Hier mal ne kleine Einleitung
Ähnlich wie bei King Crimson, tun sich viele knallharte 70s-Progfans auch mit Gentle Giant anfangs schwer.
Beginnt man mit dem "falschen" Album, oder ist gerade nicht in perfekter GG-Laune, überfordern einen die Multiinstrumentalisten gerne mal.
Satzgesänge, collagenartige Songaufbauten, fast schon mittelalterlich wirkende Passagen, dann wieder Jazz-Geliebäugel, typisch-untypische Canterbury Parts und dazwischen etliche Instrumente, die man jetzt gerade gar nicht erwartet hat, die aber auch schon wieder weg sind, bevor man sie richtig registriert oder sich an sie gewöhnt.
Eingängige, oft auch wunderschöne Melodien, die abrupt enden, oder einfach total unerwartet weitergeführt werden. Der mehrstimmige Gesang & die Kanons, also Stilmittel, die den Zugang meist erleichtern, werden von Gentle Giant eben oft gerade nicht so eingesetzt, dass dies der Fall sein könnte, da entweder eine plötzliche Wendung kommt, oder die Harmonien mal kurz disharmonisch wirken, es aber natürlich nicht sind.
Ebenfalls ganz anders: Die Stücke sind in der Regel alle eher kurz gehalten. Während andere Progbands also in Parts schwelgen, reißen Gentle Giant diese gerne mal schnell runter und man wartet vergeblich auf eine Fortführung oder Wiederholung. Ein Gentle Giant-Song kann nur vier Minuten dauern, dabei aber nicht weniger Parts & Breaks beinhalten, als ein Genesis-Song, der drei Mal so lange geht. Sicher wird auch hier mal die 7er oder (eher selten) 9er-Marke geknackt, aber Epen im Stil von "Tarkus", "Close to the Edge" oder "Supper's Ready" gibt es nicht.
Was die Band aber mit all den anderen Prog-Größen von damals gemeinsam hat? Sie klingen unverwechselbar!
Was musikalisches Können angeht, sind Gentle Giant sogar ganz vorne mit dabei. Keiner der Musiker ist auf ein Instrument beschränkt, was sicherlich auch ein Grund dafür sein dürfte, warum diese Band den Hörer wirklich fordert.
Lasset die Spiele beginnen