Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Hard Rock, Prog Rock, Art Rock, Progressive Metal ...

Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Flossensauger » 9. Oktober 2017, 01:06

Ja, ich hab' die auf dem Schirm. Muss ich vielleicht noch mal hören.

Für die anderen:

http://caligulashorse.com/
Benutzeravatar
Flossensauger
JOHN ARCH
 
 
Beiträge: 3762
Registriert: 2. Juli 2013, 17:19


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Michael@SacredMetal » 9. Oktober 2017, 09:19

Ach Gott, wenn ich Flossensaugers Sticheleien in meine Richtung wieder lese...
Und sich darüber zu mokieren, dass Prog ja „überhaupt gar nichts mehr mit fortschrittlich zu tun hat“, ist so 2002.
Ist man jetzt automatisch Prog, wenn man Dinge macht, die nur deshalb noch nie jemand getan hat, weil sie a) schon in den 70ern niemand interessiert hat oder b) sie komplett unerträglich sind?

Mit meinem Satz, dass Prog mausetot ist, meinte ich übrigens nicht, dass es keine Bands mehr gibt, die diesen Stil spielen, sondern eher, dass die Fans aussterben.
For all the words unspoken, for all the deeds undone,
for all our shattered dreams, for all the songs unsung,
for all the lines unwritten and all our broken hearts,
for all our wounds still bleeding and all our kingdoms come.
Benutzeravatar
Michael@SacredMetal
M e r c y f u l F a t e
 
 
Beiträge: 12509
Registriert: 6. Januar 2004, 16:45
Wohnort: Osnabrueck


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Ulle » 9. Oktober 2017, 09:28

Michael@SacredMetal hat geschrieben:Und sich darüber zu mokieren, dass Prog ja „überhaupt gar nichts mehr mit fortschrittlich zu tun hat“, ist so 2002.


:lol: :lol: :lol:
Da war es halt schon genauso beschissen :yeah:
Benutzeravatar
Ulle
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13474
Registriert: 6. Januar 2004, 21:37


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Boris the Enforcer » 9. Oktober 2017, 11:01

Scheinbar kommt man also doch nicht an einer Beschreibung vorbei, was mit Prog in diesem Kontext gemeint ist.

Klar ist, dass Prog in seiner Anfangszeit tatsächlich im Wortsinn progressiv, also dem Fortschreiten, Entwickeln neuer und neuartiger Musik ausgerichtet war. Wenn man nun aber die damals daraus hervorgegangene Stilistik jahrzehnte Später wieder aufgreift, dann ist dan im eigentlichen Wortsinn natürlich nicht mehr progressiv, sondern regressiv, konservativ.

Trotzdem halte ich es für legitim, die, durch die damaligen Bemühungen, entstandenen Sounds weiter aufgreifen, immitieren oder verfeinern zu dürfen. Das ist in anderen Genres auch nicht anders. Wenn eine aktuelle Thrash, Doom oder eine Neo NWOBHM Band so klingt und aussieht, als sei sie gerade erst den 80ern entsprungen, wird applaudiert und dies als authentisch und ursprünglich empfunden. Dem Prog wird dies, aufgrund seines im Namen mitgegebenen Anspruchs neue Wege beschreiten zu müssen nicht zugestanden. Aber, so meine ich, kann dieser konservative, also an überlieferten Strukturen festhaltende Prog, parallel zum Prog mit andauernt fortschreitender Entwicklung, als eigener Musikstil bestehen.

Das der Prog über die Jahrzehnte trotzdem auch weiterhin avantgardistisch geblieben ist, kreativ, gewillt Neues zu schaffen ist wichtig und spanndend, darf aber hier nicht in einen Topf geworfen werden.
Flossensauger hat da mit Bent Knee, Motorpsycho Anekdoten usw. tolle wichtige Bands genannt. Auch Tool und Opeth oder Ulver, Cynic, Sleepytime Gorilla Museum, Indukti, Ved Buens Ende sehe ich in der "Prog im eigentlichen Sinn" Reihe in Abgrenzung zu zum Beispiel den genannten Psychoprism.

