NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Hard Rock, Prog Rock, Art Rock, Progressive Metal ...

NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 9. März 2015, 02:53

Eigentlich wollte ich schon viel früher etwas zu NUCLEUS TORN schreiben, da die Musik für mich viel besser zu Herbst und Winter passt, als zum (heute hier auch wettertechnisch begonnenen) Frühling, bin aber einfach nicht eher dazu gekommen, zumal ich mir manche Alben noch öfter anhören musste um wirklich etwas dazu schreiben zu können.

Die Musik dieser Band (oder dieses Projekts) ist eigentlich kaum zu kategorisieren. Hatte ich sie aufgrund eines Beitrags auf dem großartigen Neofolk-Sampler “Whom The Moon A Nightsong Sings“ (das Akustikgitarrenstück „Krähenkönigin III“) - auf den ich vor gut vier Jahren hier im Forum (ich glaube, durch Manuel) aufmerksam wurde - noch klar in der Neofolk-Ecke verortet, so bot sich mir beim Kauf der Alben doch nach und nach ein ganz anderes Bild und eine Wundertüte nach der anderen öffnete sich mir.
Neofolk, Klassik, World Music, Jazz, Progressive Rock und auch etwas Metal (immer sehr sparsam eingesetzt, meist nur um kurz Kontraste zu setzen) - all das findet man im musikalischen Gesamtschaffen von Nucleus Torn in unterschiedlichen Gewichtungen und Zusammensetzungen (nicht selten auch alles davon auf einem Album).
Ich behaupte mal, es gibt nichts Vergleichbares, aber Fans von neueren OPETH, ÄNGLAGÅRD, KING CRIMSON oder auch von "Night Of Hunters" von TORI AMOS, die außerdem eine gewisse Folk-Affinität und Lust auf musikalische Abenteuer haben, sowie Geduld bei ausgedehnten ruhigen Passagen mitbringen, kann ich die Musik nur wärmstens empfehlen!

Aber der Reihe nach (hab mir die Alben zwar nicht in chronologischer Reihenfolge besorgt, gehe hier aber mal nach der Reihenfolge vor, in der die Sachen veröffentlicht bzw. aufgenommen wurden.)

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Bereits 1998 nahm der schweizer Multiinstrumentalist Fredy Schnyder vier Stücke unter dem Titel “Krähenkönigin” auf, die allerdings erst 2004 erstmals als 10”-EP veröffentlicht wurden. Obwohl hier noch alles ausschließlich auf einer Akustikgitarre gespielt wurde, ist das Ergebnis wirklich nicht langweilig, sondern bietet verträumte aber nicht eintönige Musik, irgendwo zwischen Neofolk und Neoklassik, die Bilder vorindustrieller Zeiten vor dem geistigen Auge entstehen lässt.
Wer mit dem ersten Album von JIM MATHEOS etwas anfangen, und sich eine noch spartanischere Instrumentierung vorstellen kann (keine Streicher), der sollte hier zumindest mal reinhören.

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Doch Fredy hatte offenbar noch ganz andere musikalische Ideen, von denen er einige wohl direkt nach den ersten Aufnahmen zu entwickeln begann. Das Ergebnis veröffentlichte er 2000 oder 2001 in Eigenregie als CD-R-EP mit dem Titel “Silver”. Diesmal übernahm er neben Akustikgitarren auch noch E-Gitarre, Bass, Percussion und Keyboards und holte sich außerdem in Form des Sängers Patrick Schaad und des Schlagzeugers Christopher Steiner Verstärkung (beide unterstützten ihn auch bei fast allen noch folgenden Aufnahmen).
Während der ruhige Opener noch ganz im Stil von “Krähenkönigin” ist, bietet “Witness” nach ruhigem Anfang mit Akustikgitarre und Gesang dann auch Schlagzeug und E-Gitarre und entwickelt dadurch zeitweise eine gewisse Härte, die ich zwar noch nicht als “metallisch”, aber durchaus als gelungenen Kontrast zu den Akustikpassagen bezeichnen würde. Im neuneinhalb-minütigen, sich langsam aufbauenden “Nucleus Torn” zeigen sich auch schon nette Spannungsbögen die von unerwarteten, teils disharmonischen Zwischenspielen unterbrochen werden.

