...und hier mal drei sensationelle Scheiben der Neuzeit:
Il Tempio Delle Clessidre - Il Tempio Delle Clessidre (2010)Mein absoluter RPI Liebling der letzten Jahre!! Symphonische Retro-Songs in glasklarem Sound, wunderschön flieĂende, detailreiche Kompositionen, herrlich ausbalancierte Dynamik, dolce vita in Tönen. Hört euch nur mal das betörende
Insolita Parte Die Me an (die ruhige Gitarrenfigur nach dem hektischen Synthiesolo.....zum Dahinschmelzen), und ihr wiĂt was ich meine. Il Tempio Delle Clessidre hieĂ ĂŒbrigens ein Track auf der weiter oben vorgestellten "Zarathustra" Platte von Muso Rosenbach, und genau deren SĂ€nger Stefano Galifi steht auch hier hinterm Mikro. Das hatte zur Folge, dass Il Tempio Delle Clessidre in den ersten Jahren ihres Bestehens neben den Songs ihres DebĂŒts auch den 1973er Klassiker in voller LĂ€nge auffĂŒhrten. Galifi verlieĂ die Band jedoch Ende 2012, sodass die beiden Nachfolgerscheiben (Aliennatura in 2013 und Il-Ludere in 2017, beide auch ganz toll!!) von einem anderen Frontmann eingesungen wurden.
Conqueror - Storie Fuori Dal Tempo (2005)Mehr dem leichtfĂŒssigen Neoprog der 80er und 90er, denn dem klassichen, eher dunkleren RPI Sound der 70er verpflichtet. Elegisch und weich, aber dadurch auch wunderbar dramatisch und melancholisch kommt die Scheibe daher, kann in den instrumentalen Passagen manchmal aber auch sĂŒdeuropĂ€isch wild die Klauen ausfahren. Am Mikro steht eine Dame, deren zarte Stimme sich prima der aktuellen Stimmung der Songs anpasst. Zu hören gibt es neben den obligatorischen Instrumenten auch Saxophon und Flöte, was dem Stoff manchmal einen folkigen Anstrich verpasst. HerzstĂŒck des Albums ist das sechsteilige, ĂŒber 30minĂŒtige
Morgana, einer der tollsten Longtracks, die ich kenne. Unfassbar, wie souverĂ€n die Truppe hier mit Anspruch, Abwechslung und eingĂ€ngigen Melodien jongliert, und das ĂŒber die komplette Distanz so gestaltet, dass keine LĂ€ngen oder Fragezeichen aufkommen. Muss man als Progger gehört haben.
Il Bacio Della Medusa - Discesa Agl'Inferni D'Un Giovane Amante (2008)FĂŒr Viele das beste RPI Album der Neuzeit. Röhrende OrgelklĂ€nge, kratzende Gitarren, pumpende BĂ€sse, ausufernde Pianofiguren, mediterrane Flötentöne, symphonische Orchestrierung - und ich bin jetzt nur beim ersten Track. Hier wird Abwechslung groĂ geschrieben. Wie ein GrashĂŒpfer springt die Musik von links nach rechts, von oben nach unten, von Purple nach Tull, von Banco nach Le Orme (die ich auch bald vorstellen will). Il Bacio Della Medusa (Medusas Kuss) bewegen sich innerhalb mehrerer Stile (hier mal das instrumentale
Nosce De Ipsum: La Bestia Ringhia In Noi) und erschaffen in Kombination mit dem muttersprachlichen Gesang und dem enstprechenden Drama einen gar wunderbar mundenden Coktail. Die Band bĂŒndelt die besten Elemente des alten italienischen RPI, mischt aber auch ein paar eigene Zutaten (z.B. der moderne HĂ€rtegrad) drunter. Die Songs wurden zu einer einzelnen Suite verknĂŒpft und ein Konzept, welches ich aufgrund der Sprachbarriere noch nicht entschlĂŒsseln konnte, steckt wohl auch dahinter.