JANE

Hard Rock, Prog Rock, Art Rock, Progressive Metal ...

JANE

Beitragvon Fire Down Under » 31. Juli 2015, 22:23

Ich starte mal einen eigenen Thread zu dieser deutschen Progressive Rock-Band aus den 70ern.

Habe vor kurzem das fünfte Album "Between Heaven and Hell" von 1977 für kleines Geld auf Vinyl (zwar nur die Nachpressung von 1980, aber who cares...) bekommen und komme mit einer kurzen Albumvorstellung ums Eck:

Bild

Bereits auf dem ersten Song (gleichzeitig der Titeltrack), der mit knapp 20 Minuten die komplette A-Seite einnimmt, wird riesengroßes und z.T. richtig abgefahrenes Prog-Kino aufgefahren...
Das ca. 4 Minuten lange Intro ist dabei für 1977 wahrlich kranke Scheisse und würde gar mancher Black Metal-Band gut zu Gesichte stehen! Eingeläutet von derbem Krach (!) via Gitarre wird hier die düstere Stimmung des Covers mittels weniger, punktuell eingesetzter Synthieklänge und einzelnen Effekten perfekt in Musik umgesetzt (es klingt völlig unterweltlich, krass und dunkel), bevor mittels eines Krescendos der Beginn des eigentlichen Songs verkündet wird. Es schließt sich ein Gitarrensolo an, gefolgt von einer klassischen Progressive Rock-Passage, dank der Synthies und einer Orgel aber immer mit düsterem und, durch den Gesang klar melancholischem Unterton. Nach einem kurzen eher beschwingten und "positiven" Intermezzo folgt bei Minute 10 wieder ein krasser Break:
Sakral anmutende Chöre* sorgen für einen abrupten Stimmungsumschwung, nach kurzer Zeit gesellt sich unterschwellig wieder ein Synthesizer hinzu, ein zweiter lässt eine unheilvoll-schöne, dramatische und irgendwie auch dezent epische Melodielinie erklingen. Dieses Thema wird von der Gitarre schließlich aufgegriffen, die mit selbigem ausgiebig umhersoliert. Kurz vor Schluss nochmal eine kurze Kirchenchor-Passage gefolgt von einem Zitat/Variation der Prog-Passage vom Anfang. So endet der "Song"...

Ein wahrer Monumental-Hammer, den man vielleicht mehrmals hören sollte, bevor er sich einem erschließt. Sollte man aber kennen, diese düstere, fast schon besessene Atmosphäre die das Stück verbreitet, hat es absolut in sich!!


Der im Vergleich dazu recht "kurze" Song "Twilight" (über 8 Minuten) eröffnet die B-Seite. Man könnte das, was hier geboten wird, wohl am ehesten mit "Doom-Prog" umschreiben, falls es sowas gibt. Die Riffs in der ersten Hälfte des Songs klingen tatsächlich leicht doomig, das Tempo passt ebenfalls. Gegen Ende wird das Tempo dann aber doch noch langsam angezogen. Auch hier wieder wunderbare Orgel- und Keyboard-Geilereien en masse. Zwei Minuten vor Schluss erfährt auch dieser Song einen Break in Form eines Keyboard- und Orgeloutros, das mich an etwas erinnert, auf das ich aber grad nicht komm' (und sehr wahrscheinlich auch erst später erschienen ist).
"Voice in the Wind" ist ein ruhiges Lied, jedoch keine Ballade, da die Stimmung dafür viel zu düster, ja, fast schon depressiv ist, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite klingt es dann wieder recht entspannt und laid-back-mäßig. Sehr merkwürdiger Song, was ihn aber genau deswegen, durch diese Diskrepanz so interessant macht. Erinnert mich ein bisschen an "Yesterday's Hero" von WARRIÖR (ich weiß, dass das erst 2 Jahre später erschienen ist). Zudem bisher das einzige mir bekannte Lied, bei dem ein Schellenkranz vernünftig eingesetzt wurde.
Der letzte Song dagegen ist ein Ausfall und will so gar nicht zu dem abgefahrenen Rest der Platte passen. Hier wird ziemlich belangloser Boogie-Rock im Midtempo gespielt. Zwar ist das schon nicht schlecht gemacht, aber trotzdem nicht so mein Fall. Sehr wahrscheinlich aber war's Absicht, zum Ausklang des Albums nochmal ein etwas positiveres Lied zu platzieren, da sich vermutlich der ein oder andere Hörer sonst die Pulsadern aufgeschnitten hätte.

Dieser eine, noch dazu kurze Stinker schmälert aber den Gesamteindruck der LP nicht im Geringsten.

Die Scheibe ist allerdings auch meine bisher einzige der Band, mag vielleicht jemand was zu den anderen Alben der Band schreiben?

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* geklaut von Czesław Niemen - "Bema pamięci żałobny rapsod", polnischer (!) Prog von 1969 (!!!), völlig unfassbar:
:ahasoso:

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Re: JANE

Beitragvon Pavlos » 1. August 2015, 22:03

Coole Idee, der Thread!!