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“Submission” (2002) nennt sich dann die zweite in Eigenregie veröffentlichte EP (die dritte aufgenommene) und setzt die musikalische Reise in etwa den gleichen Bahnen fort, wobei hier erstmals teilweise auch ein leichter orientalischer Einschlag zu hören ist. Das Instrumentarium hat sich außerdem um Irish Bouzouki, Mandoline und Piano erweitert, die Musik ist hier und da noch unvorhersehbarer geworden, hat aber nichts an Atmosphäre verloren.
Bereits vor dem Debütalbum zeigt sich hier also schon ein sehr interessantes Projekt, dass seine spätere kompositorische Genialität meiner Meinung nach aber noch nicht ganz offenbart.

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Die drei EPs wurden übrigens dann 2010 zusammen mit zwei neuen Stücken (die allerdings auch bereits 2003 geschrieben wurden) unter dem Namen “Travellers” über Prophecy auf CD rausgebracht.
Das erste exklusive Stück, “Leadless” klingt recht untypisch (wobei, was ist hier denn schon untypisch zu nennen) und wirkt sehr orientalisch inspiriert, allerdings mit zwei Saxophonsoli in der zweiten Hälfte! Außerdem sind hier noch Oud und Hackbrett (ja, das ist ein Musikinstrument ) zu hören.
Der andere, “Lurking” genannte, Song klingt anfangs noch etwas typischer, erinnert mich aber nach dem folkloristisch anmutenden Anfang durch nach Mellotron klingenden Keys teilweise fast schon an die letzten beiden OPETH (die es damals ja noch gar nicht gab).

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Aber erst mal wurde 2006 das Debütalbum, "Nihil" über dieselbe Plattenfirma veröffentlicht (Vinylversion über Nachtgnosis), bzw. kurz vorher gab’s wohl noch eine Eigenproduktion davon.
Hier wurde das Instrumentarium z.B. noch um Flöte, Kontrabass, Geige und Cello erweitert und mit Maria D'Alessandro unterstützt eine wirklich betörend klingende Sängerin Sänger Patrick Schaad, außerdem treten E-Gitarren und vor allem Schlagzeug etwas öfter in Aktion (allerdings werden die Rock- oder zumindest Metal-Gitarren immer noch sehr sparsam eingesetzt). Die Produktion ist ein Traum, die akustischen Instrumente wirken sehr natürlich, die E-Gitarren im Kontast dazu extrem verzerrt, sodass hier erstmals eine gewisse Härte auftritt (allerdings klingen die meisten E-Gitarren-Parts hier eher nach experimentellem Alternative Rock als nach Metal, wobei hier und da auch mal Riffs ein wenig nach Black Metal klingen).
Kompositorisch haben NUCLEUS TORN hier meiner Meinung nach zu den EPs einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht.
Die Neofolk-Elemente sind aber immer noch etwas dominanter als die harten Passagen, jedoch kommen einem hier erstmals auch etwas deutlicher Progressive Rock Bands wie KING CRIMSON in den Sinn (die Fredy wohl sehr verehrt), denn die Musik ist noch verschachtelter und komplexer geworden, außerdem werden die Songs durch extreme Laut-Leise-Dynamik äußerst spannend gehalten.