Ich halte es aber für falsch beide Musikstile gegeneinander aufzuwiegen.
Benutzeravatar
Boris the Enforcer
JOHN ARCH
 
 
Beiträge: 3466
Registriert: 28. Oktober 2010, 11:26
Wohnort: Norderstedt


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Kubi » 9. Oktober 2017, 11:49

Michael@SacredMetal hat geschrieben: Mit meinem Satz, dass Prog mausetot ist, meinte ich übrigens nicht, dass es keine Bands mehr gibt, die diesen Stil spielen, sondern eher, dass die Fans aussterben.


Kann ich auch überhaupt nicht bestätigen oder auch nur nachvollziehen. Mittlerweile gibt es neben dem eher klassischen Prog Power mit dem "Night Of The Prog", dem "Euroblast", dem "Be Prog My Friend" in Barcelona, dem "Dunk!"-Festival in Belgien etc etc. heutzutage diverse Festivals für dieses und eng angrenzende Genre, die es in 2002 allesamt noch nicht gab. Von den auch im Mainstream sehr wahrnehmbaren Erfolgen von Bands wie Dream Theater, Steven Wilson, Opeth, Riverside, Symphony X, Devin Townsend, Fates Warning, Threshold und - um neuere Vertreter zu nennen - Protest The Hero, Between The Buried & Me, Karnivool mal ganz zu schweigen. Wenn es dafür keine Fans mehr gäbe, wären die Hallen leer. Sind sie nicht.
http://www.musik-sammler.de/sammlung/kubi

Krawehl, krawehl!
Taubtrüber Ginst am Musenhain
trübtauber Hain am Musenginst
Krawehl, krawehl!
Benutzeravatar
Kubi
Himbeermann
 
 
Beiträge: 5251
Registriert: 7. Mai 2009, 10:50
Wohnort: Berlin


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Hugin » 9. Oktober 2017, 11:59

Vielleicht wirkt es auf viele Mitdiskutanten hier nur so, weil die Schnittmenge zwischen der aktuellen Prog-Szene und der traditionsmetallischen Szene heute deutlich geringer zu sein scheint als zu Zeiten von Psychotic Waltz, Anacrusis und frühen Dream Theater.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Ulle » 9. Oktober 2017, 12:22

Hugin hat geschrieben:Vielleicht wirkt es auf viele Mitdiskutanten hier nur so, weil die Schnittmenge zwischen der aktuellen Prog-Szene und der traditionsmetallischen Szene heute deutlich geringer zu sein scheint als zu Zeiten von Psychotic Waltz, Anacrusis und frühen Dream Theater.


Exakt :smile2:
Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass viele der aktuellen Progbands auch nicht mehr wirklich Metal sind.
In meinem Posting hatte ich mich schon auf die boardkonformen "oldschool"-Proggies bezogen, weil ich den Beitrag auch so verstanden habe, dass in unserer Winzszene kaum noch Bedarf besteht.
Die von Kubi aufgezählten Bands bedienen für mich teilweise einfach ne andere Sparte. Manche davon finde ich auch stark, aber da die in diesem Board so oder so nicht stattfinden, hatte ich solchen Kram erst gar nicht berücksichtigt.

Ebenfalls interessant. Die Fans der neueren Bands wie Haken und Konsorten oder die typischen Euroblast-Gänger, haben zur Metalszene an sich auch noch kaum einen Bezug. Das ist größtenteils eine komplett neue Generation von Fans, was ich im Grunde auch gut finde.
Benutzeravatar
Ulle
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13474
Registriert: 6. Januar 2004, 21:37


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Acrylator » 9. Oktober 2017, 12:24

Boris the Enforcer hat geschrieben:Scheinbar kommt man also doch nicht an einer Beschreibung vorbei, was mit Prog in diesem Kontext gemeint ist.

