zu wollen, würde man den für nicht ganz Ernst nehmen!
Die einzigen, die sich durch alte Kinderbücher in irgendeiner Weise angegriffen fühlen sind die Leute, die Political Correctness bis zum Erbrechen durchziehen wollen und keine Ahnung haben, was Sie im Endeffekt langfristig damit anrichten

Also soweit ich weiß, wurde genau diese Änderung in den amerikanischen Ausgaben von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bereits vor längerer Zeit durchegeführt.

Soweit ich weiss war das nur in einer Ausgabe. In dem Fall natürlich absolut daneben, da völlig sinnentstellend.
Was die Kinderbücher angeht, bin ich allerdings durchaus etwas zwiegespalten. Meine Lösung wäre wohl eher, sowas mit Kindern erst in einem Alter zu lesen, in dem man ihnen dann auch begreifbar machen kann, dass sie schwarze Kindergarten- oder Schulkameraden nicht als "Negerlein" ansprechen sollten...
Generall hat das IMO aber nur bedingt mit Zensur zu tun, da die Änderungen von den Autoren und Verlagen gemacht werden. Dass vielgelesene Bücher gelegentlich überarbeitet und angepasst werden, ist ja nun wirklich nichts neues. Faust wird heute meistens auch nicht in der Rechtschreibung von 1808 gelesen, und Grimms Märchen finden sich in Kinderbüchern auch eher selten in der Originalversion...

Bei Slime und Normahl bin ich dann mal echt gespannt, was da noch rauskommt. Das ganze Vorgehen nach 30 Jahren finde ich jedenfalls nach wie vor albern...
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Re: Zensur

Beitragvon Raf Blutaxt » 10. Februar 2013, 14:23

Ghoul hat geschrieben:
Raf Blutaxt hat geschrieben:
rapanzel hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.


So sieht's aus. Ich hab meinen Bekannten gefragt, was seine Meinung ist, dass zB in "Die kleine Hexe" oder anderen Kinderbüchern Wörter wie "Neger" oder "Negerlein" verwendet werden. Er meinte nur, dass es mehr als lächerlich ist, dass man sich überhaupt über sowas aufregt. Und wenn jemand in den USA auf die Idee käme aus "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" das Wort "Nigger" streichen lassen zu wollen, würde man den für nicht ganz Ernst nehmen!
Die einzigen, die sich durch alte Kinderbücher in irgendeiner Weise angegriffen fühlen sind die Leute, die Political Correctness bis zum Erbrechen durchziehen wollen und keine Ahnung haben, was Sie im Endeffekt langfristig damit anrichten

Also soweit ich weiß, wurde genau diese Änderung in den amerikanischen Ausgaben von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bereits vor längerer Zeit durchgeführt.

Soweit ich weiss war das nur in einer Ausgabe. In dem Fall natürlich absolut daneben, da völlig sinnentstellend.
Was die Kinderbücher angeht, bin ich allerdings durchaus etwas zwiegespalten. Meine Lösung wäre wohl eher, sowas mit Kindern erst in einem Alter zu lesen, in dem man ihnen dann auch begreifbar machen kann, dass sie schwarze Kindergarten- oder Schulkameraden nicht als "Negerlein" ansprechen sollten...
Generell hat das IMO aber nur bedingt mit Zensur zu tun, da die Änderungen von den Autoren und Verlagen gemacht werden. Dass vielgelesene Bücher gelegentlich überarbeitet und angepasst werden, ist ja nun wirklich nichts neues. Faust wird heute meistens auch nicht in der Rechtschreibung von 1808 gelesen, und Grimms Märchen finden sich in Kinderbüchern auch eher selten in der Originalversion...

Bei Slime und Normahl bin ich dann mal echt gespannt, was da noch rauskommt. Das ganze Vorgehen nach 30 Jahren finde ich jedenfalls nach wie vor albern...

Das sind halt einfach verschiedene Dinge, die hier von allen vermischt werden, um mal wieder auf die politisch korrekten Linken zu schimpfen.

Das indizieren von einigen Liedern von Slime oder Normahl lässt sich rechtlich sicherlich vertreten, hier ist es nur die Frage, warum man das nach 30 Jahren macht und ob da nicht einfach der Zug abgefahren ist. Also ein rein pragmatisches Argument.

Dass Bücher natürlich angepasst werden und bei Pippi Langstrumpf einfach nichts verloren geht, wenn man Negerkönig durch Südseekönig ersetzt ist auch wahr. Wahrscheinlich verstehen viele Kinder heute den Südseekönig besser als den Negerkönig. Hier ist der Begriff "Neger" ja auch einfach nicht bewusst gewählt worden, sondern lediglich Ausdruck älterer Sprache.

Bei Tom Sawyer, Huckleberry Finn oder auch Onkel Toms Hütte ist die Wortwahl dagegen wichtig und eine Änderung der Wortwahl bringt auch eine Veränderung im Inhalt mit sich. Solche Bücher sollte man heute wohl nicht unkommentiert lesen, also mit Kindern darüber reden, warum hier Neger steht.
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Re: Zensur

Beitragvon thommy » 10. Februar 2013, 14:30

Hugin hat geschrieben:
rapanzel hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Für all das wird diese Gesellschaft irgendwann bald mal zur Hölle fahren.

So sieht's aus. Ich hab meinen Bekannten gefragt, was seine Meinung ist, dass zB in "Die kleine Hexe" oder anderen Kinderbüchern Wörter wie "Neger" oder "Negerlein" verwendet werden. Er meinte nur, dass es mehr als lächerlich ist, dass man sich überhaupt über sowas aufregt. Und wenn jemand in den USA auf die Idee käme aus "Tom Sawyer und Huckleberry Finn" das Wort "Nigger" streichen lassen zu wollen, würde man den für nicht ganz Ernst nehmen!
Die einzigen, die sich durch alte Kinderbücher in irgendeiner Weise angegriffen fühlen sind die Leute, die Political Correctness bis zum Erbrechen durchziehen wollen und keine Ahnung haben, was Sie im Endeffekt langfristig damit anrichten

Ich esse zum Beispiel unheimlich gerne Mohrenköpfe, und das nimmt mir keiner!
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Mohrenköpfe und Negerküsse sind ein Teil meiner Kindheit. Schwachsinn, dass über so etwas diskutiert wird. Wer da nen rassistischen Hintergrund vermutet hat den Schuss nicht mehr gehört. Man kanns auch übertreiben. Dürfen als nächstes dann keine Amerikaner, Wiener, Frankfurter etc mehr verkauft/gegessen werden, da sich die betroffenen Personengruppen in irgendeiner Weise angegriffen fühlen?
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