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2008 erblickte das zweite Album, "Knell" das Licht der Welt und bietet wieder einige Neuerungen.
Bis auf das letzte Stück enthält hier (zum ersten und letzten Mal) jeder Song neben den üblichen folkloristisch-weltmusikartigen Momenten auch relativ viele harte Passagen, die hier nun meist an atmosphärischen Black Metal erinnern - allerdings ohne extremen Gesang, sondern ausschließlich mit melodischem - den sich hier erneut Maria und Patrick teilen. Ich würde hier mal schätzen, dass von der Gesamtspielzeit etwa ein Drittel der Musik metallischer Art ist (das ist schon mit Abstand der größte Anteil in der gesamten Diskografie), womit dieses Album eventuell noch die meisten Leute aus diesem Forum ansprechen könnte. Hier findet auch immer ein sehr spannender Wechsel aus ruhigen und härteren Momenten statt. Selbst einen kurzen Blast-Beat-Part bekommt man im dritten Stück zu hören. Erneut also ein sehr ungewöhnliches Album, was auch durch die Spieldauer der einzelnen Stücke unterstrichen wird (das dritte geht fast eine halbe Stunde), dessen Schöpfer (Fredy Schnyder schreibt nach wie vor alle Songs und Texte) sich offenbar nicht im Geringsten um irgendwelche Genregrenzen schert.

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"Andromeda Awaiting" (2010) ist dann im krassen Gegensatz zum Vorgänger fast ausschließlich mit nicht elektronisch verstärkten Instrumenten eingespielt worden (lediglich eine kaum verzerrte E-Gitarre kommt ab und zu zum Zuge und erinnert ein wenig an ältere OPETH, dies war auf dem Vorgängeralbum auch schon öfter zu hören). Ich würde hier von einer Mischung als Neofolk, Neoklassik, World Music und Jazz sprechen - gänzlich ohne typische Rock- oder Metalelemente.
Neben den auf "Knell" benutzten Instrumenten gibt es hier auch noch eine Kirchenorgel und Saz Baglama zu hören (letztere sorgt zusammen mit Oud für einen verstärkt orientalischen Touch bei einigen Stücken) die Produktion wirkt (nicht zuletzt auch durch das fehlen verzerrter E-Gitarre) sehr natürlich, transparent und dynamisch und ist wirklich etwas für absolute Feinschmecker!
Trotz nicht vorhandener Härte muss man hier keinesfalls befürchten, dass die Musik kontrastlos vor sich hinplätschert, es passiert viel in den Stücken, die bis zu 16 Minuten lang gehen. Allerdings haben sie eine eher ruhige, entspannende Wirkung, die zum Träumen einläd und einfach perfekt für dunkle Herbst- und Winterabende ist. Aufmerksames Zuhören ist hier jedoch sicher besser, als die CD nebenher laufen zu lassen, denn eingängig ist das alles trotz Atmosphäre nicht wirklich. Die Band scheut sich auch nicht, mal fast minutenlang nur die Flöte einzusetzen, meist sind aber mehrere Instrumente in den unterschiedlichsten Zusammenstellungen zu hören, sodass sich auch hier eine enorme Dynamik entwickelt. Auch improvisiert wirkende Passagen gibt es, aber atmosphärische Melodien und Klangkulissen bestimmen trotz aller Komplexität das Bild, sodass auch Jazz-Ablehner gefallen an dem Album finden dürften (sofern eine Affinität für ruhigere, folk-artige Musik vorhanden ist).