Von JANE kenne ich nur die "Fire, Water, Earth & Air", und selbst die nur flüchtig. Ich meine mich erinnern zu können, dass ich sie teilweise zu langatmig und viel zu selten auf den Punkt kommend fand. Aber das mit dem auf den Punkt kommen ist ja bei frühen PINK FLOYD, und an die lehnt sich der JANE´sche Sound ja wohl deutlich an (zumindest im hier verlinkten Video), auch so´ne Sache die mich manchmal "stört".

Hab mir die "Between Heaven And Hell" jetzt komplett angehört. Doch, das gefällt mir ganz gut, Mister FDU.

Edit: Der Part von 11:35 bis 17:10 ist ja mal geil, oder?!?! Lockere Synths, noch lockerere Gitarre - that´s all it needs, folks!!
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Re: JANE

Beitragvon Acrylator » 2. August 2015, 01:31

Hm, das liest sich aber alles spannender als es sich dann letztlich anhört... :-D
"Abgefahren" finde ich das alles gar nicht, höchstens das Intro und das ist auch nicht soo außergewöhnlich, da gab's 6, 7 Jahre vorher schon Abgefahreneres. Der Teil nach dem Intro vom ersten Song klingt sogar wie eins zu eins von Pink Floyd geklaut, auch wenn danach auch anders klingende Parts kommen. Aber das ist ja schon alles eher atmosphärisch und relaxt als abgefahren. Auch die beiden folgenden Stücke hauen mich jetzt nicht vom Hocker (Das Schlagzeugspiel ist irgendwie auch durchgehend einfallslos), sind aber immerhin deutlich besser als das letzte Stück.
Das meiste, was ich bisher von der Band gehört habe, klingt übrigens auch so in der Richtung, wie der letzte Song, bzw. oft auch langsamer, dann eher in der gewöhnlichen Blues(Rock) Richtung, vor allem die Sachen Mitte der 70er. Ziemlich langweiliges Zeug, da ist die hier vorgestellte Scheibe immerhin besser.

Mit Abstand am besten ist übrigens das Debüt! Das ist Pflicht (übrigens noch mit anderem Sänger, der deutlich melancholischer, meist fast schon tragisch klingt)! Finde da nur jedesmal die Songreihenfolge blöd/unpassend, da der Opener, "Daytime" sich gegen Ende so dramatisch steigert, dass ich jedes Mal nach dem Hören völlig fertig bin und der Song danach mich fast nervt - dabei ist der auch gut, nur passt der flotte, fast fröhliche Anfang irgendwie gar nicht so zu der Stimmung vom ersten Stück. Die restlichen Stücke sind dann aber dem Opener wieder ähnlicher, wenn der auch für mich unerreicht ist.

Das zweite Album, "Here We Are" ist auch noch ganz gut, aber schon eine Ecke weniger spannend, ansonsten braucht man meiner Meinung nach nichts von der Band ("Between Heaven And Hell" scheint mir immerhin mindestens das drittbeste Album zu sein, aber, wie gesagt, das meiste von JANE ist eher langweilig, zumindest "III" und "Lady". Und da die meisten Bands aus der Zeit gegen Ende der 70er/Anfang der 80er schlechter wurden, hab ich mich bisher mit den späteren Scheiben gar nicht erst befasst).
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Re: JANE

Beitragvon Azrael » 2. August 2015, 07:35

Also wenn Dir Between Heaven And Hell gefällt, dürftest Du mit dem Rest auch keine Schwierigkeiten haben, denn zu den besten zählt es nicht. Wobei Jane irgendwie nur drei gute Alben hatten. Die vom Acrylator schon angesprochenen "Together" und "Here We Are" sowie das (für mich beste)" Fire, Water, Earth & Air" , das proggiger ausgefallen ist als die anderen beiden die mehr Bluesrock sind.
Ansonsten die Jane Allzweckwaffe, das Livealbum " Live at Home" das zumindest in unserer Gegend seinerzeit in jedem Jugendzimmer zu finden war. Die gibt einen guten Ãœberblick und war irgendwie ein guter Abschluss. Besser wurde es danach nicht mehr.
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Re: JANE

Beitragvon Metalfranze » 2. August 2015, 09:48

Schön geschrieben FDU :yeah:
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Re: JANE

Beitragvon Fire Down Under » 2. August 2015, 11:46

Acrylator hat geschrieben:Auch die beiden folgenden Stücke hauen mich jetzt nicht vom Hocker (Das Schlagzeugspiel ist irgendwie auch durchgehend einfallslos), sind aber immerhin deutlich besser als das letzte Stück.

Öfters hören, die Stücke brauchen ein paar Durchgänge bis sie zünden. Grad "Twilight" klingt (bzw. ist es natürlich umgekehrt) ziemlich nach den HAMMERS OF MISFORTUNE auf "Fields/Church of Broken Glass".
:ahasoso:

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