Seit circa Mitte der Neunziger und dem Album 'Kingston Wall II' bin ich von der Truppe aus Helsinki fasziniert. Noch nie hab' ich Finnen getroffen die, egal aus welchem Milieu sie stammten oder welche Musik sie hörten, diese Götterband nicht kannten. Noch nie hab' ich Kumpels die Musik vorgespielt ohne euphorische Reaktionen zu ernten.

Nur drei Alben gibt es ( 'I', 'II' und 'III - Tri-logy'), aber was für Alben. Kingston Wall spielten eine völlig originelle Mischung aus Hardrock, Metal, Psychedelic, Folk und teilweise verjazztem Rock mit orientalischen Einflüssen - bis, eines Tages in 1994, die Mitglieder Petri Walli (Vocals/Leadgitarre), Jukka Jylli (Bass/Backing Vocals) und Sami Kuoppamäki (Drums/Percussion) beschlossen, getrennte Wege zu gehen.
Mit dem Selbstmord von Bandleader/Komponist/Lyriker/Producer/Labelbetreiber Petri Walli (am 28.06.1995 sprang er in Helsinki aus einer Kirchturm in den Tod) wurde das neben Sarcofagus wohl spannendste Kapitel der finnischen Rockgeschichte buchstäblich beerdigt. Was für ein Verlust.
Erst nach ihrem Ableben gelangte die Band, die nur einmal im Ausland auftrat, auch ausserhalb Finnlands zum Kultstatus.

Dass Mikael 'Opeth' Akerfeldt einige Kingston Wall-Songs kennen dürfte, hört man unschwer in z.B. dem Track 'The lines in my hand' auf 'Heritage'. Auch die allseits beliebte Kanada-Kultkapelle The Tea Party dürften sich bei dem Musikvisionär Petri Walli und seinen zwei Mitstreitern einiges abgeguckt haben.
Besser als Kingston Wall geht Heavy-Psych-Progrock nicht. Vor allem das zweite Album ist eine WundertĂĽte von unfassbar genialen und erdig-dynamisch produzierten Melodien und Stimmungen. Grenzen stellte man sich erst gar nicht. Das abgedrehte Donna Summer-/Giorgio Moroder-Cover 'I feel love' spricht da fĂĽr sich. Ich wĂĽrde sogar soweit gehen, dass 'Heritage' von Opeth in mehreren Hinsichten so etwas wie der legitime Nachfolger ist von 'Kingston Wall II', wenn auch teilweise etwas ruhiger.
Wer auf zeitlose, völlig eigenständige Rockmusik steht die stets frisch klingt und niemals ihren Reiz und ihre Tiefe verliert, sei Kingston Wall wärmstens empfohlen.
Band-Website
http://www.mirrorland.org/
R.I.P. Petri 'Pete' Walli