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2011 erschien bereits mit " Golden Age" eine weitere Scheibe. Und natürlich ist auch diese wieder anders als der Vorgänger.
Wurlitzer Electric Piano, Saxophon, Oboe etc. hört man hier neben vielen Instrumenten der Vorgängeralben.
Außerdem gibt es nun auch gesanglich verstärkung für Maria D'Alessandro und Patrick Schaad, in Form von Christian Kolf (der hier tatsächlich einen kurzen Growl-Part übernimmt) und Anna Murphy, die sonst bei ELUVEITIE singt - aber keine Angst, hier gibt es musikalisch nichts Kitschiges und soundtechnisch ist auch dieses Album natürlich wieder alles andere als Plastik, außerdem macht Anna einen wirklich hervorragenden Job.
Überhaupt werden hier erneut alle Register der Komponierkunst gezogen, die Stücke sind trotz aller Atmosphäre in ihrem Verlauf oft ziemlich unvorhersehbar, man weiß nie, was als nächstes Passiert (oft auch nicht, wann ein Stück zu Ende ist). So sind die ersten drei Stücke, wie schon auf dem Vorgängeralbum allesamt sehr ruhig (von denen das erste am ehesten als ruhiger, folk-beeinflusster Progressive Rock bezeichnet werden kann, inklusive Opeth-artiger, sphärischer Leadgitarre), das vierte ist nach einem eher neofolkartigen und einem ruhig-jazzigen Stück wieder etwas "prog-rockiger", während im fünften dann nach einem ruhigen Anfang unvermittelt auch eine sehr Harte E-Gitarre zu hören ist (allerdings ebenfalls nur sparsam eingesetzt und - wie fast immer bei Nucleus Torn - in gemäßigtem Tempo). Auch hier ist es natürlich wieder ein enorm spannender Wechsel aus ruhigen und harten Passagen, auch sehr dramatische Momente, welche bei mir ordentlich Gänsehaut erzeugen kommen des Öfteren! Das Finale des Albums ist dann einfach nur mächtig!

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Letztes Jahr erschien mit "Street Lights Fail" der erste Teil, der als Abschluss geplanten Zwillingsalben (der nächste Teil soll noch diesen Sommer kommen und "Neon Light Eternal" heißen).
Ja, Fredy hat vor, NUCLEUS TORN hiermit zu Grabe zu tragen, was ich schade, aber sehr konsequent finde - er meint, er habe nun musikalisch alles gesagt und ohnehin erstmal keine Zeit für Musik. Nun - wenn das kommende, letzte Album ebenso genial wird wie dieses, verstehe ich ihn.
Es ist zwar eine durchaus harte Nuss, die es sich aber zu knacken lohnt (es hat bei mir sicher 10 Durchläufe gedauert, bis ich es so richtig großartig fand, vorher gefielen mir die auch schon sehr ungewöhnlichen aber irgendwie dennoch etwas zugänglicheren Vorgängeralben besser). Leider gibt es hier nur knapp 39 Minuten Spielzeit auf drei Stücke verteilt, von denen das erste und das letzte sehr ruhig sind, das zweite aber so plötzlich ohne Vorwarnung mit harten Gitarren anfängt, dass man beim ersten Hören fast vom Stuhl fällt (übrigens abermals eine großartige, extrem dynamische Produktion).
Es ist einfach unmöglich in Worte zu fassen, wie sich die Musik hier abermals zum Vorgänger verändert hat, und dennoch alles eindeutig nach NUCLEUS TORN klingt. So möchte ich auch hier nicht viel zur Musik schreiben, außer, dass hier erstmals alle Gesangsparts von Anna Murphy kommen, was aber absolut nicht eintönig wirkt, da sie eine wirklich fantastische Arbeit abgeliefert hat und deutlich vielseitiger geworden ist. Die Instrumentenvielfalt ist auch ein wenig zurückgefahren worden, aber hört es euch einfach selbst an! Reinhören in einzelne Stücke dürfte allerdings nicht immer den richtigen Eindruck vermitteln, da die Songs untereinander oft zu unterschiedlich sind und auch oft erst im Albumkontext ihre volle Wirkung entfalten.

Hier könnt ihr euch ein Bild von der Musik machen:
http://nucleus-torn.bandcamp.com/

Ich selbst komme tatsächlich immer mehr zu dem Schluss, dass ich keine genialere Musik aus den letzten 5 bis 10 Jahren kenne, bin wirklich extrem gespannt aufs kommende, letzte Album!