Klar ist, dass Prog in seiner Anfangszeit tatsächlich im Wortsinn progressiv, also dem Fortschreiten, Entwickeln neuer und neuartiger Musik ausgerichtet war. Wenn man nun aber die damals daraus hervorgegangene Stilistik jahrzehnte Später wieder aufgreift, dann ist dan im eigentlichen Wortsinn natürlich nicht mehr progressiv, sondern regressiv, konservativ.

Trotzdem halte ich es für legitim, die, durch die damaligen Bemühungen, entstandenen Sounds weiter aufgreifen, immitieren oder verfeinern zu dürfen. Das ist in anderen Genres auch nicht anders. Wenn eine aktuelle Thrash, Doom oder eine Neo NWOBHM Band so klingt und aussieht, als sei sie gerade erst den 80ern entsprungen, wird applaudiert und dies als authentisch und ursprünglich empfunden. Dem Prog wird dies, aufgrund seines im Namen mitgegebenen Anspruchs neue Wege beschreiten zu müssen nicht zugestanden. Aber, so meine ich, kann dieser konservative, also an überlieferten Strukturen festhaltende Prog, parallel zum Prog mit andauernt fortschreitender Entwicklung, als eigener Musikstil bestehen.

Das der Prog über die Jahrzehnte trotzdem auch weiterhin avantgardistisch geblieben ist, kreativ, gewillt Neues zu schaffen ist wichtig und spanndend, darf aber hier nicht in einen Topf geworfen werden.
Flossensauger hat da mit Bent Knee, Motorpsycho Anekdoten usw. tolle wichtige Bands genannt. Auch Tool und Opeth oder Ulver, Cynic, Sleepytime Gorilla Museum, Indukti, Ved Buens Ende sehe ich in der "Prog im eigentlichen Sinn" Reihe in Abgrenzung zu zum Beispiel den genannten Psychoprism.

Ich halte es aber für falsch beide Musikstile gegeneinander aufzuwiegen.

Damit hast du natürlich Recht. An Progressive Rock/Metal wird aufgrund der Bezeichnung oft ein anderer Maßstab angelegt, als an alle anderen Subgenres (bei denen es ja von der Mehrheit der Fans sogar erwünscht ist, dass Bekanntes aufgewärmt oder zumindest zu großen Teilen aufgegriffen wird).
Und wenn man rein nach dem Wortsinne geht, sind auch nicht alle jungen Bands aus dem traditionellen Heavy Metal nach heutigen Maßstäben "heavy" und bei Doom klingt auch nicht immer alles nach Untergang. Und natürlich ist es normal, dass innerhab eines (eng begrenzten) Genres immer vielen Bands eine eigene stilistische Identität fehlt.

Würde auch gar nicht sagen, dass Fans von progressiver Musik weniger werden. Aber Fans des ursprünglichen Progressive Metal (der ja, wie Ulle schon geschrieben hat, eh nie viele Fans hatte), sind natürlich überschaubar (und die Zeiten, in denen Progressive Rock große Hallen füllen konnte, sind ja auch seit fast 40 Jahren vorbei, außer vielleicht für Yes).
Hab allerdings schon das Gefühl, dass zumindest eine Band wie Fates Warning gerade sowas wie ihren zweiten Frühling erlebt, vom kommerziellen Erfolg Dream Theaters ganz zu schweigen. Sachen wie Psychotic Waltz, Mekong Delta, Watchtower etc. waren aber natürlich für die breite Masse immer schon zu schräg/anstrengend - und dass nicht jeder Queensryche- und Dream-Theater-Klon viele Fans generieren kann, finde ich auch ganz logisch und nachvollziehbar, das ist ja in anderen Genres auch oft so. Würde Michael daher auch nicht zustimmen, da der Stil, den er wohl mit Progressive Metal meint, (bis auf einzelne Bands) niemals kommerziell große Erfolge gefeiert hat. Obwohl ich natürlich nicht weiß, ob Bands dieses Stils früher (in den 90ern?) nicht doch insgesamt mehr verkauft haben. Aber ich hatte auch Mitte der 90er schon das Gefühl, das Prog einfach ein Nischending ist, das sich überwiegend im Underground abspielt (damals waren doch auch nur Dream Theater und vielleicht Queensryche in dem Genre erfolgreich - wenn man den Begriff viel weiter fasst, noch Tool, aber dann ist der Markt für solche Musik - also nicht dem "klassischen" Progressive Metal angehörig, aber im Wortsinne progressive oder zumindest anspruchsvolle Rockmusik - heute vielleicht sogar größer als in den 90ern und evtl. auch als in den 80ern, wenn man z.B. an den Erfolg von Mastodon und anderen, neueren, stilistisch anders gelagerten Bands, die aber irgendwie progressiv sind, denkt).
Benutzeravatar
Acrylator
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13246
Registriert: 16. Januar 2008, 20:14


