HeavyMetalManiac666 hat geschrieben:Um hier mal kurz das Thema zu wechseln: Muss zu meiner Schande gestehen bisher kein einziges Reverend Bizarre Album zu besitzen. Daher wĂĽrde ich mal gerne von den Kennern wissen, welches das ultimative RB-Album zum Einstieg ist?
Wenig überraschend von meiner Seite: Es gibt kein ultimatives Reverend Bizarre-Album, weil alle gleichermaßen gehört werden sollten. Beste Band aller Zeiten. Typisch sind natürlich überall die minutenlang walzenden, von einzelnen Riffs dominierten Instrumentalpassagen und der unverwechselbare Gesang von Albert Witchfinder.
Das Debüt "In the Rectory of the Bizarre Reverend" wird vielerorts als der "Klassiker" im Katalog der Finnen gehandelt. "Cirith Ungol" ist eines der ultimativen RB-Lieder - 21 Minuten lang, knirschend langsam, unglaublich intensiv. "In the Rectory" und "Sodoma Sunrise" wechseln jeweils nach ca. 6 Minuten kurzzeitig in die höchsten Geschwindigkeitsregionen, die das Album in seinen 74 Minuten erreicht. Hervorzuheben ist der Gitarrensound des Albums, drückend wie Tropenhitze. Randbemerkung: Albert sagte einst, dass die Band mit diesem Album versucht hätte, das Image einer christlichen Doom Metal-Band zu emulieren. Zusammen mit großen Kreuzumhängern aus Pappe und der einen oder anderen ironischen Textzeile hat das tatsächlich ab und zu funktioniert, ich habe mal eine äußerst unterhaltsame Forendiskussion gesehen, in der sich irgendwelches junge Gemüse über die "Scheiß-Christentexte" aufregte...
Die "Harbinger of Metal"-EP ist eher für die Eingeweihten in den Mysterien des Dooms geeignet, da die Repetition und Sperrigkeit gnadenlos erhöht wurden, so wird "From the Void" von einem ca. fünfminütigen Schlagzeugsolo unterbrochen. Trotz ihrer unbeirrten Orientierung an den klassischen Vertretern des Doom Metals machten die Reverends gerne mal etwas, das den unvorbereiteten Hörer verärgert und frustriert. Der exzentrischen Art v.a. Alberts geschuldet weiß man bei RB ohnehin nie, was genau gewisse Entscheidungen wirklich zu bedeuten haben und entdeckt immer wieder schräge Details.
Die "Return to the Rectory"-EP gibt es nur im Verbund mit dem ersten Album, da die 2-CD inzwischen aber quasi die einzige auffindbare Version ist, muss man beim Kauf nicht besonders aufpassen. Enthält z.B. einen übrigen Song der "In the Rectory"-Phase ("Aleister"), eine Barathrum-Coverversion und das großartige "The Festival" (übrigens auch eine der besten Lovecraft-Kurzgeschichten).
"Crush the Insects", von der Band als "The biggest Sell-out in True Doom" bezeichnet, wird von drei der zugänglichsten und "normalsten" Lieder der Diskographie eröffnet, der weithin bekannten Hymne "Doom Over the World", dem treibenden, am Ende mit einem Black Sabbath-Gedächtnisjam versehenen "The Devil Rides Out" und "Cromwell", Quelle des Pseudonyms des Schreibers dieser Zeilen. "Slave of Satan" im Minimaltempo ist in der Single-Version noch besser, hat hier aber auch
groove, baby!
Insgesamt ist dieses Album ein wenig näher am "klassischen" Metal als die anderen Alben und daher, soweit ich es überblicke, hier auch recht beliebt.
Der Name "III: So Long Suckers" ist Programm, es handelt sich um das 130 Minuten lange Abschiedsalbum der seltsamen Prediger aus Finnisch-Hyperborea und enthält "Caesar Forever", die Krönung aller epischen Doom Metal-Songs und "Anywhere Out of This World", das den Hörer trotz 25 Minuten Länge lähmt und daran hindert, sich auch nur ein kleines Stückchen von den Boxen zu entfernen. Für das Album muss man Zeit mitbringen, 0 % "easy listening".
"Death is Glory...Now" ist eine posthum unters Volk gebrachte Zusammenstellung der raren Split- und EP-Stücke. Nicht fehlleiten lassen und annehmen, dass B-Ware vertreten ist, gerade die beiden Lieder der "Thulsa Doom"-EP muss man gehört haben, "Blood On Satan's Claw" ist (man höre und staune) auch für den Nichtdoomer mitsingkompatibel und "Demons Annoying Me" so psychotisch wie kaum ein anderes RB-Stück. Ein überflüssiges und ein mittelmäßiges Cover sind dabei, aber 75% der präsentierten Musik ist unverzichtbar und die Vitus- und Pentagram-Cover sind zwar 1:1-Kopien, aber schön anzuhören.
Ich könnte noch ca. 12 Stunden weiterschreiben, für den Anfang sollte das reichen. Falls dir ein Album gefällt, solltest du eh alle anderen kaufen.
Beware, you psychedelic vermin!p.s.: Spinefarm, das finnische Label der Bizarros, verkauft immer noch alle Alben für 10-12 € und Porto nach Deutschland kostet 3 bis 4 €. Also, hopphopp, den ganzen Prog kannst du später kaufen.