Hier ist übrigens noch ein sehr aufschlussreiches Interview mit Bandkopf Fredy Schnyder, der sich selbstbewusst und manchmal auch ein wenig kurz angebunden gibt (was bei einigen der Fragen aber irgendwie auch verständlich ist), außerdem bekommt man hier einen kleinen Einblick in seinen sehr vielseitigen Musikgeschmack, der einem klar werden lässt, wie solch eigenständige Musik zustande kommen konnte:
http://www.lordsofmetal.nl/en/interviews/view/id/5144

https://www.facebook.com/nucleustorn.official?fref=nf
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Pavlos » 10. März 2015, 22:05

Zunächst mal DANKE für solche Threads!!

In Sachen NUCLEUS TORN hab ich mich bisher nur mit einer Scheibe beschäftigt: "Andromeda Awaiting". Ein Kumpel drückte mir vor ein paar Jahren´ne CD-R in die Hand und meinte, dass ich mir doch bitte mal diese, ich zitiere, "außergewöhnliche Musik" anhören soll. Gesagt, getan....und ich fand es auch wirklich wunderschön (das ist tatsächlich das Wort, welches mir zuerst in den Sinn kommt, wenn ich an die Scheibe denke)....aber irgendwie war es auch unglaublich anstrengend (im Sinne von: Das Zusammenführen der einzelnen Stile und Stimmungen zu einem sinnvollen Ganzen) und an jenem Tag vielleicht ein bisschen too much für mich, aber die Zutaten stimmten (Abwechslung, Melancholie, Anspruch, etc.) und ich werde die Band, angestachelt durch diesen Thread hier, wieder angehen.

Ach ja, was mir auf jeden Fall imponierte war die Aufmachung der Scheibe (Digipak im DIN A5 Format, schöne Bilder, alle Texte), als ich sie dann mal bei besagtem Kumpel in den Händen hielt. Ich glaub, ich leg mir das jetzt einfach mal zu....
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Fire Down Under » 10. März 2015, 22:34

Ja, solche Threads sind wirklich Gold wert, gibt es leider mittlerweile viel zu selten hier.

Vom lesen her macht das so den Eindruck, als hätte die Band (das Projekt?) eine ähnliche musikalische Herangehensweise wie SIGH, das finde ich interessant. Habe mir dann mal wahllos 2, 3 Lieder angehört, die ich zwar schön finde, aber mich noch nicht so recht gekickt haben. Werde es irgendwann aber nochmal probieren.
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 10. März 2015, 23:44

Pavlos hat geschrieben:Zunächst mal DANKE für solche Threads!!

In Sachen NUCLEUS TORN hab ich mich bisher nur mit einer Scheibe beschäftigt: "Andromeda Awaiting". Ein Kumpel drückte mir vor ein paar Jahren´ne CD-R in die Hand und meinte, dass ich mir doch bitte mal diese, ich zitiere, "außergewöhnliche Musik" anhören soll. Gesagt, getan....und ich fand es auch wirklich wunderschön (das ist tatsächlich das Wort, welches mir zuerst in den Sinn kommt, wenn ich an die Scheibe denke)....aber irgendwie war es auch unglaublich anstrengend (im Sinne von: Das Zusammenführen der einzelnen Stile und Stimmungen zu einem sinnvollen Ganzen) und an jenem Tag vielleicht ein bisschen too much für mich, aber die Zutaten stimmten (Abwechslung, Melancholie, Anspruch, etc.) und ich werde die Band, angestachelt durch diesen Thread hier, wieder angehen.

Ach ja, was mir auf jeden Fall imponierte war die Aufmachung der Scheibe (Digipak im DIN A5 Format, schöne Bilder, alle Texte), als ich sie dann mal bei besagtem Kumpel in den Händen hielt. Ich glaub, ich leg mir das jetzt einfach mal zu....