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Hugin » 9. Oktober 2017, 13:06

Ulle hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Vielleicht wirkt es auf viele Mitdiskutanten hier nur so, weil die Schnittmenge zwischen der aktuellen Prog-Szene und der traditionsmetallischen Szene heute deutlich geringer zu sein scheint als zu Zeiten von Psychotic Waltz, Anacrusis und frühen Dream Theater.


Exakt :smile2:
Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass viele der aktuellen Progbands auch nicht mehr wirklich Metal sind.
In meinem Posting hatte ich mich schon auf die boardkonformen "oldschool"-Proggies bezogen, weil ich den Beitrag auch so verstanden habe, dass in unserer Winzszene kaum noch Bedarf besteht.
Die von Kubi aufgezählten Bands bedienen für mich teilweise einfach ne andere Sparte. Manche davon finde ich auch stark, aber da die in diesem Board so oder so nicht stattfinden, hatte ich solchen Kram erst gar nicht berücksichtigt.

Ebenfalls interessant. Die Fans der neueren Bands wie Haken und Konsorten oder die typischen Euroblast-Gänger, haben zur Metalszene an sich auch noch kaum einen Bezug. Das ist größtenteils eine komplett neue Generation von Fans, was ich im Grunde auch gut finde.


Ich nehme das sowohl als Beobachter als auch was meine eigenen Präferenzen angeht, genauso wahr. Irgendwo ist da für mich eine unsichtbare, diffuse musikalische und auf den künstlerischen Ausdruck zu beziehende Barriere, die die von Kubi genannten Bands aus meiner Wohlfühlzone entrückt und die dadurch dafür sorgt, dass mich die Bands nicht die Bohne jucken. Ich darf es ja, dem Soundcheck sei Dank, immer und immer wieder ausprobieren, aber ich dringe zu der Musik nicht durch.

Schon der "alte" Prog Metal war für mich kein sonderlich prägendes Genre; sprich: Es war nie so, wie im Black Metal oder im Doom, dass mich eine Band gereizt hätte, weil sie dieses Genre solide bediente, sondern im Prog Metal brauchte ich immer einen zusätzlichen "Selling Point", der meist in der besonderen Einzigartigkeit des Sängers oder des Bandsounds lag oder daran, dass ich etwas auf positive Weise abgedreht und verstörend fand, oder durch ganz besonders große Einzelsongs, die das Eis zum schmelzen brachten. Bei Waltz, Anacrusis, Mechanical Poet, alten Fates Warning, Watchtower etc... fand ich solchen Zunder. Auch bei Lanfear, bei State of Mind (falls sich überhaupt jemand derer erinnert) oder bei einer Band, bei der es viele Prognasen nicht verstehen können, warum ich gerade die gut finde: Dante. Bei den Prog-Metal-Opern der Marke Ayreon, Star One etc... hat mich oft die Sängerparade beeindruckt, aber so richtig in seinen Bann gezogen hat es mich dann doch selten.