Freut mich, dass nun doch noch Reaktionen auf meinen Thread kommen!
Wenn du "Andromeda Awaiting" schon anstrengend findest, dann warte mal, bis du die beiden Nachfolger gehört hast - bei der Scheibe gab's ja immerhin noch keine harten Ausbrüche, die so unerwartet kommen, dass man erstmal völlig baff ist, da man bei dieser Art von Musik, so vielseitig sie auch auf "Andromeda Awaiting" schon ist, einfach nicht damit rechnet.
Als Einstieg wäre vielleicht das Debüt und die EP-Sammlung, oder, wenn es ruhig etwas häufiger härter (und atmosphärisch) sein kann auch "Knell" am geeignetsten. Die letzten zwei bis drei Alben sind schon echt was für "Fortgeschrittene"...
Ja, die CDs sind auch alle exakt gleich aufgemacht, sehen schon schick aus, einzig nervig ist, dass die kein Tray für die CD haben. Hab mir jetzt extra einfach bei schlichten PVC-Plastikschutzhüllen für CDs unten die beiden Ecken abgeschnitten, damit ich die CD damit reinschieben kann (einige waren nämlich beim Neukauf schon leicht zerkratzt). Etwas störend ist auch die zu kleine Schriftgröße und die sehr dünne Strichstärke - ohne Lupe ist das teilweise echt schwer zu lesen... (das Debüt habe ich immerhin als Vinyl, da geht's besser - ist aber neben der "Krähenkönigin" auch das einzige, was von Nucleus Torn bisher auf Vinyl erschienen ist)
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 10. März 2015, 23:47

Fire Down Under hat geschrieben:Ja, solche Threads sind wirklich Gold wert, gibt es leider mittlerweile viel zu selten hier.

Vom lesen her macht das so den Eindruck, als hätte die Band (das Projekt?) eine ähnliche musikalische Herangehensweise wie SIGH, das finde ich interessant. Habe mir dann mal wahllos 2, 3 Lieder angehört, die ich zwar schön finde, aber mich noch nicht so recht gekickt haben. Werde es irgendwann aber nochmal probieren.

Danke!
Es ist auch echt schwierig, sich anhand von zwei, drei Songs ein Urteil über die Musik zu bilden. Es gibt sicher locker zehn verschiedene Stücke von Nucleus Torn, die fast keine Ähnlichkeiten untereinander aufweisen.
Im Albumkontext erschließen sich einem erst so richtig die Klasse, aber auch die kompromisslose Andersartigkeit der Musik.
Das Debüt und das neueste Album sind mit unter 40 Minuten die kürzesten Scheiben (bis auf die EPs), vielleicht hörst du dir die einfach mal komplett an.
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Fire Down Under » 11. März 2015, 10:41

Acrylator hat geschrieben:
Fire Down Under hat geschrieben:Ja, solche Threads sind wirklich Gold wert, gibt es leider mittlerweile viel zu selten hier.

Vom lesen her macht das so den Eindruck, als hätte die Band (das Projekt?) eine ähnliche musikalische Herangehensweise wie SIGH, das finde ich interessant. Habe mir dann mal wahllos 2, 3 Lieder angehört, die ich zwar schön finde, aber mich noch nicht so recht gekickt haben. Werde es irgendwann aber nochmal probieren.

Danke!
Es ist auch echt schwierig, sich anhand von zwei, drei Songs ein Urteil über die Musik zu bilden. Es gibt sicher locker zehn verschiedene Stücke von Nucleus Torn, die fast keine Ähnlichkeiten untereinander aufweisen.
Im Albumkontext erschließen sich einem erst so richtig die Klasse, aber auch die kompromisslose Andersartigkeit der Musik.
Das Debüt und das neueste Album sind mit unter 40 Minuten die kürzesten Scheiben (bis auf die EPs), vielleicht hörst du dir die einfach mal komplett an.