Langer Rede kurzer Sinn: Die zuletzt genannten Bands waren bzw. sind zwar progressiv, aber trotzdem sprechen sie in ihrer Ästhetik und Musikalität auch viele Leute aus dem traditionellen Sektor sehr stark an, was bei den von Kubi genannten Bands in einem weitaus geringeren Maße der Fall ist. Was genau die musikalischen oder ästhetischen Kriterien sind, die viele potentielle Hörer da aus der Zielgruppe kegeln, kann ich gar nicht so direkt festmachen.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Kubi » 9. Oktober 2017, 13:14

Ulle hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:Vielleicht wirkt es auf viele Mitdiskutanten hier nur so, weil die Schnittmenge zwischen der aktuellen Prog-Szene und der traditionsmetallischen Szene heute deutlich geringer zu sein scheint als zu Zeiten von Psychotic Waltz, Anacrusis und frühen Dream Theater.


Exakt :smile2:
Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass viele der aktuellen Progbands auch nicht mehr wirklich Metal sind.
In meinem Posting hatte ich mich schon auf die boardkonformen "oldschool"-Proggies bezogen, weil ich den Beitrag auch so verstanden habe, dass in unserer Winzszene kaum noch Bedarf besteht.


Wenn Micha gesagt hätte, "der Prog ist leider Gottes in diesem Forum mausetot", hätte ihm wohl auch niemand widersprochen. Hier wird ja über Prog-Bands quasi nicht mehr diskutiert.

Ulle hat geschrieben:Die von Kubi aufgezählten Bands bedienen für mich teilweise einfach ne andere Sparte. Manche davon finde ich auch stark, aber da die in diesem Board so oder so nicht stattfinden, hatte ich solchen Kram erst gar nicht berücksichtigt..


Sehe ich kaum so. Ich finde, dass die meisten der aufgezählten Bands sogar einen recht deutlichen Metal-Bezug. Ich weiß jetzt nicht, wie viele der Bands du kennst, aber wenn Chaos Divine, Iris Divine, Leprous, Threshold oder The Stranger nicht recht deutlich auf Metal (und nicht auf Dream Theater-Prog) basieren, dann weiß ich auch nicht.

Ulle hat geschrieben:Ebenfalls interessant. Die Fans der neueren Bands wie Haken und Konsorten oder die typischen Euroblast-Gänger, haben zur Metalszene an sich auch noch kaum einen Bezug. Das ist größtenteils eine komplett neue Generation von Fans, was ich im Grunde auch gut finde.


Als ich letztes Jahr beim Euroblast war, war ich durchaus beeindruckt wie viele (Prog-)Metal-Shirts da rum liefen. Klar, war mehr Opeth, Dream Theater, Symphony X oder Riverside, aber das war insgesamt doch ausgewogener als ich mir das vorgestellt hatte. Die wahren Metaller hat man dann dennoch erst bei Enslaved erkannt, die haben nämlich die Halle halb leer gespielt. Aber ja, im Grunde ist das eine andere Generation. Liegt aber nicht am Prog, sondern am Alter. O.o
http://www.musik-sammler.de/sammlung/kubi

Krawehl, krawehl!
Taubtrüber Ginst am Musenhain
trübtauber Hain am Musenginst
Krawehl, krawehl!
Benutzeravatar
Kubi
Himbeermann
 
 
Beiträge: 5251
Registriert: 7. Mai 2009, 10:50
Wohnort: Berlin


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Franko » 9. Oktober 2017, 14:01

Michael@SacredMetal hat geschrieben:Mit meinem Satz, dass Prog mausetot ist, meinte ich übrigens nicht, dass es keine Bands mehr gibt, die diesen Stil spielen, sondern eher, dass die Fans aussterben.

Definitiv. Das Interesse schwindet leider sehr. Betrifft aber nicht nur Prog Metal.

Ich habe aber inzwischen MARILLION für mich entdeckt, da freue ich mich schon drauf, in unregelmäßigen Abständen alle remastered Alben nach zukaufen, wie auch die FISH Soloalben.
Benutzeravatar
Franko
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8679
Registriert: 30. Juli 2007, 20:30


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Ulle » 9. Oktober 2017, 14:38

Kubi hat geschrieben:
Ulle hat geschrieben:Die von Kubi aufgezählten Bands bedienen für mich teilweise einfach ne andere Sparte. Manche davon finde ich auch stark, aber da die in diesem Board so oder so nicht stattfinden, hatte ich solchen Kram erst gar nicht berücksichtigt..


Sehe ich kaum so. Ich finde, dass die meisten der aufgezählten Bands sogar einen recht deutlichen Metal-Bezug. Ich weiß jetzt nicht, wie viele der Bands du kennst, aber wenn Chaos Divine, Iris Divine, Leprous, Threshold oder The Stranger nicht recht deutlich auf Metal (und nicht auf Dream Theater-Prog) basieren, dann weiß ich auch nicht.


Threshold ist ja quasi Oldschool-Prog Metal, insofern erübrigt sich ein Nachhaken. Schon bei Leprous höre ich aber kaum noch Parallelen zum typischen Prog Metal, das geht für mich wirklich komplett weg von der Schiene, was ich ja auch gut finde. Schade nur, dass mir der Gesang da schnell auf die Nüsse geht, musikalisch finde ich die nämlich großartig.
Davon abgesehen meinte ich Bands wie eben noch Protest the Hero oder Caligula's Horse, die ein anderes Publikum ansprechen, sicherlich nicht den typischen alten Prog Metal-Hörer. Ich denke Bands wie "The Mars Volta" haben da auch ne Welle losgetreten. Von Iris Divine hab ich leider noch nie einen Ton gehört. Chaos Divine haben natürlich schon Prog Metal-Bezüge, gehen für mich aber auch weit drüber weg und spielen größtenteils auch diesen "neueren" Prog Stil, mit dem ich wenig anfangen kann.
Für mich bedeutet der Metal-Bezug eben auch Riffs als Basis, nicht Licks, Soundscapes und Stakkato-Gehacke. Riffs finde ich bei vielen dieser Bands aber eben kaum, insofern ist das vielleicht einfach meine subjektive Einordnung. Irgendwie hab ich auch oft den Eindruck, dass die Sänger alle ähnlich klingen und diese immer breit angelegten Refrains mit den üblichen Sphärensounds im Hintergrund und den immer wieder einsetzenden Loops sind einfach nicht mein Ding.
Benutzeravatar
Ulle
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13474
Registriert: 6. Januar 2004, 21:37


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Kubi » 9. Oktober 2017, 14:54

Ulle hat geschrieben: Schon bei Leprous höre ich aber kaum noch Parallelen zum typischen Prog Metal, das geht für mich wirklich komplett weg von der Schiene, was ich ja auch gut finde. Schade nur, dass mir der Gesang da schnell auf die Nüsse geht, musikalisch finde ich die nämlich großartig.
Davon abgesehen meinte ich Bands wie eben noch Protest the Hero oder Caligula's Horse, die ein anderes Publikum ansprechen, sicherlich nicht den typischen alten Prog Metal-Hörer. Ich denke Bands wie "The Mars Volta" haben da auch ne Welle losgetreten. Von Iris Divine hab ich leider noch nie einen Ton gehört. Chaos Divine haben natürlich schon Prog Metal-Bezüge, gehen für mich aber auch weit drüber weg und spielen größtenteils auch diesen "neueren" Prog Stil, mit dem ich wenig anfangen kann.
Für mich bedeutet der Metal-Bezug eben auch Riffs als Basis, nicht Licks, Soundscapes und Stakkato-Gehacke. Riffs finde ich bei vielen dieser Bands aber eben kaum, insofern ist das vielleicht einfach meine subjektive Einordnung. Irgendwie hab ich auch oft den Eindruck, dass die Sänger alle ähnlich klingen und diese immer breit angelegten Refrains mit den üblichen Sphärensounds im Hintergrund und den immer wieder einsetzenden Loops sind einfach nicht mein Ding.