Jo, das war mir schon bewusst, dass da einzelne Songs nicht wirklich aussagekräftig sind und man sich bei derartigen Bands/Projekten komplette Alben anhören muss. Wie gesagt, ich versuche es auf jeden Fall nochmal, vor allem da sich das Geschriebene so liest, dass ich mir sicher bin, dass mir die Musik gefallen müsste. Besonders die Beschreibung zum letzten Album liest sich extrem spannend.

Ich werde berichten!
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 12. März 2015, 23:05

Ja, mach mal, die zweite ist, wie gesagt, auch noch sehr als Einstieg zu empfehlen (hab übrigens die Beschreibung noch ein wenig korrigiert, nachdem ich gestern im Zug nochmal die zweite und vierte Scheibe gehört habe).
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Ulle » 13. März 2015, 10:09

So, jetzt hab ich mich auch endlich mal damit befasst und finde das doch sehr interessant, obwohl das normalerweise gar nicht so mein Gebiet ist. Mit "Street Lights Fail" war der Einstieg tatsächlich ungewohnt, während "Knell" gleich ziemlich gut reinlief und wirklich tolle Melodien hat.
Tatsächlich ist es aber einfach so, dass ich wohl schlicht kein Neofolker bin und auch noch nie so der Fan von plötzlich hereinbrechenden Schrammelgitarren war. Dennoch gefallen mit NUCLEUS TORN schon vom ersten Eindruck her besser, als alles was ich sonst aus diesem Bereich gehört habe.
Momentan steht mir der Sinn einfach nach anderer Musik, aber ich werde den Thread mal bookmarken und im November dann evtl. ein Experiment starten :smile2:
Allgemein gibt es zu wenige solcher Threads. Ich würde ja auch hin und wieder mal einen eröffnen, glaube aber, dass das Interesse da dann noch wesentlich bescheidener sein würde :lol:
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Fire Down Under » 13. März 2015, 21:37

Ulle hat geschrieben:Momentan steht mir der Sinn einfach nach anderer Musik

Hast Du mal bei WORLD'S END GIRLFRIEND reingehört, die ich im "...or no Metal at all"-Thread vorgestellt hab?
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Ulle » 14. März 2015, 00:45

Ähm, nö, hab ich tatsächlich gar nicht gesehen...muss ich mal gucken :smile2:
Passt das zu meiner momentanen Morbid Angel-Phase?
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Fire Down Under » 14. März 2015, 09:38

Ulle hat geschrieben:Ähm, nö, hab ich tatsächlich gar nicht gesehen...muss ich mal gucken :smile2:
Passt das zu meiner momentanen Morbid Angel-Phase?

Äh... nicht wirklich... :lol:
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 15. März 2015, 23:48

Ulle hat geschrieben:So, jetzt hab ich mich auch endlich mal damit befasst und finde das doch sehr interessant, obwohl das normalerweise gar nicht so mein Gebiet ist. Mit "Street Lights Fail" war der Einstieg tatsächlich ungewohnt, während "Knell" gleich ziemlich gut reinlief und wirklich tolle Melodien hat.
Tatsächlich ist es aber einfach so, dass ich wohl schlicht kein Neofolker bin und auch noch nie so der Fan von plötzlich hereinbrechenden Schrammelgitarren war. Dennoch gefallen mit NUCLEUS TORN schon vom ersten Eindruck her besser, als alles was ich sonst aus diesem Bereich gehört habe.
Momentan steht mir der Sinn einfach nach anderer Musik, aber ich werde den Thread mal bookmarken und im November dann evtl. ein Experiment starten :smile2:
Allgemein gibt es zu wenige solcher Threads. Ich würde ja auch hin und wieder mal einen eröffnen, glaube aber, dass das Interesse da dann noch wesentlich bescheidener sein würde :lol:

Danke!
Wobei ich gerade denke, dass die letzten beiden Alben noch viel eher was für dich sein müssten als "Knell", da die doch einiges an Jazz-Elementen und auch noch ein paar unvorhersehbarere Momente bieten (im letzten Stück von "Golden Age" gibt's auch Saxophonsoli und überhaupt geniale Steigerungen/Wechsel). Und gerade die letzte ist ja auch gar nicht mehr so neofolklastig. Finde eh, bis auf die Sachen bis zum Debüt plus "Andromeda Awaiting" kann man die nicht wirklich in die Neofolk-Ecke stecken, das ist eigentlich mehr Progressive Rock mit Neofolk/World Music, Jazz, Klassik (der unkitschigsten Sorte), und etwas Metal. "Golden Age" erinnert mich auch sehr häufig ein wenig an Opeth, nur dass hier noch mehr akustische Instrumente zum Zuge kommen.
Das sind inzwischen echt totale Meisterwerke für mich, auch wenn's gerade beim letzten Album eine ganze Weile gedauert hat.
Ist aber tatsächlich eher was für die kalte, dunkle Jahreszeit.
Zuletzt geändert von Acrylator am 22. Januar 2016, 22:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 21. Oktober 2015, 19:25

So, das erste Bisschen Musik vom kommenden Abschiedsalbum ist veröffentlicht, das Album soll am 6. November erscheinen:

Bei 8 Minuten von einem 23-Minuten Stück kann man natürlich nach einem Durchlauf nicht viel sagen, außer, dass es wieder einzigartig nach Nucleus Torn klingt. Öfter höre ich mir das jetzt auch nicht an und warte lieber auf die CD, bin schon sehr gespannt!

Einen etwas blöden Beigeschmack hat für mich, dass am selben Tag auch eine Box mit 5.1-Versionen aller Alben und EPs der Band, verteilt auf drei DVDs als Artbook erscheinen wird. Darauf sollen auch zwei exklusive EPs, "A Promise Of Sunlight" und "Waywaters" zu hören sein. Es gibt keine Infos darüber, was das genau ist und wann die aufgenommen wurden. Sind es komplett exklusive Songs oder Neueinspielungen/Alternativversionen/Coversongs?
Es wurmt mich ja schon etwas, dass diese EPs dann anscheinend nur in der Box zu haben sein werden, da ich schon alle Stücke von der Band haben möchte, aber nicht 85 Euro für eine auf 187 (!) Stück limitierte Box ausgeben will, in der dann für mich nur ein neues Album und die besagten EPs mit insgesamt 50 min Spielzeit sind - zumal ich keine Surround-Anlage besitze und im Arbeitszimmer (wo ich am meisten Musik höre) auch keinen DVD-Player...
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Re: NUCLEUS TORN - Musik für scheuklappenlose Gourmets

Beitragvon Acrylator » 9. Februar 2016, 17:32

Inzwischen ist das letzte Album tatsächlich mein Album des Jahres geworden!
Es ist schon ein ziemlicher Brocken (trotz der kurzen Spielzeit), aber gleichermaßen originell wie mitreißend. Und der Begriff "Meisterwerk" ist hier sicher nicht zu hoch gegriffen!
Neofolk ist hier höchstens noch in einem Flötenpart im ersten Stück zu erkennen, eigentlich ist das wirklich origineller und einzigartiger Progressive Rock mit Metal-Elementen im zweiten Stück, aber auch mit Elementen aus Jazz und Klassik.
Der Songaufbau ist oftmals so überraschend, dass es sich auch nach mehreren Durchläufen noch nach einer abenteuerlichen Reise durch die Welt des menschlichen Daseins in so gut wie all seinen unterschiedlichen Aspekten anfühlt (was sich textlich auch gut widerspiegelt).

Hier übrigens noch ein Interview mit dem Bandkopf, der sich wie gewohnt extrem selbstbewusst gibt (wobei ich ihm in so gut wie allen Punkten zustimmen muss):
http://www.metal.de/gothic-darkwave/int ... t-eternal/

Und noch eins, mit ein paar zusätzlichen, interessanten Iinformationen:
http://www.metal1.info/interviews/nucleus-torn-2016/
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