Gut, das kann man alles so sehen. Aber letztendlich tun die Bands halt das, was man von Prog-Bands erwartet. Sie entwickeln, gehen voran, erschaffen Neues. Dass es dafür keine Hörer oder keine Bands gibt, ist beides einfach nicht wahr. Klar, der heilige Metaller mag das so empfinden und unser Rabe hat das auch schon richtig identifiziert, woran das liegen kann, aber das SMB oder das DF sind nun mal nullkommanull Maßstab für den Puls des Prog. Von daher kann hier auch nicht wirklich über Leben oder Tod entschieden werden.
http://www.musik-sammler.de/sammlung/kubi

Krawehl, krawehl!
Taubtrüber Ginst am Musenhain
trübtauber Hain am Musenginst
Krawehl, krawehl!
Benutzeravatar
Kubi
Himbeermann
 
 
Beiträge: 5251
Registriert: 7. Mai 2009, 10:50
Wohnort: Berlin


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Ulle » 9. Oktober 2017, 14:57

Ich hatte nichts anderes behauptet als "der typische Prog Metal ist tot". Das ist er m.E. auch abgesehen von wenigen Bands. Dass progressive Musik weiterhin existiert ist natürlich logisch, sonst hätte ich ja nix zu hören.
Benutzeravatar
Ulle
Sacred Metal-Legende
 
 
Beiträge: 13474
Registriert: 6. Januar 2004, 21:37


Re: Die "Prog ist leider Gottes mausetot" Diskussion

Beitragvon Hugin » 9. Oktober 2017, 15:23

Kubi hat geschrieben:Gut, das kann man alles so sehen. Aber letztendlich tun die Bands halt das, was man von Prog-Bands erwartet. Sie entwickeln, gehen voran, erschaffen Neues. Dass es dafür keine Hörer oder keine Bands gibt, ist beides einfach nicht wahr. Klar, der heilige Metaller mag das so empfinden und unser Rabe hat das auch schon richtig identifiziert, woran das liegen kann, aber das SMB oder das DF sind nun mal nullkommanull Maßstab für den Puls des Prog. Von daher kann hier auch nicht wirklich über Leben oder Tod entschieden werden.


Huch, dass ich in rebus progressiva mal was richtig identifiziere, kommt auch nicht alle Tage vor, was?
:cool2:

Aber mal im Ernst: Wie kann man das musikalisch konkret an Stilelementen festmachen, was ich meine? Ulle spricht von Sphärenklängen, Loops und Stakkatogitarren. Jo, speziell mit Loops und Stakkatogehacke habe ich es generell auch nicht so. Ich habe auch immer das Gefühl, dass die Sänger vieler moderner Progbands eine seltsam schwülstige, androgyne, "Emo"-mäßige Ausstrahlung haben, so Marke Oasis, Blur, Radiohead, My Chemical Romance, Smashing Pumpkins etc... und das zieht mir leider regelmäßig die Schuhe aus.

Wobei ich manchmal denke, dass es einfach eine ganz massive ästhetische Inkongruenz ist, die mich hier abtörnt. Das ist vergleichbar mit den ganzen früheren Bewegungen, die aus dem Hardrock und Metal auszubrechen trachteten, indem sie mit der ästhetischen Formensprache dieser Genres brachen (Alternative, Grunge, Nu Metal, Metalcore, Djent...). Klar, da gab's überall immer mal wieder tolle Bands, die ich trotzdem ganz gut fand; und es ist sicher auch nicht so, dass ich das aus Prinzip schlecht finden will, wenn jemand aus dem Metal ausbrechen will. Aber offenbar ticken die Musiker und ich dann im Punkt ästhetisches Empfinden doch so kategorisch unterschiedlich, dass wir einfach ganz selten zusammen finden.

Interessantes Thema, und für mich immer mit sieben Siegeln versehen, weil ich zwar nicht wie ein Klischee-Altmetaller denke, aber ganz offenbar doch überwiegend so fühle.
"It takes a thousand fans from any other band to make one Manowarrior!"
- Sir Dr. Joey DeMaio, 2012

Primitivsoundkunst: http://www.morbid-alcoholica.com/

2016 A.Y.P.S. = 0 A.R.C.U.
Benutzeravatar
Hugin
Leather Lucifer
 
 
Beiträge: 8241
Registriert: 8. November 2004, 01:27
Wohnort: Svabia Patria Aeterna


VorherigeNächste

Zurück zu Hard Rock Heaven / Prog The World

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 27 Gäste